Schafft SVP Rückkehr in den Illnau-Effretiker Stadtrat?
Drei Rücktritte, elf Kandidaten, sieben Sitze und ein freiwerdendes Präsidium: Der Wahlkampf um den Stadtrat von Illnau-Effretikon verspricht in diesem Jahr ein ausserordentlich spannendes Rennen.
Der 15. April 2018 ist in die Annalen Illnau-Effretikons eingegangen. Nicht nur hat die Stimmbevölkerung an jenem Tag zum ersten Mal einen sieben-, statt einen neunköpfigen Stadtrat gewählt. Sie hat auch zum ersten Mal seit der Einführung der parlamentarischen Strukturen 1974 der SVP eine Vertretung in der Exekutive verweigert.
Das Votum ist einer massiven Abstrafung gleichgekommen: Zwei Stadträte wurden abgewählt, den dritten, frei werdenden Sitz verlor die SVP an die GLP. Gleichzeitig konnte sie im Parlament aber noch ihre Position als stärkste Kraft wahren.
Dieses Ungleichgewicht zwischen den politischen Gewalten will die SVP nun unbedingt zu korrigieren. Mit Daniel Huber und René Truninger schickt sie hierzu zwei gestandene Parlamentarier ins Rennen. Die grosse Frage am Wahlsonntag vom 27. März lautet deshalb: Gelingt ihr die Rückkehr in die Exekutive?
Drei Sitze werden geräumt
Grundsätzlich kommt der SVP dabei die Ausgangslage entgegen. Der Stadtrat wird einen Umbruch erfahren, gleich mehrere langjährige Amtsträger werde ihre Posten im Sommer räumen. Neben der Schulpräsidentin Erika Klossner (FDP, seit 2002) und Sicherheitsvorsteherin Salome Wyss (SP, seit 2010) nimmt auch der Stadtpräsident Ueli Müller (SP, seit 2011) den Hut.
Freilich stehen auch die anderen etablierten Parteien unter Zugzwang. So versucht die FDP, deren zwei Vertreter Marco Nuzzi (Hochbau) und Philipp Wespi (Finanzen) sich zur Wiederwahl stellen, den frei werdenden Sitz von Erika Klossner mit Parlamentsmitglied Michael Käppeli zu verteidigen.
Die SP schickt dagegen mit dem Jungpolitiker Maxim Morskoi und der arrivierten Kantonsrätin Brigitte Röösli gleich zwei Abgeordnete ins Rennen, um ihre beiden Sitze zu verteidigen. Immerhin kandidiert mit Samuel Wüst (Gesellschaft) noch ein bisheriger SP-Stadtrat.
Alt-Nationalrätin für die Mitte
Delikat ist das Angebot auch in der politischen Mitte, die seit vier Jahren durch den Grünliberalen Tiefbauvorsteher Erik Schmausser vertreten wird. Zwölf Jahre, nachdem die CVP ihren Sitz im Stadtrat verloren und sich mit der Unterstützung anderer Kandidaturen begnügt hat, versucht sie diesen unter dem neuen Namen «Die Mitte» zurückzuholen.
Schaffen will sie dies mit dem Politschwergewicht Rosmarie Quadranti. Die langjährige Volketswiler Schulpflegepräsidentin war für die BDP acht Jahre lang im Nationalrat aktiv und kann deshalb trotz wenig stadtbezogener Vergangenheit auf ihren bekannten Namen bauen.
Abgerundet wird das Kandidatenfeld schliesslich durch den Kirchenpfleger und ehemaligen Parlamentarier Heinrich von Bassewitz, der nach dem Ausschluss aus der SVP (2017) sein Glück bereits zum zweiten Mal mit seiner eigenen «Heiri-Partei» (HRP) versuchen wird.
Dreikampf ums Präsidium
Nicht die grösste, wohl aber die prominenteste Frage dürfte indessen diejenige nach dem Stadtpräsidium sein. Um die Nachfolge von Ueli Müller bewerben sich nämlich nicht weniger als drei Kandidaten: Parteikollege Samuel Wüst (SP, Gesellschaft), Hochbauvorsteher Marco Nuzzi (FDP) und SVP-Stadtratskandidat René Truninger, der nicht nur seiner Fraktion im Stadtparlament vorsteht, sondern auch im Kantonsrat sitzt.
Übrige Behörden übersichtlicher
In den Behörden ist das Gerangel um die zu vergebenden Posten dagegen überschaubarer. Während es bei der Bau- und der Sozialbehörden keine Kampfwahlen gibt, kommen bei der Schulpflege neun Kandidierende auf acht Posten. Neben den drei Bisherigen Clarissa Grélat (FDP), Anna Kristina Konrad (FDP) und Aime Tuchschmid (parteilos) bewerben sich neu Angela Hürzeler (Die Mitte), Aline Keyerleber (SVP), Marco Künzler (parteilos), Christina Nietlisbach (SVP), Maria José Rensch (Die Mitte) sowie Bruno Ulli (SP).
Für die reformiert-evangelische Kirchenpflege, die neu nur noch aus sieben Köpfen bestehen wird, sind es ebenfalls neun Kandidierende – allerdings in einer etwas eigenartigen Konstellation: Ein Gruppe «aufmerksamer Kirchgänger» hat nämlich eine eigene Liste eingereicht und dabei den Bisherigen Kilian Meier entgegen seinem Willen als Präsidiumskandidaten nominiert. So kommt es zu einer Kampfwahl ums Präsidium, die eigentlich gar keine ist.
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