Die Spielregeln für die nationalen Wahlen änderten vor vier Jahren, die Folgen sind jetzt ersichtlich. Früher musste eine Zürcher Mutterpartei (zum Beispiel die SP) für jede Unterliste (etwa für die Juso) 400 beglaubigte Unterschriften einreichen. Diese Unterschriftenhürde fiel im Wahljahr 2019 für etablierte Parteien weg, was zunächst weitgehend unbemerkt blieb.
Die CVP Aargau (heute Mitte-Partei) witterte aber eine Chance. Sie trat gleich mit 127 Kandidaturen auf neun Listen an – obwohl sie im Nationalrat gerade mal einen Sitz hielt. Die Unterlisten trugen Titel wie «CVPLA – Für die Land- und Ernährungswirtschaft», «CVPCS – Für die Christlichsozialen» oder «CVPFT – Für das Fricktal». Damit war die Partei im Wahlcouvert überrepräsentiert und sprach spezifische Wählerinnen- und Wählergruppen an. Ausserdem vergrösserten die Unterlisten den Kreis der Kandidierenden, welche ihre Freunde und Bekannten zur Wahl animierten.
Die Taktik ging auf. Die CVP gewann einen zweiten Sitz, entscheidend waren laut der Leiterin des Aargauer Wahlbüros die Unterlisten. Die Partei erhöhte ihren Wahlanteil von 8,6 auf 9,9 Prozent, wobei die Hauptliste bloss 6,9 beisteuerte.
Möchten Sie weiterlesen?
Nichts ist gratis im Leben, auch nicht Qualitätsjournalismus aus der Region. Wir liefern Ihnen Tag für Tag relevante Informationen aus Ihrer Region, wir wollen Ihnen die vielen Facetten des Alltagslebens zeigen und wir versuchen, Zusammenhänge und gesellschaftliche Probleme zu beleuchten. Sie können unsere Arbeit unterstützen mit einem Kauf unserer Abos. Vielen Dank!
Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor
Digital-Abo
Mit dem Digital-Abo profitieren Sie von vielen Vorteilen und können die Inhalte auf zueriost.ch uneingeschränkt nutzen.