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Möwen kennen nur wenig Skrupel, wenns um Essensklau geht. Pixabay

So schützen Sie Ihre Pommes vor gefrässigen Möwen am Pfäffikersee

Wie hält man Möwen davon ab, Essen zu klauen? Englische Forscher unternahmen einen Feldversuch. Mit Pommes.

Möwen kennen nur wenig Skrupel, wenns um Essensklau geht. Pixabay

Veröffentlicht am: 17.08.2019 – 10.55 Uhr

Das Wichtigste in Kürze

  • Britische Wissenschaftler starrten zu Forschungszwecken Möwen an
  • Sie wollten herausfinden, ob das einen Einfluss auf deren diebisches Verhalten hat
  • Die meisten Möwen liessen sich tatsächlich beeinflussen >

 

Grosse Möwen sind diebische Biester. Wer sich an einem lauen Sommertag in Gewässernähe aufhält, wo die Vögel leben, und sich etwas zu Essen gönnt, muss auf der Hut sein. Viele der Tiere kennen nur wenig Scheu, wenn es darum geht, die nächste Mahlzeit zu stibitzen. Zu den bekanntesten Arten gehören die Mittelmeer- und die Silbermöwe. An den Oberländer Seen nistet meist die etwas kleinere Lachmöwe.

In England ist die Mundraub-Plage durch Silbermöwen akut. Zumindest könnte man das meinen, wenn man sich anschaut, womit sich die University of Exeter so beschäftigt.

Der «Mensch-Möwen»-Konflikt

Die Uni-Wissenschaftlerin Madeleine Goumas untersuchte in Küstenstädten in der Grafschaft Cornwall zusammen mit Kollegen, wie die gefrässigen Vögel von den eigenen Pommes ferngehalten werden können – im Feldversuch. Denn bei den Behörden gingen zahlreiche Beschwerden ein, eine Folge des zunehmenden «Mensch-Möwen»-Konflikts, argumentieren die Wissenschaftler.

Für ihre Untersuchung platzierten sie eine Portion Fritten auf den Boden und legten – oder besser: hockten – sich in eineinhalb Meter Abstand auf die Lauer. «Die Experimentatorin nahm eine hockende Stellung ein, ihren Körper in Richtung der Möwe ausgerichtet, um eine direkte Sichtlinie mit ihr zu ermöglichen, sobald sie in Richtung des Essens lief», heisst es im Paper zur Untersuchung.

Das Ziel der kühnen Feldforscher: Sie wollten herausfinden, ob Möwen noch immer so dreist sind, wenn man sie fixierte, Auge in Auge.

Eigensinnige Vögel

Eigentlich wollte das Team um Goumas so 74 Möwen niederstarren. Die eigensinnigen Vögel stellten sich aber quer: Die meisten flogen weg, oder näherten sich dem Köder erst überhaupt nicht. Die Wissenschaftler mussten sich schlussendlich mit 19 Testsubjekten begnügen.

Mit diesen massen die Forscher, ob sich die Tiere länger Zeit nahmen, sich dem Essen zu nähern, wenn ein Mensch sie anstarrt. Das Ergebnis: Tun sie. Ganze 21 Sekunden im Median.

Der Feldversuch zeigt: Möwen mögen es nicht, angestarrt zu werden. (Video: Youtube)

Einige weigerten sich sogar komplett, überhaupt in die Nähe der Fritten zu kommen. Andere hingegen schienen überhaupt nicht zu bemerken, dass sie unter Beobachtung standen, halten die Forscher fest.

Wenige vermasselns für den Rest

Das könnte an verschiedenen «Persönlichkeiten» der individuellen Vögel liegen, oder an positiven Erfahrungen mit Menschen in der Vergangenheit. Jedenfalls bilanziert die Universität auf ihrer Webseite: «Es scheint, als ruinierten einige sehr freche Möwen die Reputation des Rests.»

Es sei Menschen, die ihre Mahlzeit nicht mit den gefrässigen Vögeln teilen wollen, geraten, auf der Hut zu sein und nach herankommenden Möwen Ausschau zu halten. Diese starteten ihre Angriffe oft von hinten und überraschten ihre Opfer so. «Es scheint, dass das blosse Anschauen der Möwen die Chance vermindert, dass sie sich Essen schnappen.»

Oberländer Möwen sind kleiner

Aber Obacht: Nur weil sich die angestarrten Tierchen zieren, sich dem Essen zu nähren, heisst das nicht, dass man vor Mundraub gefeit ist. Denn jene Möwen, die sich am meisten durch Blickkontakt beeinflussen liessen, zeigten auch am wenigsten Skrupel, wenn sie unbeobachtet waren. Hundertprozentigen Schutz vor den frechen Vögeln scheint es demnach leider – wie so oft im Leben – nicht zu geben.

Die Oberländer haben diesbezüglich allerdings Glück. Die hiesige Art, die Lachmöwe, ist nicht für solche Coups bekannt. Einerseits, weil sie kleiner ist als ihre Genossen an den Gestaden der Weltmeere oder des Zürichsees.

Andererseits, weil ihre Jungtiere eiweissreiche Nahrung wie Fischchen, Krebstiere, Insekten und Würmer benötigten, sagt die Präsidentin des Natur- und Vogelschutzverein Pfäffikon, Susi Huber. «Ich habe noch nie davon gehört, dass eine Lachmöwe bei uns etwas aus der Hand von jemandem stibitzte.»

Mittelmeermöwe für acht Jahre am Pfäffikersee

Von Schadenfreude gegenüber den Engländern oder Stadtzürchern, die in der unmittelbaren Gefahrenzone leben, ist allerdings abzuraten. Obwohl über dem Greifen- und Pfäffikersee vornehmlich die brave Lachmöwe ihre Kreise zieht, kann sich das ganz schnell ändern.

Von 2005 bis 2013 brütete die Mittelmeermöwe jedes Jahr am Pfäffikersee, weiss Huber. Sollten sie sich hier festsetzen, laufen nicht nur die Oberländer Gefahr, von den segelnden Spitzbuben um ihr Essen gebracht zu werden.

Die Mittelmeermöwe braucht beim Brüten Platz. Von den drei Brut-Flössen auf dem Pfäffikersee beanspruchte das eingeflogene Möwenpaar denn auch ein ganzes nur für sich und verjagte die anderen Vögel, so Huber. Vorerst gibt es allerdings Entwarnung: In der diesjährigen Brutsaison blieb die Mittelmeermöwe am Zürichsee.


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