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Das braune Getränk

Guy A. Lang hat nach zahlreichen volkstümlichen Ausdrücken gesucht, die Kaffee umschreiben. Dabei hat er herausgefunden, dass «Muckefuck» nichts Derbes meint und auch nicht aus dem Englischen kommt, sondern aus dem Französischen.

Veröffentlicht am: 17.02.2019 – 09.05 Uhr

Der Krimi war wirklich spannend, locker lesbar. Bis ich plötzlich auf das Wort «Muckefuck» stolperte. Irgendwie kam es mir bekannt vor und schliesslich konnte ich aus einer hinteren Hirnwindung eine Assoziation hervorkramen. Das war doch dieses Kaffeegetränk, das so nüüütelig schmeckt, so lüderig, ein richtiger Blüemlikafi. Oder wie ein alter Onkel zu sagen pflegte: «e Güle». Also Kaffeeersatz. Ich erinnere mich noch genau, bei meiner Grossmutter gab es immer Zichorien in blau-gelb oder orange-weiss gestreiften Papiersäcken. Und einen weissen Porzellan-Handfilter mit Papierfilter. Man musste das heisse Wasser immer auch vorsichtig am Rand fliessen lassen, damit selbst das kleinste  Krümelchen Kaffee noch Geschmack abgeben konnte. Heute in Zeiten von Wohlstandsgesellschaft, Kaffeeautomaten, Kapsel- und Kolbenmaschinen ist dies kaum mehr bekannt.

Chicorée- und Löwenzahnwurzeln, Eicheln, Bucheckern – alles wurde geröstet und gemahlen mit siedendem Wasser überbrüht und getrunken. Für diese dunkle Flüssigkeit gab es zahlreiche Bezeichnungen. Neben den schon erwähnte etwa «Plörre» – soll von «Pleur», «Träne» abgeleitet sein – oder «Lorke», was von lateinisch «lora» und althochdeutsch «lura» = Tresterwein stammt. Und dank Wikipedia, unserem so genannt allwissenden Tool, habe ich erfahren, dass «Muckefuck» weder etwas mit Mücken noch einem englischen Derbausdruck zu tun hat. Sondern das französische «Mocca faux» verballhornt, der Ausdruck wurde im Rheinland unter der Besetzung von Napoleon eingedeutscht.

Aber eigentlich ist das gar nicht interessant, jede und jeder will doch einen speziellen Kaffee, einen Latte Macchiato, Cappuccino, Barbagliata, Pharisäer, eine Melange, einen schlichten Ristretto. Oder was der landestypischen Spezialitäten mehr sind. Hauptsache das Getränk weckt den Geist, entspricht dem Zeitgeist und beweist, dass man diesem nachlebt. Kann schon sein, dass sich bald alles ändert. Denn modische Trends sind nicht nur bezüglich Kleider schnelllebig. Und dann trinken wir auch bei uns den bis anhin kaum bekannten Muckefuck. Und Dank der Krimilektüre wissen wir, was das ist. Dass Lesen bildet, wissen wir schon lange, dass Krimilesen auf einen möglichen Trend hinweist, ist mir neu. (Guy A. Lang)


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