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Wegen des Landverbrauchs

Oberlandautobahn: Gossau kämpft gegen Ottiker Anschluss

Zwei neue Autobahnanschlüsse soll die Lückenschliessung der Oberlandautobahn mit sich bringen. Der Gemeinderat Gossau wehrt sich aber gegen eine davon.

David
Kilchör
Samstag, 12. Januar 2019, 18:57 Uhr Wegen des Landverbrauchs

Geht es um die Lückenschliessung der Oberlandautobahn, so plagen Gossau zwei Dinge besonders. Die Strasse, das ist klar, wird das Gemeindegebiet mehr oder weniger von Nord nach Süd durchqueren. Speziell stossend findet der örtliche Gemeinderat dabei die offene Linienführung zwischen Grüt und Gossau-Dorf sowie den vorgesehenen Vollanschluss im Raum Ottikon.

Gemeindepräsident Jörg Kündig (FDP) äusserte am vergangenen Neujahrsapéro die Idee, einen Verzicht auf den Anschluss Ottikon zu vertreten - eine womöglich unpopuläre Massnahme, selbst für Gossauer selber. Kündig spricht jedoch von einer «grossen Verkehrs-Maschine» mit enormen Landverbrauch, die in Ottikon entstehen werde. «Entsprechende Bauwerke und Landschaftseingriffe sind nötig.»

Kampf gegen bestehenden Anschluss

Tatsächlich besteht in Ottikon bereits ein Anschluss an die Forchstrasse. Kündig sagt dazu: «Sollte dieser weiterhin aufrecht erhalten oder in diesem Raum gar ein Anschluss vom regionalen Strassennetz an die Oberlandautobahn angeordnet werden, wird die Situation noch komplexer und verschärft.»

Der Gemeinderat, das sagt Kündig nun eine Woche nach dem Apéro, favorisiere deshalb definitiv den Verzicht auf einen Anschluss an die Oberland-Autobahn wie auch auf die Forchstrasse in Ober-Ottikon. «So könnten Landverbrauch und extreme Auswirkungen auf Bevölkerung und Landschaft ein wenig reduziert werden.»

«Da muss mindestens eine Spur gequert werden, wenn das Fahrziel Betzholz sein soll.»

Jörg Kündig, Gemeindepräsident

Nach Gemeinderat würde der heutige Anschluss also auch verschwinden. In Ottikon sollen demnach nur noch der von Wetzikon-West herkommende Streckenabschnitt und die Forchstrasse zusammengeführt werden. Der Kanton prüfe aktuell aber noch weitere bevölkerungs- und umweltschonende Optionen im Raum Ottikon, so Kündig. Dabei gehe es vor allem um die Varianten der Zusammenführung des Streckenteils von Wetzikon herkommend in Ottikon. «Da muss mindestens eine Spur gequert werden, wenn das Fahrziel Betzholz sein soll.»

Wer von Wetzikon (nördlich) herkommt und nach Hinwil will, muss die Forchstrasse erst queren.

Ohne den Anschluss Ottikon wäre der nächste auf die Forchstrasse jener zwischen Egg, Oetwil und Gossau. Auf die Oberlandautobahn ist ein Anschluss in Wetzikon West in der Region Flos vorgesehen. Gossauer, die auf die Forchstrasse wollen, müssten also durch Gossau Dorf oder direkt in Wetzikon auf die Oberlandautobahn fahren. Der Gemeinderat rechne jedoch nicht mit Mehrverkehr in Gossau Dorf. «Sonst wäre der Verzicht auf den Anschluss Ottikon keine Option», so Kündig.

«Zubringerverkehr in Herschmettlen könnte vermieden werden.»

Jörg Kündig

Vielmehr erhoffe sich der Gemeinderat eine spürbare Entlastung der Wacht Herschmettlen. «Zubringerverkehr könnte vermieden werden.» Und Autofahrer aus dem Raum Wetzikon, die über die Forchstrasse nach Zürich wollen, würden heute auch nicht den Weg über Ottikon wählen. Insofern gebe es auch keine Umverteilung. «Die genauen verkehrlichen Auswirkungne liegen jedoch nicht direkt auf der Hand und wurden bislang nicht im Detail untersucht.» Dies sollen nun Planer klären.

Gemeinderat erwartet Anhörung

Wie gewichtig das Wort der Gemeinde Gossau im gesamten Planungsprozess der Lückenschliessung ist, ist schwierig einzuschätzen. Kündig sagt, die Gemeinde habe sich bislang konstruktiv in Diskussionen und Planungsarbeiten eingebracht. «Schon im Rahmen der Richtplandebatte haben wir gefordert und wurde uns zugesichert, dass wir gehört werden würden.» Der Gemeinderat erwarte, dass das nun auch stattfinde, und dass die Gemeinde bezüglich Linienführung und Ausgestaltung «substanziell und nachhaltig» mitentscheiden könne. «Entscheiden wird aber letztlich der Bund.»

Ob der Gemeinderat mit seiner Haltung gegen den Anschluss Ottikon aber überhaupt den Gossauer Volkswillen vertritt, weiss er selber nicht. Eine Befragung der Bevölkerung zum Thema sei auch nicht vorgesehen, sagt Kündig. Auch ein verbindliches Vernehmlassungsverfahren sei erst wieder vorgesehen, wenn das generelle Projekt erstellt und das Auflageprojekt ausgearbeitet ist. Also erst nach 2020, wenn der Bund die Planung der Oberlandautobahn übernommen hat.

Volkesstimme ist dem Gemeinderat wichtig

Dem Gemeinderat sei aber durchaus wichtig, der Bevölkerung den Puls zu fühlen und seine Strategie und sein Vorgehen auf die Bedürfnisse und Wünsche der Bevölkerung abzustimmen. Die Ankündigung am Neujahrsapéro sei ein erster solcher Moment gewesen. Weitere, etwa anlässlich des «Gwerbler-Zmorge», seien vorgesehen.

«Die Position des Gemeinderats ist unverändert deutlich», sagt Kündig. «Es ist entscheidend, dass die Emission auf die Bevölkerung durch den Bau und den Betrieb der Oberlandautobahn in einem erträglichen und vertretbaren Mass bleiben.» Die Landschaft dürfe nicht zerstört oder über Gebühr beeinträchtigt werden. «Für den Gemeinderat war, ist und bleibt es das Ziel, eine unterirdische Linienführung zu erreichen. Dafür wird er sich vehement einsetzen.»

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