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Der tragische Absturz der Ju-52 ist nun zwei Jahre her. Die Untersuchungen dauern an. Archivfoto: PD

Ju-Air-Untersuchung kurz vor dem Abschluss

Vor zwei Jahren stürzte in Graubünden eine Ju-52 ab. Wie es dazu kommen konnte, ist immer noch unklar. Die untersuchende Behörde gibt nun Auskunft über den Stand der Ursachenforschung.

Der tragische Absturz der Ju-52 ist nun zwei Jahre her. Die Untersuchungen dauern an. Archivfoto: PD

Veröffentlicht am: 04.08.2020 – 09.17 Uhr

Heute vor zwei Jahren stürzte am Piz Segnas (GR) eine Ju-52 ab, 20 Personen starben. Die Maschine war von Locarno zum Militärflugplatz Dübendorf unterwegs. Zum Jahrestag des Unfalls veröffentlicht die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) einen sogenannten Statusbericht. In diesem wird nicht aufgeschlüsselt, welche Umstände konkret zum Absturz führten, es wird jedoch beschrieben, wie die Untersuchung bislang abgelaufen ist und wie sie weiter ablaufen wird.

So erfährt man unter anderem, dass sich das SUST-Team erst auf eine Analyse des Wracks konzentriert hat. Dabei traten auch «systemische Sicherheitsdefizite» zu Tage, die die SUST im Zwischenbericht vom 20. November 2018 festgehalten hat. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) hatte daraufhin auf unbestimmte Zeit ein Flugverbot für die zwei in Dübendorf stationierten Flugzeuge des Typs Ju-52 verfügt.

Simulation der Windströmungen

Gemäss Statusbericht hat die SUST weiter umfangreiches Bild- und Videomaterial sowie Aussagen zahlreicher Augenzeugen ausgewertet hat. An der Unfallstelle konnten 44 elektronische Einheiten aus Mobiltelefonen und Videokameras von Passagieren und Besatzungsmitgliedern sichergestellt werden.

Auch analysierte die SUST die Wetterbedingungen ausführlich und simulierte die Windströmungen um den Piz Segnas mit einem «feinmaschigen Modell». «Die Messungen erlaubten es der SUST, die Windverhältnisse am Unfalltag im Talkessel südwestlich des Piz Segnas soweit zu rekonstruieren, dass sie deren Auswirkungen auf das verunftallte Flugzeug zuverlässig beurteilen konnte», schreibt die Behörde im Statusbericht.

Zu viel Risiko?

Das Augenmerk wurde allerdings auch auf das in Dübendorf ansässige Unternehmen Ju-Air gelegt. So wurde die Flugtaktik der Ju im Gebirge untersucht – mit Radardaten, aber auch mit Filmaufnahmen und Beschreibungen von früheren Flügen, die von der Bevölkerung zur Verfügung gestellt worden waren. Geklärt werden sollte damit unter anderem die Frage, ob das Unternehmen generell einen risikoreichen Flugstil pflegt. Um diesen und anderen Fragen auf die Spur zu kommen, wurden gemäss SUST auch die Betriebsgrundsätze des Unternehmens, die Ausbildung der Besatzungen und das «Qualitäts- und Sicherheitsmanagement» unter die Lupe genommen.

Nun dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis der Schlussbericht vorliegt. Anfang Juni wurde ein Entwurf an die von der Untersuchung betroffenen und an ihr beteiligten Personen zur Stellungnahme versandt. Nach einer Phase von 60 Tagen wird die SUST die Rückmeldungen auswerten und allfällige Ergänzungen oder Korrekturen am Bericht vornehmen. Noch in diesem Jahr soll der definitive Schlussbericht veröffentlicht werden, wie es im Statusbericht heisst.

 

Der Fall Ju-Air – Chronologie der wichtigsten Ereignisse

- 4. August 2018: Beim Absturz einer Ju-52 HB HOT am Piz Segnas (Graubünden) sterben 20 Personen, darunter zwei Piloten, eine Flugbegleiterin und 17 Passagiere

- 17. August 2018: Rund zwei Wochen nach dem Absturz nimmt die Ju-Air den Flugbetrieb wieder auf. Dafür gibt es Zuspruch, aber auch Kritik. Der Vorwurf: Eine Rückkehr zum Tagesgeschäft so kurz nach dem Unglück sei pietätlos.

-20. November 2018: Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) verfügt auf unbestimmte Zeit ein Flugverbot für die zwei in Dübendorf stationierten Flugzeuge des Typs Ju-52. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hatte zuvor im Rahmen einer Untersuchung des Unfallwracks zwar technische Gründe als Absturzursache ausgeschlossen, jedoch auch Sicherheitsmängel festgestellt.

-12. März 2019: Das Bazl untersagt der Ju-Air kommerzielle Passagierflüge. Rundflüge mit Ju-Air-Vereinsmitgliedern sollen aber weiterhin möglich sein. Kurz zuvor hatte die Ju-Air auf ihrer Website mitgeteilt, in diesem Frühling wieder Rundflüge durchführen zu wollen.

- 4. April 2019: Die Ju-Air teilt mit, dass sie sämtliche ihrer Flugzeuge eine Totalrevision unterziehen will. Diese soll mindestens 20 Monate dauern, was bedeutet, dass die Ju-Air frühestens im  Frühling 2021 wieder fliegen kann.

- 5. Mai 2019: Der Ju-Air wird die Zulassung für den Unterhalt der Ju-52-Maschinen entzogen. Dies nachdem bei drei tiefergehenden Kontrollen mehrere Verstösse registriert wurden, die eine ernsthafte Gefährdung der Flugsicherheit darstellten.

- 8. Juli 2019: Die Ju-Air teilt mit, dass CEO Kurt Waldmeier die operative Leitung der Ju-Air abgeben wird.  Zudem wird die Organisation komplett erneuert. Der eigene Wartungsbetrieb, der bisher für den Unterhalt, Reparaturen und Überholungen zuständig war, wird aufgelöst. Die technische Betreuung wird der Junkers Flugzeugwerke übergeben.

- Mai 2020: Kurt Waldmeier verliert die Leitung für die Totalsanierungen der Ju-52-Maschinen. Die zuständige Firma Junkers Flugzeugwerke hatte Waldmeier zwar 2015 gemeinsam mit dem deutschen Investor Dieter Morszeck gegründet. Morszeck übernahm in diesem Frühjahr aber die alleinige Führung. 

- Juni 2020: Die Ju-Air gibt bekannt, dass sie künftig nur noch eine der nostalgischen Maschinen flugtauglich machen will (die HB-HOS ) . Die anderen ( HB-HOP und HB HOY) sollen nur noch im Museum zu sehen sein. Gleichzeitig wird bekannt, dass die Junkes Werke die Hallen des Air Force Centers und damit den Flugplatz Dübendorf per Ende Juli 2020 verlassen werden.

- 10. Juli 2020: Die Ju-Maschine HB-HOS wird von Dübendorf zum Flughafen Altenrhein (SG) gebracht, wo sie wieder flugtauglich gemacht werden soll. Es ist denkbar, dass Rundflüge künftig ab Altenrhein und nicht mehr ab Dübendorf angeboten werden. 


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