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Heinrich Müller im Gespräch mit Moderator Stefan Nägeli. Seraina Boner

«Was ich jetzt tue, ist für mich der End-Höhepunkt meines Lebens»

Über 20 Jahre war Heinrich Müller das Gesicht der Tagesschau. Im Lunchtalk erzählte der Maurmer von seinen altersbedingten Gebrechen und was die heutige Tagesschau anders machen sollte.

Heinrich Müller im Gespräch mit Moderator Stefan Nägeli. Seraina Boner

Veröffentlicht am: 01.04.2019 – 17.56 Uhr

Ein Vierteljahrhundert stand er berufsbedingt im Mittelpunkt der Nation. Heinrich «Heiri» Müller war zweifelsohne einer der beliebtesten Moderatoren der Tagesschau. Stets kompetent vermittelte er das Weltgeschehen. Manchmal fast so seriös, dass seine Auftritte etwas bieder daherkamen. Umso überraschender wurde sein Wandel zum Rockmusiker aufgenommen, nachdem er im Jahr 2007 von der Bildfläche verschwand.

«Als Musiker ist er jetzt bei uns», begrüsste Moderator Stefan Nägeli den Maurmer im Wetziker Hauptsitz der Zürcher Oberland Medien AG zum Lunchtalk. Und so gesellte sich Müller nicht wie es die Gäste üblich in der Sendung tun direkt ans Stehpult, sondern spielte zum Auftakt den Country-Rock-Song «Tucker». An seiner Seite war sein Keyboarder Matthias Baumann, der auch gleich Gitarre, Schlagzeug und Bass ab Band einspielte. Während Müllers sonore Stimme solid war, wirkte sein Auftritt was die Gestik betrifft manchmal etwas unbeholfen. Dennoch vermochte er mit dem Song das Publikum zu überzeugen, welches laut applaudierte.

 

Nägeli sprach den «Mister Tagesschau» als erstes auf den krassen Wechsel zum Musiker an. «Bereits seit mehr als 20 Jahren bin ich ein leidenschaftlicher Musiker», erzählte Müller. Die Musik an sich hat Müller jedoch noch  früher entdeckt. «Meine Eltern, beides Pfarrleute, schenkten mir als 12-Jährigen zu Weihnachten eine Rockgitarre – der glücklichste Moment meines Lebens.» Doch anstatt seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, entschied er sich für ein Studium der Rechtswissenschaften.

« Brenzlige Situationen»

Nach der Promotion erfüllte er sich einen lang gehegten Wunsch und bereiste Afrika. Dort hatte er auch seine spätere Frau getroffen. «Ich lernte sie auf einem Fussballplatz in Nigeria kennen», sagte Müller. Wieso für ihn nicht dieser Moment der schönste seines Lebens sei, wollte Nägeli wissen. «Eine Gitarre überdauert länger», erwiderte er trocken. Ein Song, der von der Liebe zu seiner Frau handelt zeugt davon, dass sie ihm dennoch viel bedeutet.

Bereits in Nigeria fing Müller an, als Journalist zu arbeiten. Und dabei sei er mitunter auch in «brenzlige Situationen» geraten. «Ich habe oft über die Apartheit berichtet. Die weisse Polizei war damals sehr brutal, auch gegenüber uns Journalisten. Besonders als sich der Regierungswechsel abzeichnete.» Noch in Nigeria bewarb sich Müller für eine Stelle als Journalist in der Schweiz. Doch: «In das Schweizer Fernsehen musste ich mich reinkämpfen.»

Über 20 Jahre war er für die Tagesschau als Redaktor und Moderator tätig. Und bis heute werde er oft daraufhin angesprochen. «Die Themen sind immer dieselben: Tagesschau, Musik und mein Alter».

Er wirke doch fit für seine 73 Jahre, meinte Nägeli daraufhin. Die Musik täte ihm gut, antwortete Müller. «Hinzu kommt, dass ich mich beim Musizieren bewegen muss.» Das Alter spiele für ihn eine untergeordnete Rolle und wegen seinen «kleinen Gebrechen» lasse er sich nicht ins Boxhorn jagen. «Was ich jetzt tue ist für mich der End-Höhepunkt meines Lebens.»

Kritik an Tagesschau

Damit meint Müller insbesondere die Musik. Er singe fast jeden Tag. «Was einem gut tut sollte man einmal im Tag tun.» Inspiration für seine Songs bekomme er durch Dinge, die er im Alltag sehe, oder Menschen, die er beobachte. «Ich möchte keine abgehobene Musik machen, sondern Lieder schreiben, die mitfühlen und lachen lassen.»

Nach Ende des Gesprächs wollte eine Frau aus dem Publikum wissen, was er von der heutigen Tagesschau halte. Sie dürfe seiner Meinung nach «lockerer» über gewissen Themen berichten, anstatt gleich eine «Staatsaffäre» daraus zu machen. Auch wünsche er sich von den Moderatoren mehr Menschlichkeit: «Bei Moderationen über Gräueltaten finde ich es nicht angebracht, geschliffen darüber zu reden.»


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