Der Wahlsonntag war nicht einfach für die SVP. Erneut – wie schon vor vier Jahren – musste sie herbe Verluste einstecken. In Wetzikon und in Dübendorf verliert sie einen Stadtratssitz. In Illnau-Effretikon verpasst sie ein weiteres Mal den Einzug in die Exekutive und in Uster fliegt sie ganz aus dem Stadtrat. Wer nun aber einen Linksrutsch vermutet, der liegt falsch. Vielmehr kann man eine deutliche Tendenz zur Mitte ausmachen. Beispielweise in Illnau: Dort verlor auch die SP ihren zweiten Stadtratssitz, Gewinnerin war die Mitte. Und im Parlament hat die FDP zugelegt.
Was augenfällig ist im ganzen Oberland: Die Wahlbeteiligung war ausserordentlich tief. Sogar in Gemeinden, in denen es wirklich um eine Richtungswahl ging wie in Bubikon waren es nicht mehr als 35 Prozent. Wer seine Wähler mobilisieren konnte, hatte gute Chancen, sogar überproportional zuzulegen. Zum Beispiel Wetzikon: Hier hatte die SVP mit Heinrich Vettiger einen Stadtrat am Start, der als Person genügend Stimmen bekommt, um ein hervorragendes Ergebnis zu erreichen. Aber der Partei ist es dennoch nicht gelungen, den zweiten Sitz zu halten. Dafür sind nun die Grünen im Stadtrat, die mit Christine Walter-Walder eine bekannte Persönlichkeit an den Start geschickt haben.
Allerdings reicht Bekanntheit alleine nicht, wie das Beispiel von Benjamin Fischer (SVP) in Volketswil zeigt. Der Jung-Nationalrat hat die Wahl in den Gemeinderat verpasst. Aber in Volketswil hatte die SVP an diesem Wahlwochenende ohnehin einen sehr schweren Stand.
Über alles hinweggesehen zeigt sich wie andernorts auch im Oberland ein Trend zur Mitte mit Tendenz nach Links-Grün. SVP und SP verlieren, Grüne, GLP und FDP gewinnen. Alles weit entfernt von einem Rutsch aber dennoch so, dass man zwei Erkenntnisse aus dem Wahlsonntag gewinnen kann: Erstens, die SVP leidet in den Kommunalwahlen noch immer unter ihrem teilweise problematischen Image auf nationaler Ebene. Und zweitens, Grüne, GLP und seit neuestem auch die FDP profitieren von der Klimadebatte, die unzweifelhaft auch die Gemeinden und die Städte erreicht hat.
Diesen Zug allerdings verpasst hat die SP, die auch eher zu den Verlierern dieses Sonntags gehört. GLP und Grüne haben ihr den Rang abgelaufen. Offensichtlich haben sie das Wahlvolk viel konkreter abholen können. In den nächsten vier Jahren muss sich nun zeigen, ob die Gewählten in Parlamenten und Exekutiven die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen können. Das wird ein heftiges Stück Arbeit, denn wie immer liegt der Teufel im Detail. Es müssen Lösungen für die Probleme gefunden werden und das ist in unserer Demokratie nur mit Kompromissen möglich. Deshalb ist die Stärkung der Mitte wohl der folgerichtige Schritt. In den nächsten vier Jahren werden wir sehen, ob es die Wahlsieger 2022 gepackt haben.
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