Eine Minute vor Schluss spielte Roger Keller seine letzte Karte. Der Trainer des EHC Wetzikon ersetzte seinen Torhüter durch einen Feldspieler. Da der Wetziker Stürmer Adrian Rykart kurz zuvor aber eine Fünfminutenstrafe kassiert hatte, sorgte Keller mit seinem Zug letztlich nur dafür, dass das Heimteam die verbleibende Zeit zumindest bei numerischem Gleichstand absolvieren konnte.
Die Wetziker erarbeiteten sich in der turbulenten Schlussphase tatsächlich noch Ausgleichschancen. Am Schluss aber stand der Oberländer Erstligist nach der 2:3-Niederlage trotzdem mit leeren Händen da. Er war schlicht zu spät aufgewacht, hatte zu spät den unbedingten Siegeswillen und die nötige Wucht an den Tag gelegt, die es von Anfang gebraucht hätte, um die stark spielenden Aroser zu schlagen.
«Ein gutes Drittel reicht einfach nicht», sagte Keller hinterher und sprach damit die letzten 20 Minuten an, in denen seine Mannschaft ein ganz anderes Gesicht gezeigt hatte als vorher. Er habe ihr in der zweiten Pause und beim Spielstand von 1:3 gesagt: «Wir haben nichts mehr zu verlieren». Beinahe wäre es tatsächlich noch aufgegangen.
Eine Kopfnuss zum Auftakt
Die zentrale Frage vor dem Spiel war gewesen, wie der EHC Wetzikon auf die 2:7-Niederlage vom Samstag – so deutlich hatte er seit Oktober 2016 nicht mehr verloren – reagieren würde. Wiedergutmachung sei angesagt, verlangte Trainer Keller unmissverständlich.
Sein Team fand vor rund 1200 Zuschauern zwar gut ins Spiel, erwischte aber dennoch einen Horrorstart. Schon in der 2. Minute lief das Heimteam in einen mustergültigen Konter der Gäste. An dessen Ende lenkte Flavio Cola einen perfekten Pass von Patrick Bandiera am chancenlosen Yannik Peter vorbei.
Keller hatte im Tor erneut auf den 21-Jährigen gesetzt, der sich im Bündnerland nach fünf Gegentreffern entnervt hatte auswechseln lassen. Die Wahl des Trainers erwies sich als richtig, zeigte Peter doch zahlreiche gute Paraden. Nach dem frühen 0:1, das Benjamin Schenk (4.) umgehend korrigierte, war Peter auch bei den zwei weiteren Aroser Gegentoren machtlos. Sowohl Ramon Pfranger (21.) als auch Reto Amstutz (38.) trafen in Überzahl.
Während die bissigen Bündner in Überzahl zwingend agierten und sich da den wegweisenden Vorteil schufen, bleibt das Wetziker Powerplay eine Baustelle – obwohl Luca Luchsinger das 2:3 ebenfalls erzielte, als ein Aroser auf der Strafbank sass. Es war das erste Powerplaytor des EHCW in der Finalserie überhaupt. Keller weiss, woran es krankt. «Wir suchen immer den Wunderpass, anstatt zu schiessen», ärgerte er sich.
Der Glaube lebt
Vor ihrer vehementen Reaktion in Schlussabschnitt, die die Aroser kräftig ins Rotieren brachte, wirkten die Wetziker lange Zeit seltsam harmlos. Sie versuchten zwar, das Heft in die Hand zu nehmen. Doch der Titelverteidiger agierte zu unsortiert, seine Passqualität war zu wenig gut und die Angriffsauslösungen zu wenig präzise, um dauerhaft Druck erzeugen zu können.
Zu Chancen kam Wetzikon gleichwohl. Weil eine offensiv so talentierte Mannschaft wie der EHCW auch dann zu Möglichkeiten kommt, wenn die Angriffsmaschinerie stottert. Im Mitteldrittel vergab beispielsweise Stefano Pons zweimal aus bester Position das mögliche 2:2. Und in der 44. Minute schoss Nino Marzan übers Tor und verpasste damit das 3:3.
«Die Mannschaft hat im Schlussdrittel gemerkt, wozu sie eigentlich fähig ist», sagte Keller. Gleichwohl steht sie nun mit dem Rücken zur Wand und muss am Donnerstag siegen, um ihre Chance auf die Titelverteidigung zu wahren. Der Glaube daran lebt im EHC Wetzikon. Das zeigt sich im Matchprogramm. Da steht unmissverständlich: Nächstes Heimspiel, Samstag, 17.30 Uhr.
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