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Das vergiftete Erbe des Zürcher Kunsthauses

Standpunkt-Autor Dominik Landwehr erinnert sich, wie er von den Eltern ins Kunsthaus Zürich mitgenommen wurde. Heute denkt er darüber nach, was es bedeutet, dass diese einzigartige Kunstsammlung mit dem Verkauf von Waffen an Nazi-Deutschland finanziert wurde.

Veröffentlicht am: 17.07.2019 – 14.22 Uhr

Als Kind haben mich meine Eltern manchmal ins Kunsthaus Zürich mitgenommen. Sicher wäre auch lieber in die Badi, in den Wald oder an die Chilbi gegangen. Aber es war bisweilen ganz unterhaltend und manchmal auch verstörend. Die Tomaten Dosen von Andy Warhol haben mich in einer Ausstellung zum Thema Pop Art unendlich amüsiert.
 
Der markante Erweiterungsbau des Kunsthauses wurde 1958 fertiggestellt – das ist mein Geburtsjahr. Bezahlt hat ihn, wie eine Tafel vermerkt, der Zürcher Industrielle Emil Georg Bührle. Er verstarb bereits 1956 und erlebte die Eröffnung damit nicht mehr.
 
Emil Bührles Geschäfte hatten weder mit der Eisenbahn oder mit Schiffsmotoren noch mit Textilien oder mit Banken und Versicherungen zu tun. Seine Maschinenfabrik Oerlikon produzierte Waffen. Er selber war nach dem Ersten Weltkrieg in die Schweiz gekommen mit dem erklärten Ziel, von hier aus Waffen für Deutschland zu produzieren um damit das Verbot der Versailler Verträge zu umgehen.

Versteuerte er bereits 1939 ein respektables Vermögen von 8,5 Millionen Franken, so waren es nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 sage und schreibe 170 Millionen. Damit war Bührle der reichste Schweizer. Das Geld stammt aus dem Verkauf von Waffen, vor allem des berühmten Oerlikon-Artilleriegeschützes an Nazi-Deutschland. Bührle tat dies nicht im Geheimen, sondern mit Billigung und Unterstützung der Schweizer Regierung. Sie hoffte damit Nazi-Deutschland ruhig halten und gleichzeitig Arbeitsplätze erhalten zu können.

Die Millionen, die damals ins Zürcher Kunsthaus flossen, waren blutiges Geld. Bührle und die Schweiz haben damit den grausamen Angriffs- und Vernichtungskrieg mitgetragen, der Nazi-Deutschland gegen den Rest der Welt führte. Ich erkläre das meinen Gästen, die sich meist überrascht zeigen. Und ich sage es mir selber bei jedem Besuch.

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