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Thomas Obrist (links) ist heute das erste Mal als Schreibdienstleistender dabei. Foto: Melina Aeschbach

Schreibhilfen für Bewerbungen sind gefragt

Endlich geht es beim Schreibdienst in Illnau-Effretikon wieder wie gehabt zu und her. Die Freude ist gross, auch wenn die Hilfe bei Bewerbungen ihre anspruchsvollen Seiten hat.

Thomas Obrist (links) ist heute das erste Mal als Schreibdienstleistender dabei. Foto: Melina Aeschbach

Veröffentlicht am: 05.06.2021 – 13.35 Uhr

Vor der Kirche St. Martin in Effretikon warten bereits zwei Frauen darauf, dass der Schreibdienst seine Türen öffnet. Jeden Montagnachmittag helfen hier Freiwillige Menschen, die bei Schreibarbeiten oder Korrespondenz Unterstützung benötigen. Die Dienstleistung ist kostenlos.

«Zu 95 Prozent helfen wir mit Bewerbungsschreiben und Lebensläufen», sagt Barbara Braun, die schon seit 2010 als Schreibdienstleistende mit dabei ist. An diesem Montag sind zum ersten Mal seit Monaten wieder zwei Freiwillige sowie Sabrina Di Bella von der Stadt Illnau-Effretikon vor Ort. Corona-bedingt konnten vorher nur immer eine Freiwillige und jemand der Verwaltung dabei sein. Ausserdem kamen weniger Hilfesuchende. «Jetzt zieht es wieder an», so Sabrina Di Bella.

Sabrina Di Bella ist seit fünf Jahren freiwillige Schreibdienstleistende. Seit sie bei der Stadtverwaltung als Fachverantwortliche Familie und Kind angefangen hat und zusammen mit der Integrationsbeauftragten Yvonne Meier nebst dem wöchentlichen städtischen Infopoint auch den Schreibdienst betreut, geniesst sie ihre Doppelfunktion. «Ich liebe es, dass ich an der Front helfen kann, und sehe gleichzeitig, was es noch braucht.»

Höherer Schwierigkeitsgrad durch die Digitalisierung

Die Bedürfnisse der Hilfesuchenden haben sich seit den Anfängen des Schreibdienstes im Jahr 2008 nicht verändert. «Doch die Digitalisierung hat viele Prozesse beeinflusst», so Sabrina Di Bella. Bewerbungen laufen heute online ab. Das macht vieles schwieriger. «Die Antworten sind automatisiert und erklären weniger spezifisch, warum man die Stelle nicht bekommen hat», sagt Barbara Braun. Ausserdem wurden die Anforderungen an die Schreibdienstleistenden höher.

Damit der Aufwand nicht zu gross werde, versuche man, genug Schreibdienstleistende zu haben. Diese sollten gute PC-Kenntnisse, administrative Fähigkeiten sowie eine hohe Sozialkompetenz mitbringen. «Interessierte können sich an die Stadtverwaltung Illnau-Effretikon wenden», sagt Sabrina Di Bella.

Anspruchsvolle Stellensuche

Eine frische unterstützende Kraft hat der Schreibdienst in Thomas Obrist gefunden. «Man schaut, wenn man pensioniert ist, was man Gutes machen kann», meint er. «Ich half heute Menschen, die vom RAV aus Bewerbungen schreiben müssen.» Er ist sich noch unsicher, wie er sich dabei fühlen soll. Manche würden sich auf Jobs bewerben, obwohl das Profil nicht passt. Das kann anspruchsvoll sein.

Dennoch ist spürbar, mit wie viel Herzblut die Freiwilligen hinter dem Projekt stehen. «Es ist schön, wenn man Unterstützung bieten kann», sagt Barbara Braun. Besonders freut es sie, wenn ein Stammgast eine Stelle findet.

Dankbarkeit als Lohn

Auf eine Stelle hoffen momentan viele. Die beiden Schreibdienstleistenden sind durchgehend ausgelastet und im Warteraum sitzen eine Frau und ein Mann. Beide schätzen den Schreibdienst sehr. «Ich kann hier meine Bewerbungen erledigen», meint der Mann. Solche Rückmeldungen zeigen Sabrina Di Bella, dass sie sehr viel bewirken können. «Zu wissen, dass man etwas bewirken kann und unsere Mitmenschen dafür dankbar sind,  finde ich das Schönste.»

 

Der Schreibdienst der Stadt Illnau-Effretikon findet in der Regel montags von 15.30 bis 18.00 Uhr in der kath. Kirche St. Martin in Illnau-Effretikon statt.  Die Schreibdienstleistenden engagieren sich ehrenamtlich, neue Freiwillige sind gefragt.

Kontakt für Interessierte:
052 354 24 40
gesellschaft@ilef.ch

Was Zahlen nicht messen können
Das Bundesamt für Statistik (BfS) veröffentlichte Mitte Mai die Zahlen zur unbezahlten Arbeit im 2020. Dazu zählen nebst Haus- und Familienarbeit auch freiwillige Tätigkeiten, wie sie etwa die Freiwilligen des Schreibdienstes in nebenstehendem Beitrag ausüben. Die vom BfS publizierten Zahlen sind eindrücklich: gut vier von zehn Personen ab 15 Jahren engagieren sich wöchentlich rund vier Stunden freiwillig. Freiwillig! Also aus eigenem Antrieb. Ihr Engagement erleben sie somit als erfüllend und bereichernd.
Gleichzeitig erfüllen sie mit ihrem Einsatz vorhandene Bedürfnisse, die meist nur mittels zivilgesellschaftlichen Engagements gedeckt werden können. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieses gesamten Engagements weist das BfS periodisch ebenfalls aus. Dazu setzt es einen fiktiven, monetären Wert der unbezahlten Arbeit fest. Auch diese Zahl ist mit rund 35 Milliarden eindrücklich.
So wichtig und hilfreich die Zahlen sind: letztlich bleiben es abstrakte Werte. Den echten Mehrwert, die tatsächliche Wirkung freiwilligen Engagements für den einzelnen wie die Gesellschaft lässt sich nicht in Zahlen messen. Das kann nur erahnt und erlebt werden. An einem Engagement Interessierte finden unten im «Der andere Stellenanzeiger» eine kleine Auswahl an Einsatzangeboten und damit Möglichkeiten, die Wirkung freiwilliger Tätigkeit zu erfahren.

Dagmar Anderes
benevol Zürioberland 


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