Laut seinem Militärpass wurde Karl Spahr am 28. April 1915 als Landsturm-Rekrut in Saarbrücken ausgehoben, und zwar als Württemberger im I. Ersatz-Bataillon des Rheinischen Infanterie-Regiments 70. Über seine Kriegszeit führte er Tagebuch, welches er nachher ins Reine schrieb. Ausgebildet wurde er am „Gewehr 98“, einem Mehrladegewehr (5 Patronen), damals das Standardgewehr der deutschen Infanterie. Er war Infanterist mit Gewehr, Handgranaten, Komissstiefel und damals üblicher Pickelhaube, besondere Ausbildungen erhielt er nicht, auch im Felde keinerlei Beförderungen. Am 23. Juli 1915 wurde er in eine Maschinengewehr-Kompanie versetzt und schon am 28. Juli nach Ostpreussen verschoben.
Feierlicher Abschied
Der Abschied in Saarbrücken am 20. Juli war für ihn «ergreifend»: «In der Stadt vereinigten wir uns mit andern Mannschaften der M.G.K. + nun gings unter den Klängen der Regimentskapelle + begleitet von einer grossen Menschenmenge (waren doch viele Saarbrücker unter uns) zum Bahnhof. Auf dem Marsch erhielten wir Liebesgaben, soweit wir uns in die Taschen stecken konnten: Obst, Chokolade, Zigarren + Limonade + über + über waren wir mit Blumen geschmückt. Dieser Marsch durch die Stadt mit all diesem Abschied + all den Glückwünschen war sehr ergreifend.»
Die Reise nach Ostpreussen dauerte drei Tage, welche er wie auf einer Ferienreise beschrieb. In Ostpreussen sah er aber zunehmend Zerstörungen und Gräber. Wieso? Die taktische Situation in Ostpreussen war nach Kriegsausbruch Anfang August 1914 so, dass die Russen schneller als gedacht mobilgemacht hatten und mit zwei Armeen grosse Teile Ostpreussens verwüsteten. Die Hauptkräfte der Deutschen konzentrierten sich auf die Westfront. Einer deutschen Armee in Ostpreussen unter Hindenburg gelang es Mitte bis Ende August 1914, beide russischen Armeen zu schlagen, im Februar 1915 bei den Masurischen Seen zu siegen und über die Grenze nach Litauen/Weissrussland vorzustossen. Dabei kam auch Karl Spahr zum Einsatz.
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