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«Ich vermute, es wird noch lange ein Auf und Ab sein»

In einer Serie erzählen Menschen aus der Region, wie sich ihr Leben durch die Corona-Pandemie verändert hat. Heute mit Komiker Walti Dux aus Bauma.

Veröffentlicht am: 19.08.2021 – 07.15 Uhr

Sie beschäftigt uns schon seit eineinhalb Jahren und wird dies wohl auch noch eine Weile tun – die Corona-Pandemie. Während in den Sommermonaten Lockerungen für einen lang ersehnten Lichtblick sorgen, steigen die Fallzahlen wieder an. Bevor wir uns mit einer möglichen vierten Welle konfrontiert sehen, möchte die Redaktion von Züriost jedoch einen Moment innehalten und einen Rück- und Ausblick wagen.

Wie erleben Oberländerinnen und Oberländer die andauernde Ausnahmesituation? Wie bewältigen sie die Herausforderungen der Pandemie – beruflich und persönlich? Inspiriert von Max Frischs Fragebogen hat die Redaktion 10 Fragen zusammengestellt und Persönlichkeiten aus der Region damit konfrontiert. Heute mit Walti Dux, Komiker aus Bauma.

Wo hätten Sie, wenn Sie die Wahl gehabt hätten, die Pandemie am liebsten ausgesessen?
Walti Dux: Überall wo ich im Ausland gerne bin, war es ja auch nicht besser als bei uns: Thailand, Côte d Azur, Hamburg etc. Am ehesten wohl noch auf einer hübschen Insel in der Karibik.

Wenn Sie ehrlich mit sich selbst sind, nach Lockdown und/oder Quarantäne: Wie sehr mögen Sie Ihre Wohnung noch?
Wir haben das Glück, in einem sehr schönen Haus zu wohnen. Da ich mir kurz vor dem Lockdown sogar ein kleines Fitness-Studio eingerichtet habe, war ich zufrieden. Was ich in der Freizeit machen wollte – Musik, Sport, Comedy-Proben – konnte ich tun.

Gibt es eine Person in Ihrem Umfeld, bei der Arbeit oder in der Familie, die Sie während der Pandemie mit neuen Augen gesehen haben?
Mein zweites Glück ist es, mit einer bezaubernden und interessanten Frau verheiratet zu sein. «Mit neuen Augen» brauchte es nicht, «mit alten Augen» ist schon faszinierend genug. Wir haben zusammen an unseren Projekten gearbeitet. Im Herbst erscheint unser Band II von «Unter Milliarden von Sternen».

Was haben Sie in der Coronazeit über sich gelernt?
Dass ich eigentlich auf Vieles verzichten kann, wenn es sein muss. Aber lustig ist das natürlich nicht. Keine Reisen, keine Freunde treffen, keine Kultur – und vor allem keine Auftritte! Die fehlen mir sehr. Damit konnte ich leben, aber das Leben verliert so seine magischen Momente. Langsam kommen die Auftritte aber zurück, und ab September sieht es wieder gut aus in meiner Agenda.

Welches Laster, das Sie sich in den letzten Monaten angeeignet haben, würden Sie nun am liebsten wieder loswerden?
Im Moment fehlt mir noch die Energie, neue Projekte anzuschieben. Durch den Lockdown mussten wir immer wieder Events und andere Projekte canceln und haben viel Geld verloren. Mit der Zeit verliert man da die Lust am «Glauben auf bessere Zeiten». Aktuell hängt dieses «Warten wir mal ab-Denken» immer noch wie ein Damoklesschwert über meinem Kopf.

Hat sich ihr Verhältnis zum Tod geändert? Wenn ja, wie?
Nein, ich interessiere mich schon seit Jahrzehnten für den Tod und das vermutete «Leben danach». Für mich persönlich habe ich meine Antworten gefunden, und es macht mir keine Angst. Angst gemacht hat mir in der Pandemiezeit nur, wie nah er meinem Umfeld gekommen ist.

Wofür sind Sie besonders dankbar?
Wir haben beide Covid gehabt und es relativ gut überstanden. Meine Frau hatte aber noch recht lange mit Spätfolgen zu kämpfen. Zudem hat uns sehr gefreut, dass unser Lied «Unter Milliarden von Sternen» immer weitere Kreise zieht. Sogar in der Corona-Zeit kamen immer wieder Anfragen. Aktuell proben die «Zürcher Sängerknaben» eine wunderschöne, vierstimmige Version für ihre Weihnachtstournee. Wir durften dabei sein und hatten Gänsehaut!

Welches Buch, das Sie während der Corona-Pandemie gelesen haben, würden Sie besonders weiterempfehlen und warum?
Ich lese aktuell Erich von Dänikens neustes Werk «Alles Evolution – oder was?» Es bietet Argumente für ein radikales Umdenken, was die Evolution betrifft und ist provokativ und spannend. Der Schweizer Bestsellerautor hat uns übrigens für unser eigenes, neues Buch eine tolle Widmung geschrieben, was uns sehr stolz macht.

Hand aufs Herz: Wie viele Einladungen haben Sie unter dem Vorwand der Selbstisolation sausen lassen?
Diese Frage stellte sich für uns gar nicht. In dieser Zeit gab es praktisch keine Einladungen – weder von unserer Seite her noch von anderer. Unser gesellschaftliches Leben kam zum Stillstand. Alle machten «Cocooning» - inklusive wir.

Die Welt ist buchstäblich stillgestanden. Geht nun alles weiter wie zuvor? Wird die Entschleunigung, das Rückbesinnen auf Wichtiges, Bestand haben?
Ich merke, dass es bei uns sehr langsam anläuft. Ich bin wie oben erwähnt auch noch zurückhaltend mit Planen. Ich glaube auch, dass uns Covid noch lange begleiten wird und es wellenförmig verlaufen könnte. Ruhigere Phasen wie jetzt werden sich mit intensiveren Ansteckungsphasen abwechseln. Deshalb glaube ich nicht daran, dass sich das Leben schnell normalisieren wird. Ich vermute, es wird noch lange ein Auf und Ab sein, und die Zeit der Entschleunigung bleibt ein Thema.


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