«S chrüücht es Schnäggli, s chrüücht es Schnäggli, s’Bergli uuf, s’Bergli uuf…» Wohin die Schnecke im Kinderlied geht, ist bekannt – woher sie kommt, allerdings nicht. Ähnlich verhält es sich mit dem Wappentier von Zell. Sie ist einzige Gemeinde in der Schweiz, auf deren Wappen eine Schnecke prangt.
Die Übernahme als Wappen erfolgte gemäss Gemeindewebsite 1930. Sie solle «ein Sinnbild des Namens Zell (Zelle), wie es erstmals 1845 auf einem Windlicht der Feuerwehr des Dorfes Zell erscheint» sein. Mehr weiss man über die Schnecke im Gemeindehaus auch nicht.
Wie kam es, dass sie auf dem Windlicht landete? Waren Schnecken die Leibspeise der Feuerwehrmänner? Herrschte eine Hungersnot und sie mussten auf Schnecken ausweichen, um für Löscheinsätze genug Energie zu haben? Gab es eine Schneckenplage und der Schleim, der nun literweise auf den Strassen verteilt lag, wurde zur Feuerbekämpfung eingesetzt?
Oder hat die Mönchsklause (Mönchszelle), deren Mauerreste unter der Kirche Zell der Gemeinde den Namen gab, mit der Schnecke etwas zu tun? Die Mönche bewirtschafteten doch bestimmt einen Garten, wo sie Lebensmittel anbauten. Und in einem Garten tummeln sich bekanntlich Schnecken.
So, wie sich die Schnecke auf dem Wappen gen Himmel reckt, könnte tatsächlich etwas Göttliches dahinterstecken. Gottesdienste für Schnecken im Zeller Kirchengarten? DAS wäre sicher überliefert. Aber dann wäre wohl auch in der Zeller Weihnacht eine Schnecke zum Jesuskindli gekrochen. Also wieder weg vom Holzweg.
Auch die Form der Gemeinde Zell auf der Landkarte deutet eher auf ein Babyelefäntli mit gerecktem Rüssel als auf eine Weinbergschnecke mit gestreckten Fühlern hin. Also aus welchem Loch kam dieses Tierchen gekrochen?
Ganz ehrlich – als Kind habe ich auf mein Räbenliechtli jeweils einfach meine Lieblingstiere geschnitzt: Eichhörnli und Büsi plus ein paar Herzli. Vielleicht war die Schnecke auch einfach das Lieblingstier des Feuerwehrkommandanten. Oder der Tochter des Feuerwehrkommandanten.
Auf der Zeller Gemeindewebsite steht abschliessend: «Am Bild der Schnecke lässt sich viel Symbolisches ableiten, sei es bezüglich eines langsamen Fortbewegens oder eines sich in das Schneckenhaus Zurückziehens, was jedoch nicht ohne Weiteres das Wesen der Zeller Bevölkerung charakterisiert.»
Vielleicht nicht das Wesen der Zeller Bevölkerung, aber das Wesen der Zeller Behörde? Es tönt jedenfalls wie eine Ausrede – Behörden sind ja bekannt dafür, dass die Mühlen dort langsam mahlen. Am Ende wiehert nicht der Amtsschimmel in Zell, sondern kriecht die Amtsschnecke. Aber solange sie ans Ziel kommt, ist ja alles gut. Ins Wappen hat sie es schliesslich bereits geschafft.
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