Das sollten Sie über die Wetziker Parlamentarier wissen
Alles neu macht der Mai. Auf das neue Wetziker Parlament trifft die Redewendung zwar nur zum Teil zu – geändert hat sich dort aber dennoch einiges.















Das nun viel jüngere Parlament hat einige Besonderheiten aufzuweisen: So sitzen ein Ehepaar und ein Brüderpaar in der Legislative (siehe Bildstrecke).
Die Mehrheitsmacher
Die Mitte war eine der Wahlverliererinnen bei den Gesamterneuerungswahlen. Nun bildet sie zusammen mit der EVP und den runderneuerten GLP die drittgrösste Fraktion hinter der FDP-EDU- und der SVP Fraktion. Sie versteht sich als «Brückenbauerin» und hat bereits gezeigt, dass sie wechselseitig Mehrheiten bilden wird.
Fraktionslos ist mittlerweile die Alternative Wetzikon (AW) die zuvor mit der GLP zusammengespannt hatte.
Der abtretende Präsident

Urs Bürgin (FDP) war selbst überrascht, wie schnell das Jahr durch war. Er blickte in seiner gewohnt eloquenten Art auf sein Amtsjahr zurück und unterstrich doch zwei Dinge, die ihn im Ratsbetrieb trotz aller Effizienz genervt hat. «Es ist schade, dass die Mehrheit des Parlaments die lange geplante Dezember-Sitzung einfach abgesagt hat.» Diesen Pendenzenberg schiebe man so nur weiter vor sich her.
Und: Er verstehe nicht, dass Parlamentarier ans Rednerpult treten und ihre Rede mit den Worten einleiten: «Es ist zwar alles schon gesagt worden, aber…». Nur, um dann dieselben Argumente nochmals zu bringen. «Wir könnten schon effizienter arbeiten.»
Der neue Präsident und seine Vizes

Durch die Ratssitzung führt nach seiner Wahl der neue oberste Wetziker, Stefan Burch (EVP). Der neue Ratspräsident betonte in einer seiner Antrittsrede: «Als Ratspräsident braucht man manchmal auch «es bizzeli Eier», wenn man im Abstimmungsprozedere mal nicht weiss wie es weitergeht.»
Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den vielen neuen Gesichtern im Parlament. «Mir ist wichtig, dass wir sachlich bleiben und wir uns nach inhaltlichen Streitereien auch wieder in die Augen schauen können.»
Seine beiden Vizepräsidenten werden Philipp Zopp (SVP) und Neo-Parlamentarierin Rebecca Heusser (SP).
Der Amtsälteste

Christoph Wachter (SP) ist ein Ur-Wetziker und das amtsälteste Mitglied des Parlaments. Er führte durch den ersten Teil der konstituierenden Ratssitzung und warf einen Blick zurück in der städtischen Entwicklung. «Der Bahnhof Wetzikon steht symbolisch für unsere Stadt», sagte er und zeigte ein Bild von 1982.
«Alles in dieser Stadt ist punktuell passiert, eine weitsichtige Städteplanung hat jahrelang gefehlt.» Für die neuen Ratsmitglieder hatte Wachter einige wichtige Botschaften im Gepäck: «Ohne Visionen wird es schwierig beim Gestalten, und man neigt dazu, zu verwalten», sagte Wachter. «Ich wünsche den neuen viel Durchhaltevermögen und eine hohe Frustrationstoleranz. Denn Politik braucht Zeit.»
Das jüngste Gesicht

«Liebe Paralmentarier*innen», sagte Saamel Lohrer (SP), das jüngste Ratsmitglied mit 2001, zu Beginn seiner Rede.
«Die bewusste Pause zwischen Parlamentarier und innen mache ich nicht, weil ich nervös bin. Denn ich bin nervös. Sondern, weil ich eine gendergerechte und möglichst inklusive Sprache bevorzuge». Er betonte ausserdem, nicht im Namen der Fraktion zu sprechen.
«Das Parlament muss sich mit Detailfragen befassen – das löste bei mir im Vorfeld bereits eine gewisse Ohnmacht und Ernüchterung aus», sagte Lohrer.
«Dennoch müssen wir versuchen, die Klimakrise oder rassistische, patriarchale oder ableistische Strukturen lokal zu lindern.» Er wünsche sich, dass das Parlament auch mal unrealistische Lösungen präsentiert, seinen Handlungsspielraum ausnutzt und ihn gegebenenfalls auch mal ausweiten müsse.
Neue konstruktive Kräfte?

Die SVP war ebenfalls eine der Wahlverliererinnen. Sie ist mit acht Mitgliedern noch immer die stärkste Kraft. Und hat sich offensichtlich etwas vorgenommen.
Zum ersten Mal seit längerer Zeit setzte die Partei zu einer Fraktionserklärung an. Es ging – wie könnte es in Wetzikon anders sein – um den Verkehr.
Zeno Schärer griff das Bild vom «toten Pferd» auf und referierte über die Vernehmlassung zur Oberlandautobahn und sprach in diesem Zusammenhang von einem «feurigen Araber».
Er griff auch den expliziten Vorwurf der FDP auf, die SVP sei eine Nein-Sager-Partei, in dem er sagte: «Wir wollen den verkehrspolitischen Stillstand auflösen und mit konstruktiven Kräften innerhalb des Parlaments nach Lösungen suchen.»
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