Frau Till-Anderfuhren, Sie streamen am Freitag ein Live-Konzert auf Youtube, «speziell für betagte Menschen und Menschen mit einer demenziellen Erkrankung». Ist das nicht ein ungeeignetes Format für eine Zielgruppe, die wahrscheinlich häufig kein Internetzugang hat?
Tabea Till-Anderfuhren: Ich besuche seit sechs Jahren Alters - und Pflegeheime und mache dort mit den Bewohnenden Singstunden. Ich wäre vor der Corona-Zeit nicht auf die Idee gekommen, musikalische Betreuung online anzubieten. Aber jetzt darf ich als Externe nicht mehr in die Heime. Ich will versuchen, den Bewohnenden trotzdem Musik zu bringen, mit den Mitteln, die mir jetzt zur Verfügung stehen. Zudem haben wir die Verantwortlichen der Heime informiert, damit sie die Teilnahme ihrer Bewohnenden organisieren können.
Gäbe es nicht einfachere Mittel, den Bewohnern Musik zu bringen, zum Beispiel eine CD?
Bei Menschen mit einer demenziellen Erkrankung geht es immer um die zwischenmenschliche Interaktion: Jemand ist da, jemand spricht mit ihnen, es gibt Erfolgserlebnisse, zum Beispiel das Lied im Buch finden. Das geht mit einer CD nicht.
Gerade diese Interaktion wird beim Online-Konzert allerdings fehlen.
Zum Teil. Ich werde aber versuchen, das Konzert einer Singstunde so ähnlich wie möglich zu gestalten: Zu den Leuten sprechen, sie begrüssen und so weiter. Zudem können die Zuschauer auch live kommentieren und Lieder wünschen. Aber das Konzert ist auf jeden Fall ein Experiment.
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Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor
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