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Foto und Video: Simon Grässle

«Im Veganismus geht es nicht um Perfektion»

Viel Recherche sowie die eigene Berufserfahrung im Schlachthof brachten den Volketswiler Thomas Sigrist zum Entschluss, sich vegan zu ernähren. Seither steigen seine Testosteron-Werte und der Heuschnupfen geht zurück.

Foto und Video: Simon Grässle

Veröffentlicht am: 02.06.2021 – 09.00 Uhr

«Als ich vor viereinhalb Jahren entschied, mich vegan zu ernähren, mutierte plötzlich jeder in meinem Umfeld zum Ernährungswissenschaftler», sagt und lacht der 44-jährige Familienvater und Unternehmer Thomas Sigrist. Hinter der Entscheidung, seine Ernährung umzustellen, stecken diverse Gründe. «Zum einen habe ich viel eigene Recherche betrieben und mir ein ganzheitliches Wissen angeeignet. Zum anderen weiss ich, wie es hinter den Türen von Schlachthöfen aussieht.» Thomas Sigrist arbeitete als Jugendlicher selbst in einem.

Die Ernährungsumstellung war für den Volketswiler keine grosse Herausforderung. Heutzutage gebe es viele verschiedene Quellen, die gute Rezepte bieten und tolle Ratgeber sind. Seinen Freunden versucht er seine Ernährungsweise näherzubringen. «Wenn ich zum Abendessen eingeladen werde, spreche ich direkt an, dass ich Veganer bin. Viele waren erst überfordert und wussten nicht, was sie kochen sollen», erzählt er. In solchen Fällen drehte er den Spiess dann einfach und lud die Leute zu sich nach Hause ein, um ihnen zu zeigen, wie einfach ein veganes Gericht sein kann. Mittlerweile sei dies kein Problem mehr.

Körperlich sieht Sigrist seit der Umstellung nur Vorteile. «Ich bin starker Heuschnupfen-Allergiker und habe dies dank der pflanzlichen Ernährung gut in den Griff bekommen. Ich glaube, sehr viel kommt von der Milch. Ich war ständig übersäuert, hatte Sod- und Magenbrennen.» Das habe sich alles stark reguliert.

Lebewesen schützen

Viele Menschen haben das Gefühl, Veganismus hätte nur mit dem Essen zu tun. Veganismus ist für Thomas Sigrist jedoch eine Lebenseinstellung, was die Ausbeutung von Tieren in jedem Bereich betrifft. «Ich besuche keinen Zirkus und kaufe keine Leder- oder Daunenartikel mehr. Auch achte ich bei Reinigungs- und Haushaltsartikeln darauf, dass diese nicht mit Tierversuchen erprobt wurden», erklärt Sigrist weiter.

Dass Veganismus nur ein Trend sei, kann er nicht bestätigen. Natürlich würden viele wegen Social Media auf diese Schiene aufspringen und ein fast unerreichbares Gesundheitslevel anstreben. «Für mich ist es die Überzeugung, dass andere Lebewesen, die eine Seele haben sowie sozial, leidensfähig und empathisch sind, nicht unnötigerweise unterdrückt, ausgebeutet und umgebracht werden sollten.»

Beim Veganismus gehe es nicht um Perfektion. Man müsse nicht alles von Anfang an perfekt machen, um auf den Weg zu kommen. Für die Meisten sei die Ernährung die grösste und wichtigste Veränderung. Danach könne man Schritt für Schritt weiter gehen.

Auch das Thema Kinder, die sich vegan ernähren, sieht Sigrist locker. «Wenn man den Kindern erklärt und ihnen zeigt, was mit den Tieren hinter den geschlossenen Türen passiert, würden sie von sich aus keine tierischen Produkte mehr konsumieren.» Sigrists Kinder seien gesund, würden sich perfekt entwickeln, und ihre Leistung im Sport, in der Schule und im Kindergarten bringen. «Es gibt viele Kinder, die sich nicht vegan ernähren, die meinen Jungs im Sport das Wasser nicht reichen können. Ich mache mir da keine Sorgen.»

Wenn man auch die Kinder vegan ernährt, sei es wichtig, sich gut zu informieren. Dies gelte jedoch für jede Ernährungsweise. «Ich sehe viele Kinder, die sich nicht vegan ernähren, aber durchaus schlechter ernährt werden. Mit vielen Fertigprodukten, Zucker, Cola und Lollipops.» Da sage niemand etwas. Doch wenn er seinen Kindern eine pflanzliche Ernährung beibringe, die gut durchdacht und geplant sei, gebe es etliche kritische Stimmen.

Nach vier Jahren Veganismus hat Thomas Sigrist aus Interesse einen Bluttest gemacht und alle Werte kontrollieren lassen. Die Werte seien perfekt und wie sie sein sollten. «Interessant ist, dass die Testosteron-Werte, also das männliche Sexualhormon, bei mir mit 44 immer noch sehr hoch sind und im oberen Viertel liegen.» Auch das könne an der veganen Ernährung liegen.


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