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Patricia Ellen Ouboter in Mitte ihrer Kunstwerke. Foto: Bruno Torricelli

Malen als Hobby: «Kreativ sein ist ein schöner Zeitvertreib»

Das Zeichnen und Malen hat in Patricia Ellen Ouboters Familie schon fast Tradition. Deshalb weiss die Bertschiker Künstlerin, weshalb das Hantieren mit Farben so gut tut und verrät, wieso sie als Rechtshänderin mit der linken Hand malt.

Patricia Ellen Ouboter in Mitte ihrer Kunstwerke. Foto: Bruno Torricelli

Veröffentlicht am: 09.10.2021 – 15.25 Uhr

Die Spazierwege sind irgendwann abgegangen und die Bücher und Zeitungen gelesen. Dann darf es gerne eine etwas zeitaufwendigere Freizeitbeschäftigung sein. So entscheiden sich viele Personen bereits vor oder kurz nach ihrer Pension für das Malen. Ein Hobby, das die Kreativität fördert und Einblick in eine ganz eigene Welt bietet. «Auf das Malen muss sich ein Mensch einlassen – zeitlich sowie geistig», erklärt Patricia Ellen Ouboter. Die Welt der Kunst faszinierte die Besitzerin des Künstlerdorfes Amapoli «Creative Place» in Bertschikon seit klein auf.

Ihr Leben lang sah sie ihrer Mutter und Grossvater beim Malen zu. Es beeindruckte Ouboter, wie sich eine weisse Leinwand Pinselstrich für Pinselstrich verändert. Sie beobachtete immer wieder, wie ein ganz neues, einzigartiges Bild entsteht. Ein Bild, das zuvor nur in der eigenen Phantasie existierte. Ouboter selbst hat im Jahr 2012 mit dem Malen angefangen. Ein Jahr, nachdem sie zum ersten Mal ein Gemälde von William Turner bestaunt hatte. «Ich sass stundenlang vor seinem Bild und fragte mich, wie er beim Malen wohl vorgegangen ist. Das war inspirierend, und danach wusste ich: So was will ich auch machen», erzählt die Künstlerin lachend vom Beginn ihrer Künstlerreise.

Links fühlt sich freier an

«Wenn ich heute ein Porträt male, nehme ich ein Foto zur Hand und schaue es mir ganz lang an. Ich halte es mit meiner rechten Hand und beginne mit der linken zu malen», erklärt Patricia Ellen Ouboter den Plan ihrer Werke. Während sie malt, schaut sie nur auf das Foto – nie auf die Leinwand. So fühlen sich ihre Bewegungen frei an. Sie male mit links, weil sich diese Seite ihres Körpers unkontrollierter anfühlt. Die linke Hand mache, da sie diese als Rechtshänderin im Alltag weniger benutzt, nicht diese strukturierten, durchdachten Bewegungen wie die rechte. Die linke Hand fühle sich locker an, was beim Erstellen eines Kunstwerks wichtig sei.

Wer zu malen beginnen möchte, fängt am besten klein und mit wenig Ausrüstung an. «Ich empfehle, einen Künstler auszuwählen, der einem gefällt, und sich einen Youtube-Film über das Malen anzuschauen oder einfach loszulegen», so Ouboter. Die Utensilien könne man vorerst bescheiden halten. Ein paar Aquarellfarben, Farbstifte und Aquarellpapier sowie der Küchentisch als Arbeitsort reichen vollkommen aus. 

Patricia Ellen Ouboter legt jedes Jahr ein Thema für die Bilder fest, die sie malen wird. Diesem Thema bleibt sie jeweils zwölf Monate lang treu. «Dementsprechend entstehen alle meine Bilder», erklärt sie, während sie durch ihr Atelier geht und einen Blick auf die verschiedenen Malereien zum Thema «Sea and Clouds» aus dem Jahr 2014 wirft. «Diese Bilder wirken ganz ruhig. Ich habe mit vielen verschiedenen Farben gearbeitet. Ihre Wirkung verändert sich komplett, sobald Sonnenlicht in das Atelier kommt.» Wenn Ouboter sich die Gemälde nach ein paar Jahren wieder anschaut, kommt sie oft auf neue Ideen. Dann übermalt sie die Bilder vielleicht oder fängt nochmals ganz von vorne an. «Die Malereien verändern sich mit mir.»

Jeder Mensch ist ein Künstler

Das Malen könne auch zu einem Suchtverhalten werden, fndet Ouboter. Sobald ein Mensch genug Zeit zur Verfügung hat, werde er kreativ. Dann kämen ihm Ideen und er sei empfänglicher für Inspiration. «Wenn ich mir einen Tag im Atelier einplane, gehe ich bewusst zu Fuss dahin. So lasse ich das Büro zuhause und komme mit jedem Schritt meiner kreativen Welt ein Stück näher.» Wer einmal mit dem Malen anfängt, werde feststellen, dass es schwer ist, sich jemals von einem Bild zu lösen. «Die Zeit vergeht beim Malen im Flug und plötzlich ist es Nacht. Kreativ zu sein ist ein schöner Zeitvertreib.»

Der Grund, weshalb das Malen in den jüngeren Generationen nicht besonders verbreitet ist, erklärt sich Patricia Ellen Ouboter ganz einfach: «Den jüngeren Personen fehlt die Zeit. Sie müssen arbeiten gehen, sich ausbilden lassen und dem entsprechen, was von ihnen erwartet wird.» Da bleibe leider nicht viel Platz für Kreativität. Ouboter hielt einmal einen Vortrag bei einer grossen Bank. Es ging darum, dass es die Pficht des Arbeitgebers sei, seine Angestellten mindestens einen halben Tag pro Woche von der Arbeit zu befreien und ihnen Platz für Kreativität und Ideen zu geben. «Denn es macht ‹schnipp›, und schon steht die Pensionierung vor der Tür», meint die Bertschikerin. «Wenn ein Mensch so plötzlich und ohne Vorbereitung aus der Arbeitswelt rausgerissen wird, kann es ihm schnell den Boden unter den Füssen wegziehen.» 

Ouboter ist überzeugt, dass jeder Mensch ein Künstler sei, solange er seiner Kreativität uneingeschränkt begegne. Dies bewiesen vor allem die Jüngsten unter uns. «Kinder fangen einfach an, etwas zu kreieren, und sie lassen sich damit Zeit, bis sie fertig sind.» Die Kleinen haben eine ganz andere Weltansicht. Da werde der Himmel auf dem Bild grün gemalt, die Wiese blau und die Kuh bekommt Flügel. «Wir Erwachsenen trauen uns das gar nicht zu. Die Angst, dass das Endergebnis nicht perfekt ist, ist zu gross. Doch Kunst ist nie perfekt. Und wenn schon, ist das Ansichtssache.»


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