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Der Hinwiler Remo Freuler bei der Ankunft zum Trainingscamp in Bad Ragaz. Foto: Keystone

«Nun sind alle ein wenig eifersüchtig»

Vor dem Beginn der Nations-League-Kampagne spricht der Oberländer Nationalspieler Remo Freuler über den Wettbewerb, seine Rote Karte im EM-Viertelfinal gegen Spanien und das Treffen mit Roger Federer.

Der Hinwiler Remo Freuler bei der Ankunft zum Trainingscamp in Bad Ragaz. Foto: Keystone

Veröffentlicht am: 31.05.2022 – 08.29 Uhr

Am Donnerstag beginnt in Prag gegen Tschechien die Nations League. Wie beurteilen Sie die Ausgangslage?
Remo Freuler: Es ist gut, dass wir in der Liga A sind und dass wir auf Gegner auf sehr hohem Niveau treffen, da es nur noch sechs Spiele bis zur WM sind und diese Spiele auch als Vorbereitung dienen. Es ist eine gute Gruppe, in die wir nicht als Favorit starten. Das Ziel ist es, in der Liga A zu bleiben und so viele Punkte wie möglich zu holen.

Hat man nach einer Saison überhaupt noch Energie, um vier Spiele innerhalb von elf Tagen zu bestreiten?
Über den Zeitpunkt kann man sicherlich diskutieren und ob man noch vier Spiele reinpacken muss. Aber wir hatten ein paar Tage frei. Und irgendwie findet man immer die Kraft.

Sind die Spiele auch ein Testlauf für die WM?
Ein Testlauf nicht, dafür haben die Spiele zu viel Bedeutung, weil wir unbedingt in der Liga A bleiben wollen. Man kann etwas ausprobieren, aber nicht allzu viel.

Ist die Partie gegen Spanien eine Chance zur persönlichen Revanche, nachdem Sie im EM-Viertelfinal die Rote Karte gesehen haben?
Eine Rechnung habe ich keine mehr offen. Ich habe damit abgeschlossen. Mit dem damaligen Schiedsrichter habe ich noch einmal gesprochen, als wir mit Atalanta gegen Leipzig spielten. Es ist schön, noch einmal gegen Spanien zu spielen. Eine Top-Mannschaft, die auf viel Ballbesitz aus ist. Ich habe keine Rachegelüste, sondern Lust, gegen Spanien ein gutes Spiel zu machen.

Was hat der englische Schiedsrichter Michael Oliver denn zu Ihnen gesagt?
Er fragte, ob ich mich an die Szene erinnern könne. Klar, sagte ich. Es sei ein hartes Einsteigen gewesen, aber für mich sei diese Rote Karte in einem EM-Viertelfinal zu hart. Er sagte mir dann, dass sie in der Analyse nach der EM zum Schluss gekommen seien, dass ein solches Foul in der Vorrunde Rot sei, in einem so wichtigen Spiel aber Gelb reichen würde.

Hat die Viertelfinal-Qualifikation und das knappe Aus gegen Spanien Euch bestärkt, dass Ihr auch die Grossen an einer Endrunde schlagen könnt?
Es war für uns wichtig, dass dieser Bann gebrochen wurde und wir auch einmal ein solches Team wie Frankreich in einem so wichtigen Spiel schlagen konnten. Aber wir wollen nicht, dass es eine Eintagesfliege bleibt. Der Sieg hat uns Selbstvertrauen gegeben, dass wir gegen die Besten der Welt bestehen können.

Murat Yakin löste nach der EM Vladimir Petkovic ab. Was hat sich geändert?
Wir stehen sehr kompakt, bekommen sehr wenige Gegentore und haben unsere Chancen eiskalt ausgenützt. Wir spielen ein etwas anderes System und sind etwas variabler. Nun haben wir zwei, drei Systeme, die wir spielen können.

Wie sehen Sie Ihre Entwicklung in der Nationalmannschaft?
Es ist für jeden nicht einfach, in die Nationalmannschaft reinzukommen. Dann muss man sich nach oben arbeiten, sich mit guten Leistungen zeigen. Mein Stellenwert hat sich sehr verändert. Ich habe mittlerweile ein hohes Standing.

Sie haben den Vertrag mit Atalanta Bergamo kürzlich bis 2025 verlängert. Warum?
Es gefällt mir sehr und ich fühle mich wohl in Bergamo. Das ganze Drumherum stimmt.

Ein Liga-Wechsel war nie ein Thema?
Fussball ist ein Tagesgeschäft, da kann es schnell gehen. Aber wenn ich mich nicht wohl fühlen würde, hätte ich nicht verlängert. Mein Plan ist, noch mindestens fünf bis sechs Jahre im Ausland zu spielen.

Wie sind die sportlichen Perspektiven, nachdem Atalanta in der vergangenen Saison die internationalen Plätze verpasst hat?
Wir wollen wieder vorne angreifen und unter den Top 4 bis 6 Mannschaften sein, nachdem die Rückrunde nicht nach unserem Gusto gelaufen ist. Nach der Vorrunde, in der wir einen Vereinsrekord aufgestellt haben, sind wir in eine Negativspirale geraten.

Bei Atalanta sind Sie Teamkollege von Ruslan Malinowski, dem Nationalspieler der Ukraine. Was ist das für eine Situation?
Es war sehr schwierig für ihn, da er Familienangehörige in der Ukraine hat. Er hat gelitten und leidet immer noch. Das ist sehr belastend für ihn. Wir versuchen ihm zu helfen und reichen ihm die Hand. Das ist das, was wir machen können.

Sind solche Themen wie der Ukraine-Krieg auch in der Nationalmannschaft ein Thema?
Ja, klar. Wir kommen ja auch neben dem Platz gut miteinander aus, und dann diskutiert man auch einmal über solche Themen. Wenn man aber auf dem Platz steht, dann ist man bereit zu spielen. Das hat Malinowski in Piräus (am 24.2. –Red.) getan und zwei Tore geschossen.

Zu etwas Erfreulicherem: Roger Federer besuchte das Nationalteam im Training. Was löste dieses Treffen bei Ihnen aus?
Es war ein Traum, ihn einmal zu sehen und kennenzulernen. Das wollte ich schon immer. Wir haben eine Gruppe bei Atalanta, die sehr Fan von ihm ist. Ich habe dieser Gruppe ein Foto geschickt, nun sind alle ein wenig eifersüchtig. (Christian Finkbeiner)

Nach einigen Trainingstagen im idyllischen Bad Ragaz wartet auf die Schweizer Nationalmannschaft mit vier Spielen innerhalb von elf Tagen ein happiges Programm. Den Auftakt macht die Partie am Donnerstag in Prag gegen Tschechien, drei Tage später folgt das Spiel in Lissabon, ehe in Genf Spanien (9. Juni) und noch einmal Portugal (12. Juni) die Gegner der SFV-Auswahl sind. Nebst dem Atalanta-Mittelfeldspieler Remo Freuler aus Hinwil zählt auch Bundesliga-Profi Nico Elvedi aus Greifensee zum Aufgebot. (sda/zo)


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