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Blick über die Silbergrueb in Mönchaltorf: Die Lichtemissionen sind vor allem im Winter wegen der Reflexion hoch. , Die Lichtverschmutzung hat Einfluss auf das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen. Fotos: PD

Das Verlangen nach mehr Dunkelheit in Mönchaltorf

Das Thema Lichtverschmutzung und dessen Auswirkung auf Tiere, Pflanzen und Menschen stand im Zentrum einer Vortragsreihe in Mönchaltorf. Die Bevölkerung hatte dabei ganz eigene Ideen, die im Dorf angepackt werden könnten.

Blick über die Silbergrueb in Mönchaltorf: Die Lichtemissionen sind vor allem im Winter wegen der Reflexion hoch. , Die Lichtverschmutzung hat Einfluss auf das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen. Fotos: PD

Veröffentlicht am: 21.10.2021 – 14.42 Uhr

Als am Mittwochabend die Veranstaltung «Meh Läbesruum – au i de Nacht – mach mit!» im Mönchhofsaal begann, lag Mönchaltorf schon im Dunkeln – oder eben nicht. Strassenlaternen, Werbetafeln und beleuchtete Schaufenster bilden eine grosse Lichtglocke über der Gemeinde.Das stört den Naturschutzverein Mönchaltorf, der die Veranstaltung ins Leben gerufen hat. Für ihn ist nämlich klar: Die übermässigen Lichtemissionen stören das Leben der Tiere, Pflanzen und Menschen. Deshalb hatte der Verein drei Personen eingeladen, die zum Thema Lichtverschmutzung referierten. Einer davon war Lukas Schuler. Der Naturwissenschaftler und Vereinspräsident von «Dark Sky Switzerland» wies vor etwa 60 Zuhörerinnen und Zuhörer auf den mannigfaltigen Einfluss des Lichts auf das Ökosystem hin.

Er belegte dies mit Satellitenkarten von Europa und der Schweiz, auf denen die Zunahme des Lichts über die Jahre abgebildet ist. Mit einer Grafik zeigte er zudem den Anstieg der Lichtmenge in Mönchaltorf auf. Mit ein Grund für den schweizweiten Anstieg sei auch der Fokus der Politik der letzten Jahrzehnte, der auf der Energie-Effizienz liege, sagte Schuler. «Dies hat zum Phänomen geführt, dass wir mit gleichem Stromverbrauch viel mehr Licht produzieren.» So könne man etwa mit einem Achtel des Stromes gleich viel Licht wie früher machen.

Bund im Schneckentempo

Die Emission in Dörfern und Städten könne reduziert werden, wenn beispielsweise die Lichtmenge in der Nacht reduziert werde. Gemeinde und Bevölkerung müssten solche Schritte allerding gemeinsam beschliessen.

Die Basis für den künftigen Einsatz des Lichtes könnte der Bund legen. Seit 2017 arbeitet er an einem Entwurf für die «Vollzugshilfe Lichtemissionen». Schuler sagte, dass er immer wieder beim Bund nachgefragt habe, wann denn die definitive Version vorliege. «Die komme in einem halben Jahr», habe es mehrmals geheissen. Als «zermürbend» beschreibt er diesen Prozess und die Behörde arbeite wie «eine Schnecke im Hamsterrad».

Bildschirmlicht behindert Schlaf

Dabei habe insbesondere das Blaulicht Einfluss auf den Menschen. Dieses Licht strahlen vor allem die Bildschirme von Computern, Laptops, Smartphones und anderen digitalen Geräten in erheblichen Mengen ab. «Unser Biorhythmus ist gefährdet, wenn wir zu viel blaues Licht konsumieren. Am Abend schläft der Mensch deswegen erst rund eine Stunde später ein», sagte Schuler.

Auch Zugvögel würden durch Beleuchtungen beeinflusst. So würden sie in ihrer Reise gestört werden, weil sie sich an Hochhäusern oder Gewächshäusern mit viel Licht orientieren. «Und auf einem Baum, der  von einer Strassenlampe angeleuchtet wird, finden sich keine nistenden Vögel ein.» Zudem würden Glühwürmchen wegen der künstlichen Beleuchtung ihren Partner nicht finden.

Die Sorgen der Mönchaltorfer

Ganz alltäglich Sorgen haben dagegen einige Mönchaltorferinnen und Mönchalter. In der Pause unterhielten sie sich in kleinen Gruppen über die Auswirkungen der Lichtverschmutzung. Eine Frau, die am Rand von Mönchaltorf wohnt, sagte: «Beim Verlassen meiner Garage will ich nicht im Dunkeln sein.» Ein Mann gab zu Bedenken, dass es nicht darum gehe, vor einer dunklen Garage umherzulaufen. Man solle einfach schauen, dass für die Beleuchtung nicht Volllicht verwendet werde, sondern vor allem schwächeres Licht.

Der Naturschutzverein hatte dem Publikum im Vorfeld Zettel verteilt, auf denen die Leute unter anderem ihre Wünsche an die Gemeinde aufschreiben sollten. Diesbezüglich notierte ein Mann den Wunsch, dass eine Aussenlampe des Mönchhofs zu richten sei. «Ein Sturm hat die wohl verschoben. In der aktuellen Position verursacht sie Lichtverschmutzung», sagt er.

Weihnachtsbeleuchtung oder nicht

Eine Frau warf in einer kleinen Gesprächsrunde die Frage auf, ob man die Beleuchtung in der Mönchaltorferstrasse nicht reduzieren könne. «Dass die Lampen dort die ganze Nacht brennen, finden wir nicht sinnvoll. Wir sind uns generell einig, dass wir in der Nacht zu viel Licht haben.» Und ein Mann ergänzte: «Ja, wir sind uns einig, dass ‹man› etwas dagegen machen muss. Man – nur ich nicht», sagte er augenzwinkernd. Eine weitere Frau sprach die Weihnachtsbeleuchtungen der privaten Haushalte an, die oftmals übertrieben seien. Die offizielle Weihnachtsbeleuchtung auf den Strassen sei aber in Ordnung. Der Mann wiederum sah Einschränkungen bei den privaten Weihnachtslichtern als schwierig: «Viele haben unheimlich Freude daran.»

Ein junges Paar wünschte sich von der Gemeinde, dass sie eine «Nacht der Dunkelheit» einführt. Die Frau sagte, dass der Sternenhimmel über Mönchaltorf früher besser zu sehen war als heute. Für ihren Partner war der rund zweieinhalb Stunden dauernde Stromausfall in Mönchaltorf im Januar dieses Jahres ein «schönes Erlebnis». «Ich habe bei Kerzenschein ein Buch gelesen», sagte er. Seine Partnerin hatte davon weniger: «Ich lag bereits im Bett», meinte sie.  


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