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In diesem Wäldchen zwischen Russikon und Gündisau (im Hintergrund) blüht Ende Juli das Drüsige Springkraut. Christian Merz

«Bin unzufrieden mit der Nichtarbeit der Gemeinde»

In Russikon wuchern die Neophyten fast ungehemmt. Der Präsident eines Naturschutzvereins erhebt Vorwürfe an die Gemeinde. Ein Blick auf die Gemeinde Bauma zeigt: Der Kampf gegen Problempflanzen ist nicht ausweglos.

In diesem Wäldchen zwischen Russikon und Gündisau (im Hintergrund) blüht Ende Juli das Drüsige Springkraut. Christian Merz

Veröffentlicht am: 03.06.2019 – 20.30 Uhr

Das Drüsige Springkraut hat einen langen Weg hinter sich. Und zwar von Pakistan nach Russikon. Von dort stammt die fremdartige Pflanze (Neophyt). 1839 haben englische Gärtner das bis zu zwei Meter hoch wachsende Unkraut in die europäische Gärten eingeführt.

Denn die Pflanze sieht für manchen Betrachter schön aus. Die Blüten duften leicht süsslich und schimmern weisslich-rosa. Warum das Drüsige Springkraut als Problempflanze gilt, hat mit seiner starken Ausbreitung zu tun, unter der unsere einheimischen Pflanzen leiden. Sie können sich nicht mehr entfalten und machen Platz dem Drüsigen Springkraut.

Problem schon lange bekannt

In Russikon fühlt sich dieses Springkraut sehr wohl. Auf dem Schlossberg, zwischen Madetswil und Schalchen, hat es sich so stark ausgebreitet, dass man von einer Invasion reden kann. Auch entlang des Tobelbachs ist es stark gewuchert. Ein Blick auf die Zürcher Neophytenkarte zeigt: Fast nirgends im Kanton hat sich das Drüsige Springkraut so stark ausgebreitet wie in Russikon.

Der Umgang mit Neophyten ist in der Freisetzungsverordnung des Bundes geregelt. Für das Drüsige Springkraut gilt: Es muss bekämpft werden. Am besten Ende Juli, wenn die ersten Blüten des Springkrauts blühen.

So weit die Theorie. In Russikon scheint man sich dem Drüsigen Schildkraut ergeben zu haben. In Russikon ist das Problem des Drüsigen Springkrauts nämlich seit mindestens 12 Jahren bekannt. Dem ZO/AvU liegt ein Auszug aus dem Protokoll der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt Russikon (Naturus) vor. Der Vorstand, so das Protokoll, habe am 18. Mai 2007 beschlossen, gegen das Drüsige Springkraut anzukämpfen, sofern « die Gemeinde etwas unternehmen will. »  Diese Bereitschaft wurde dem Russiker Gemeinderat schriftlich zugesichert.

Viel bewirkt hat das Schreiben anscheinend nicht. Die Problempflanze hat sich in Russikon enorm ausgeweitet. Hans W. Jäckle, Präsident von Naturus: « Ich bin unzufrieden über die Arbeit, beziehungsweise Nichtarbeit der Gemeinde. »

20'000 Franken für Neophyten-Bekämpfung

Dass sich das Drüsige Springkraut nicht noch weiter ausbreiten konnte, sei Werner Iten zu verdanken, so Jäckle. Das ehemalige Vorstandsmitglied  habe 2010 und 2011 in Zusammenarbeit mit dem Zivilschutz die Aktion «Springkraut Gündisau» durchgeführt. 2013 verstarb Iten. Und mit ihm hörte der Kampf gegen das Drüsige Springkraut auf.

Gemeindepräsident Hans Aeschlimann (SVP) meint zu den Vorwürfen: « Beim Drüsigen Springkraut besteht immer wieder Handlungsbedarf. »   Er will aber betont haben, dass die Gemeinde bei der Bekämpfung eines anderen Neophyts erfolgreich sei, nämlich beim sogenannten einjährigen Berufkrauts. 2018 habe die Gemeinde Russikon insgesamt 3200 Franken für die Bekämpfung von  Problempflanzen aufgewendet.

In Bauma sind Neophyten polizeilich verboten

Auch Bauma litt lange unter dem Drüsigen Springkraut. Die sonst klamme Gemeinde hat aber letztes Jahr 20‘000 Franken für die Vernichtung von Neophyten ausgegeben, so Gemeindeschreiber Roberto Fröhlich. Und: Die Gemeindeversammlung hat sogar eine Bestimmung in die neue Polizeiverordnung aufgenommen, wonach die Pflanzung und Duldung invasiver Neophyten verboten ist. Der Gemeinderat kann deren Vernichtung anordnen und wenn nötig Bussen verhängen.

Das Ergebnis lässt sich sehen. Bis vor zwei Jahren wütete das Springkraut vor allem auf dem Binzberg und nordwestlich von Altlandenberg. Doch die Gemeinde konnte es fast lückenlos bekämpfen. Das zeigen Auswertungen des Zürcher Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel).    

350 Franken pro Are

Gemäss kantonaler Neophytenkarte wurden fast alle Standorte des Drüsigen Springkrauts bekämpft. Allerdings, so Fröhlich, seien auch weiterhin Nachkontrollen nötig.

Wie aufwändig die Bekämpfung ist , macht  das Awel in seinen Leitlinien für die Gemeinden deutlich: « Mähen und ausreissen alle drei Wochen bis zum ersten Frost. »  Das geht ins Geld. Gemäss Awel kostet eine solche Bekämpfung pro Are (100 Quadratmeter) bis zu 350 Franken. Leider kommt das  Drüsige Springkraut immer wieder. Ein kleiner Trost: Der Aufwand in den nächsten Folgejahren halbiert sich immerhin auf die Hälfte.

 


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