Woher er sein Protein bekommt, wird Manuel Granegger kaum gefragt. Dass er mit der Proteinzufuhr auch als Veganer kein Problem hat, sieht man dem durchtrainierten, muskulösen 30-Jährigen aus Laupen schon von weitem an.
«Wenn mich tatsächlich mal jemand fragt, woher ich mein Eiweiss nehme, dann sage ich, daher, wo es auch die meisten Tiere hernehmen», erklärt er und grinst. «Von Pflanzen.»
Tierisches durch Pflanzliches ersetzt
Er mache nicht viel anderes als vorher, als er noch Fleisch, Milchprodukte und Eier gegessen habe. «Ich habe einfach alle tierischen Eiweissquellen durch pflanzliche ersetzt. Und es funktioniert.»
Granegger stellte seine Ernährung vor fünf Jahren um. Ausschlaggebend seien tierethische Gründe gewesen.
«Die Freundin von einem Freund empfahl mir den Dokumentarfilm ‹ Hope for all – unsere Nahrung, unsere Hoffnung › », erinnert er sich. Bis dahin habe er gedacht, Leute würden sich vor allem aus gesundheitlichen Gründen vegan ernähren.
«Als ich dann realisiert habe, welche Auswirkungen unser Konsum auf die Tiere hat, wurde ich von einem Tag auf den anderen vegan.» Er habe dann verschiedene Studien und Publikationen gelesen und gemerkt, dass es auch gesundheitlich Sinn mache, umzustellen.
Anfangs sei er bei der Zusammenstellung seiner Menüs noch etwas unbeholfen gewesen. «Die ersten Wochen hatte ich das Gefühl, dass auf meinem Teller etwas fehlt.»
Dies habe sich rasch geändert. «Ich habe noch nie so abwechslungsreich gegessen wie jetzt und auch noch nie so gesund.»
Er esse viele unverarbeitete Lebensmittel, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Gemüse, Früchte, Tofu, Seitan und Tempeh. «Es sind Welten zu meiner früheren Sportlerernährung, die vor allem aus weissem Reis, Hühnerbrust, Eiern und Milchprodukten bestand, so wie es halt immer noch unter Sportlern propagiert wird.»
Nahrungsergänzungsmittel nehme er nicht mehr als vorher. «Statt einem Proteinshake auf Kuhmilchbasis habe ich einen veganen Shake und die Omega 3-Kapseln sind aus Algen- statt aus Fischöl.» Das einzige, worauf er achten müsse, sei, dass er genug esse.
Aufgewachsen ist Granegger im österreichischen Kärnten. Seine Mutter führte ein Café, als Teenager arbeitete er in der Gastronomie.
Mit 18 verpflichtete er sich für drei Jahre beim Militär. Danach blieb er, machte als Milizsoldat vor allem Auslandeinsätze und war insgesamt viermal im Kosovo.
Es funkte beim Kaffeetrinken
In die Schweiz kam er durch seine Freundin, die er während eines Auslandeinsatzes über eine vegane Fitnessgruppe auf Social Media kennengelernt habe.
«Wir schrieben uns und ich sagte halb im Scherz, dass ich sie besuche, wenn ich Heimaturlaub habe.»
Aus dem Scherz wurde Ernst und dann Liebe. Schon beim ersten Kaffee im Jahr 2019 funkte es, kurz darauf zog er zu ihr nach Hadlikon, mittlerweile ist das Paar verlobt und wohnt in Laupen.
In der Schweiz arbeitete Granegger zuerst als Büro- und Lagermitarbeiter eines veganen Ladens, machte nebenbei zwei Diplome als Fitnesstrainer und -betreuer.
Heute ist er Teilzeit in einer Firma für Sportequipment und ausserdem als Trainer für Outdoor Gruppenfitness tätig.
Bisher 20 Marathons
Sport hat in Graneggers Leben schon immer eine grosse Rolle gespielt. Als Fünfjähriger fing er mit Kunstturnen an, war bis zu seinem Eintritt ins Militär Mitglied im österreichischen Leistungskader.
Er ist ein sogenannter Hybrid-Athlet, der Kraft- aber auch Ausdauertraining macht.
«Einerseits mag ich dieses Wettkampf-Feeling wohl noch vom Kunstturnen», sagt er. «Andererseits gibt es mir einfach ein extrem gutes Gefühl.»
Auch eine gewisse Abhängigkeit sei dabei, gibt er zu. Sechs Tage die Woche trainiert Granegger und kommt dabei auf etwa 15 Stunden.
Beim Bankdrücken hebt er 140 Kilogramm. Im Jahr rennt er rund 3000 Kilometer. Er werde oft gefragt, wie er sich motiviere, nach einem körperlich anstregenden Arbeitstag noch Sport zu machen. «Wenn mir die Motivation fehlt, übernimmt die Disziplin das Steuer», sagt er.
20 Marathons hat er bis jetzt absolviert, sieben davon alleine im letzten Jahr. Seine Bestzeit: 3 Stunden, 26 Minuten.
Sein Vorbild und seine Inspiration ist Fiona Oakes. Die 53-jährige Britin, die seit ihrem 6. Lebensjahr vegan lebt, ist die schnellste Frau der Welt. Sie lief auf allen sieben Kontinenten einen Marathon, hält drei Marathon-Weltrekorde und fünf Streckenrekorde.
Positive Auswirkung
Die Umstellung der Ernährung habe sich positiv auf seine Leistungen ausgewirkt, sagt Granegger. «Ich habe gemerkt, dass ich mit meiner jetzigen Ernährung eine schnellere Erholung habe und insgesamt mehr leisten kann.» Auch sein Hautbild und seine Verdauung hätten sich mit der Ernährungsumstellung verbessert.
Doch er betont: «Dass ich gesund bin, Topleistungen erbringe und auch noch etwas für die Umwelt tue, ist für mich Nebensache. Mir geht es in erster Linie um die Tiere.»
Muskeln zeigen auf Instagram
Auf Instagram zeigt Manuel Granegger gerne wie er trainiert – man sieht ihn bei jedem Wetter joggen, mit Gewichtsweste Handstand oder Klimmzüge mit angehängten Gewichten machen. Man sieht seine Erfolge, seine Tattoos, seine Muskeln, sein Essen.
«Ich will mit meinen Posts zeigen, dass man als Veganer auf nichts verzichten muss», sagt er. «Ich hoffe, dass ich dadurch andere inspirieren kann und ein paar Tiere weniger sterben.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch