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Die Hühner begeistern Charly Bühler bis heute. , Der Wildberger Künstler hat viel Zeit damit verbracht, die Tiere zu studieren. Foto: Manuela Kägi

Charly Bühler setzt sich immer noch die Hühner-Brille auf

Der Maler Charly Bühler wird heute Mittwoch 80 Jahre alt. Doch ans Aufhören denkt der Wildberger überhaupt nicht. Er habe noch genug Ideen.

Die Hühner begeistern Charly Bühler bis heute. , Der Wildberger Künstler hat viel Zeit damit verbracht, die Tiere zu studieren. Foto: Manuela Kägi

Veröffentlicht am: 17.03.2021 – 06.00 Uhr

Am Mittwoch feiert Charly Bühler seinen 80. Geburtstag. Immer noch ist der Wildberger Maler fast täglich in seinem Atelier in Schalchen anzutreffen – am Arbeiten: «So lange es geht, werde ich dies weiterhin tun», erklärt er. «Wie die alten Ritter, ehrenvoll bis zum Schluss.»

Die Kunst begleitet ihn seit seiner Kindheit. «Seit ich mich erinnern kann, habe ich gezeichnet», erzählt Bühler. Als Kind ist er mit seiner Familie ins Tessin gezogen. In der Schule war die Sprache eine Herausforderung. «Aber ich hatte einen schönen Fensterplatz, habe Tiere gemalt und der Lehrer wusste, ich störe den Unterricht nicht.»

Nach der obligatorischen Schulzeit lernte Bühler jedoch zuerst einen Beruf, der mit seiner Passion wenig zu tun hat. Er absolvierte eine Lehre als Feinmechaniker beim Messtechnik-Unternehmen Mettler-Toledo in Greifensee. Nebenher malte er, hatte erste Ausstellungen.

Aufs Huhn gekommen

«Beruflich habe ich mich in dieser Zeit oft weitergebildet», erinnert sich Bühler. So hatte er einst in der Abteilung für Forschung und Entwicklung gearbeitet, bevor er eine Stelle als Grafiker antrat. «Das war schon eine 180-Grad-Wendung!» Es sollte seine letzte Station bei Mettler-Toledo sein.

Fast gleichzeitig zog Bühler mit seiner Familie nämlich ins Tösstal. «Im Frühling 1981 war das, also ziemlich genau vor 40 Jahren.» Er sei auf der Suche gewesen nach einer Liegenschaft, die Platz für sein Atelier biete. Fündig geworden ist er unweit des Bahnhofs Saland, auf dem Gemeindegebiet von Wildberg.

Beim Einweihungsfest erhielten Bühlers ein überraschendes Willkommensgeschenk: «Freunde von uns haben Hühner mitgebracht», erzählt der Künstler. «Wir waren im ersten Moment völlig überfordert, vom Bauern mussten wir zunächst Körner beziehen und uns Tipps geben lassen.»

Den Spiegel vorhalten

Den neuen tierischen Mitbewohnern gefiel es jedoch gut bei der Familie. «Sie durften frei herumlaufen.» Und auch der Maler fand Gefallen an den gefiederten Kreaturen. «Ich verbrachte viel Zeit damit, die Tiere zu beobachten», erklärt er.

Schnell fiel ihm auf, dass die Hühner ziemliche Ähnlichkeiten zu Menschen aufweisen. «Die Hühnerwelt hat mich zum Staunen gebracht.» Und so entstand die Idee, die Tiere malerisch festzuhalten.  «Und zwar nicht nur als Stillleben wie in der Natur, sondern auch als Kreaturen, die sich wie Menschen verhalten.»

Letzteres nennt Bühler «Themenbilder». Hühner und Gockel werden beispielsweise als Unternehmer oder Partygäste dargestellt. Teilweise in Cartoons. «Gesellschaftskritik würde ich das aber nicht in jedem Fall nennen», betont er. «Aber ich versuche schon, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten.»

Kein Zurück mehr

Es sollte genau diese Art von Kunst sein, für die Bühler bis heute am bekanntesten ist. Fast gleichzeitig mit seinem Umzug ins Tösstal begann er, mehr Energie in seine künstlerische Tätigkeit zu stecken. «Ich nahm mir vor, drei Jahre lang nur noch in Teilzeit zu arbeiten, und dafür mehr Zeit für die Malerei zu investieren.»

Das sei durchaus ein Risiko gewesen, stellt Bühler klar. «Ich hatte schliesslich eine Familie zu ernähren.» Doch die Investition habe sich gelohnt. «Meine Hühnersujets kamen sehr gut an.» Schnell hatte er Ausstellungen in der ganzen Schweiz. «Und dann gab es kein Zurück mehr.»

Unheimlich viel Energie

Auch wenn Bühler seinen Hauptsujets treu geblieben ist, hat er sich als Maler trotzdem stetig weiterentwickelt. «Und es ist ja nicht so, dass ich nur Hühner male», betont er.

Neben den Stillleben und Themenbildern malt er auch abstrakte, sogenannte informelle Bilder. «Diese sind inspiriert von der fernöstlichen Zen-Malerei», erklärt er. Und sie sind überaus anspruchsvoll. «In diesen Bildern steckt unheimlich viel Energie und am Ende des Tages muss ich als Künstler dahinterstehen können.»

Lustig malen

Die Ideen gehen dem Wildberger so schnell nicht aus. «Immer, wenn ich unterwegs bin, habe ich ein Heft dabei für Skizzen», erklärt er. Hühner besitze er zwar keine mehr. Doch wenn er Menschen beobachte, setze er manchmal seine imaginäre Hühner-Brille auf. «Dann sehe ich alle nur wie Hühner oder Gockel.»

Für den kommenden Herbst hat Bühler wieder eine Ausstellung in seinem Atelier geplant. «Letzten Oktober konnten wir ja bereits testen, wie man eine solche mit einem Schutzkonzept durchführt», sagt er mit einem Schmunzeln. Externe Ausstellungen gebe es jedoch Corona-bedingt derzeit keine. «Wer weiss, vielleicht dann im nächsten Jahr wieder.»

Trotz allem macht Bühler aus der aktuellen Situation das Beste. Als Künstler wolle er durchaus etwas Freude vermitteln in diesen Zeiten. So zum Beispiel mit Cartoons, in denen Hühner mit Masken vorkommen. «Die momentane Situation ist vielleicht nicht lustig, aber man kann sie lustig malen.» (Bettina Schnider)


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