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Die Knies und ihre Artisten nehmen die Ovationen entgegen. David Kilchör

Fredy Knie Jr. gibt die Verantwortung weiter

Heute Abend startet der Circus Knie auf seinem Heimplatz in Rapperswil-Jona seine Tournee zum 100-jährigen Jubiläum. Das Comedy-Programm kommt von den beiden TV-Stars Viktor Giacobbo und Mike Müller. Im Live-Ticker kann man die Premiere verfolgen.

Die Knies und ihre Artisten nehmen die Ovationen entgegen. David Kilchör

Veröffentlicht am: 21.03.2019 – 18.15 Uhr

100 Jahre Circus Knie heisst: Endlich barrierefreie Sicht auf die Manege. Das neue Zirkuszelt kommt ganz ohne vertikale Zeltstangen aus. Ja: Das ist eine spürbare Verbesserung. Und dieses Zelt ist von Beginn weg ein wiederkehrendes Symbol der Show, die nun beginnt.

Mittig in der Manege steht eine Miniaturversion davon, die zur Leinwand mutiert. Alte Bilder flimmern über die halbtransparente Zeltwand und lassen 100 Jahre Knie Revue passieren, bevor eine Sängerin mit einer Truppe von Tänzern und Artisten die Manege betritt. Das Kleid der Sängerin: Ein nochmals kleineres Kniezelt.

Der Pomp endet abrupt, als Mike Müller aka Hans-Peter Burri durch den Vorhang stolpert, gefolgt von Viktor Giacobbo als Fredi Hinz. Die beiden kalauern über die Zahl 100 und die Generationen von Knies, die sich «immerhin schön gekreuzt" hätten in all den Jahren. Burris Karriereabsicht als Jongleur scheitert am zu hohen Cholesterinspiegel und Hinz hat kaum Ambitionen, zumal er den Job mit einem Sabattical starten will.

Müller auf dem Pony

Ambitionierter sind die folgenden Künstler. Trapez- und Bodenartisten reichen sich mit halsbrecherischen Nummern die Klinke. Dem Publikum bleibt immer wieder der Atem stehen.

Da kann man im zweiten Beitrag von Giacobbo und Müller aufatmen - diesmal kommen sie als Frau Grütter (Giacobbo) und Sohn Armin, die sich gegenseitig ankeifen. Sie will ihn aufs Pony bringen, er ruft nach der Kesb - eine besonders brisante Pointe hier in Rapperswil-Jona nach dem Fall Kesb gegen Obersee-Nachrichten. Im Publikum prusten viele Leute los. Die Nummer endet damit, dass Müller auf einem Pony aus dem Zelt abhaut, was die Manege für einen ersten Auftritt von Geraldine Knie öffnet, die zu Pferd zu einer Pop-Ballade tanzt.

Der Papgei entfliegt

Das ist der Startschuss zu einem Spektakel, an dessen Ende das gesamte Publikum erstmals stehend Ovationen klatschen wird. Mary-José Knie macht den Anfang mit einer Doppel-Pferde-Nummer, gefolgt von ihrer Enkelin Chanel Marie Knie, die Ponys mit Gummipuppen auf dem Rücken durch die Manege schickt. Den Höhepunkt setzt Fredy Knie Junior, als er zeitweilig 20 Pferde, je zur Hälfte in schwarz und weiss, mit leuchtendem Zaumzeug wild durchs Sägemehl galoppieren lässt. Ein atemberaubender Moment.

Mit Victor Giacobbo als Roger Schwaniski, der Fredy Knie Jr. interviewt, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen, folgt nach der Pause einer der witzigsten Momente des Abends. Giacobbo in Höchstform. Und dann kommen die Papageien; eine Novität im Circus, die gut ankommt. Und das obwohl - oder vielleicht auch weil - es zu einem Missgeschick kommt: Einer der Vögel setzt sich spontan in einer der hintersten Reihen auf der Schulter eines Mannes im Publikum ab und verweilt dort, bis ein Mitarbeiter sich durch die Menge drückt und das Tier zurückholt.

Weiter gehts mit Giacobbo, Müller, Minischweinen, Artisten, kleinen Clownerien. Die Nummern hängen lose zusammen, wenn überhaupt. Die beiden Comedien nutzen ihre Nummern teils, um die Übergänge zu veredlen, was allerdings auch nicht immer gleich gut gelingt. Bahnbrechende neue Ideen bietet der Zirkus zum Jubiläum nicht, wenngleich der artistische Schlusspunkt einer Tanzgruppe mit Sprungbrett durchaus das Beste zum Schluss ist. Generell kann man sagen: Die Artistenkost ist bewährt, dies aber auf höchstem Niveau. Vielleicht macht das auch Sinn so, ist ein Jubiläum doch eher der Moment für die Retrospektive, für die gewohnten Werte.

Umso höher sind die Erwartungen an den Schritt ins zweite Jahrhundert der Knie-Dynastie. Das 101. Jahr hätte es verdient, mit mehr als nur einem neuen grossen Kabarettistennamen aufzuwarten. Doch das muss die nächste Generation wissen. Fredy Knie Jr. verkündet in seiner Schlussansprache: «Für mich ist es Zeit, die Verantwortung abzugeben.» Die Nachfolger stehen bereit.


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