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Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle BAG, informiert am Freitag über die neusten Entwicklungen. Foto: Youtube

«60 Prozent der neu angesteckten Personen sind mit einer mutierten Variante infiziert»

Nachdem der Bundesrat am Mittwoch erstmals wieder Lockerung zu den Corona-Massnahmen verkündet hat, informieren die Experten am Freitag über die aktuelle Situation.

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle BAG, informiert am Freitag über die neusten Entwicklungen. Foto: Youtube

Veröffentlicht am: 26.02.2021 – 13.34 Uhr

Der Bund beobachtet weiterhin einen langsamen Rückgang der Corona-Fallzahlen, der Auslastung der Intensivpflegebetten und der Todesfälle. Die Lage sei stabil, aber fragil, sagte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit an der Medienkonferenz am Freitag.

Der R-Wert, der sich um 1 befinde, lasse keine noch optimistischeren Schlüsse zu. In acht Kantonen liege der wichtige Wert sogar über 1. Das heisst, dass jede infizierte Person im Schnitt eine weitere Person ansteckt. Angestrebt wird ein R-Wert von unter 0,8, dann würden sich die Fallzahlen alle zwei Wochen halbieren.

2,5 Prozent geimpft

Dass dies im Moment noch nicht geschehe, habe insbesondere mit den mutierten Virusvarianten zu tun. «Bald sind 60 Prozent der neu angesteckten Personen mit einer mutierten, ansteckenderen Variante infiziert», so Masserey

Hoffnung mache, dass es mit den Impfungen vorangehe. Aktuell seien 221'000 Personen oder 2,5 Prozent der Bevölkerung komplett, also zwei Mal, geimpft.

Auch für die Jungen gibt es laut Masserey Perspektiven. Sie profitieren ab dem kommenden Montag von grösseren Lockerungen als die übrigen Bevölkerungsgruppen. Das habe damit zu tun, dass Kinder und Jugendliche besonders unter der Corona-Krise litten, sagte Masserey. Schwierig sei es aber für alle – seit nunmehr einem Jahr.

Niederschwellige Test gefordert

Für niederschwellige, wenig invasive Tests bei Personen, die keine Coronavirus-Symptome aufweisen, sind zur Zeit noch nicht genügend Daten verfügbar. Das sagte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey, Vizepräsidentin der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte am Freitag vor den Medien. Diese Test könnten zur Bewältigung der Pandemie beitragen.

Insbesondere im Zusammenhang mit den Öffnungsschritten sei es wichtig, viel zu testen. Die Zahl der angeordneten Tests nehme in letzter Zeit zwar zu. Die Menge der spontanen Tests in der Bevölkerung sei aber eher rückläufig. Damit sich mehr Leute testen liessen, wären aber solche niederschwelligen Tests gefordert.

Aufwändige Abklärungen 

Zwar würden laufend neue Tests entwickelt, die für symptomatische Personen eine ausreichend grosse Verlässlichkeit aufwiesen, sagte Nartey. Für die Verlässlichkeit des Infektionsnachweises bei asymptomatische Personen hingegen gebe es noch keine Daten.

Zum Contact Tracing sagte Nartey, dieses scheine in allen Kantonen «relativ gut zu laufen». Die Herausforderungen durch die neuen Varianten würden durch die sinkenden Fallzahlen wettgemacht. Das Abklären der möglichen Ansteckungsquelle sei jedoch sehr zeitaufwändig und häufig unergiebig.

Nicht zu viele Öffnungsschritte

Ein Intervall von vier Wochen wäre sinnvoll, um den Effekt der Lockerungen beurteilen zu können, sagte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes.

Seit Anfang Februar habe sich die britische Variante etwas weniger schnell ausgebreitet als erwartet, sagte er weiter. Dies deute darauf hin, dass die Pandemie dank der ergriffenen Massnahmen positiv beeinflusst worden sei.

Die Zahl der vollständig geimpften Personen in der Schweiz sei noch zu wenig hoch, um die Epidemie merklich zu beeinflussen. Deshalb sei es sinnvoll, nicht zu viele Öffnungsschritte zu machen. Zu rasche Lockerungen könnten zu einem schnellen und starken Anstieg der Fallzahlen führen.

Bessere Bedingungen 

Mit der steigenden Zahl der Impfungen werde individuelles Verhalten noch zentraler für den Verlauf der Pandemie in der Schweiz. Deshalb sei es schwierig vorauszusagen, wie sich die Pandemie entwickeln werde. «Wir haben es selbst in der Hand, aber es braucht noch etwas Geduld», sagte Ackermann.

«Aber die Zeiten werden schon bald kommen, in denen wir alle die Freiheiten wieder geniessen können.» Mit den Impfungen, der zunehmenden Wärme, den vermehrten Aufenthalten im Freien würden sich die Bedingungen in den kommenden Monaten weiter verbessern.

Ansteckungsrisiko auf Terrassen höher

In der anschliessenden Fragerunde widersprach Masserey den Behauptungen von Terrassenbetreibern, dass diese kontrollierten Ansammlungen weniger gefährlich seien als spontane Runden. Im Gegenteil: Das Risiko einer Ansteckung sei auf Terrassen höher, sagte Masserey am Freitag vor den Bundeshausmedien.

«Wenn die Menschen sich versammeln wie auf einer Terrasse [...], dann sind sie näher beieinander und sie bewegen sich mehr», sagte Masserey. Deshalb erhöhten diese Ansammlungen das Ansteckungsrisiko.

Es sei besser, «wenn sich die Leute sich ein bisschen verteilen und Abstand halten, anstatt dass sie sich auf einer Terrasse zusammen finden». Und es auch eine Frage der Fairness gegenüber anderen Restaurants, die ihre Terrassen nicht öffnen dürfen. «Deshalb sollen alle Terrassen geschlossen bleiben».


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