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Zum Schweizer Reformationsjahr 2019 kommt am 17. Januar der Spielfilm «Zwingli» ins Kino. Youtube

«Ich verspreche mir sehr viel von diesem Film»

Es handelt sich um einen der grössten Schweizer Filmdrehs überhaupt. Demnächst läuft der «​​​​​​​Zwingli»-Film nun in den Schweizer Kinos an –​​​​​​​ auch im Wetziker Palace. Die örtliche Reformierte Kirche organisiert dort einen Anlass, um zusätzlich Aufmerksamkeit zu generieren.

Zum Schweizer Reformationsjahr 2019 kommt am 17. Januar der Spielfilm «Zwingli» ins Kino. Youtube

Veröffentlicht am: 03.01.2019 – 12.58 Uhr

An diesem Tag schlotterten alle: Die Täufer und die Zwinglianer. Minus fünf Grad herrschten an jenem Sonntag, dem einzigen Drehtag für den Film «Zwingli» im Zürcher Oberland,  als zehn Soldaten vor dem Ritterhaus Bubikon einen älteren Mann in zerfetzten Stoffkleidern verfolgten. Seither ist fast ein Jahr vergangen. Der wohl teuerste Schweizer Film aller Zeiten ist abgedreht, geschnitten und parat für die Kinos. 

Gezeigt wird die fast sechs Millionen Franken schwere Produktion auch im Wetziker Kino Palace. Kinobetreiber Marco Brenner sagt, er freue sich auf die Erstausstrahlung Mitte Januar. Er unterstütze gerne hiesige Filme – und diesen erst recht: Da er im Kanton Zürich spiele, schaffe er Nähe zum Publikum. «Dass das Ritterhaus in Bubikon als Kulisse gedient hat, ist natürlich ein zusätzlicher Anreiz.»

Einer der grössten Schweizer Filmdrehs aller Zeiten

25.02.2018

Beim Ritterhaus in Bubikon

Ein Teil Bubikons wurde am Sonntag zurück ins Mittelalter versetzt. Beitrag in Merkliste speichern Er habe bereits einige Ausschnitte gesehen. «Das Werk ist super schön geworden und wird den Leuten viel Freude bereiten», prophezeit Brenner. Es sei auf Anhieb zu erkennen, dass es sich um eine teure Produktion handle. «Manchmal kommen Schweizer Filme ja etwas dilettantisch oder kitschig daher.» Das sei beim Zwinglifilm überhaupt nicht der Fall. Er wirke äusserst professionell.

Unvorhersehbare Entwicklung

«Ich verspreche mir sehr viel von diesem Film.»  Nicht nur qualitativ, sondern auch auf lukrativer Ebene. Schweizer Filme seien bei seinem Publikum sehr beliebt, sagt Brenner weiter. Letztes Jahr habe es leider wenig solche Produktionen gegeben. «Das hat sich auch im Umsatz niedergeschlagen.» Er glaube, der Film über den Zürcher Reformator werde das Blatt wieder wenden. Es sei aber schwer, vorherzusagen, was den Leuten gefalle.

«Wir haben uns auch schon getäuscht.» Der aktuelle Schweizer Film Wolkenbruch sei ein gutes Beispiel dafür. Niemand habe gross daran geglaubt. Doch nun laufe er bereits seit zehn Wochen im Palace. «Er ist regelrecht durch die Decke geschossen.» Dies erhoffe er sich natürlich auch vom Zwinglifilm.

Für zusätzlich Aufmerksamkeit bei den Oberländern soll eine Zusammenarbeit mit der Reformierten Kirche Wetzikon sorgen. Am ersten Sonntag nach der Premiere findet im Palace ein Interview mit dem Produktionsteam statt. Der Wetziker Pfarrer Matthias Blum sei mit dieser Idee auf ihn zugekommen, sagt Brenner. Er sei sofort dabei gewesen. «Ich finde es immer gut, dem Publikum einen Mehrwert zu liefern.» Nun sei er gespannt, was der Konsument vom neuen «Zwingli» halten werde.

Auch Pfarrer Matthias Blum freut sich auf den Film. Natürlich sei man stolz, dass ein Teil davon im Oberland spiele und einige Szenen sogar im Bubiker Ritterhaus gedreht worden seien. Die Überzeugung der Täufer und ihre Verfolgung im Oberland seien ein zentrales Thema der Reformation (siehe Box).

« Mir gefällt aber vor allem die Botschaft, sich wieder mehr mit der Bibel zu befassen und darüber zu diskutieren. »  Deshalb sei ihm auch die Idee gekommen, vor der Vorführung mit den Verantwortlichen eine Art Podium zu veranstalten. Wer am Interviewtermin teilnimmt, sei noch nicht bekannt. « Es wird aber auf jeden Fall jemand vom Produktionsteam vor Ort sein, vielleicht sogar ein Schauspieler. »

Die Täufer im Zürcher Oberland

Die freikirchliche Bewegung der Täufer zieht sich seit der Zeit Zwinglis durch die Kirchengeschichte des Zürcher Oberlands. Es gibt kaum eine Ortschaft in der Region, die in zeitgenössischen Dokumenten nicht mit den Täufern in Zusammenhang erwähnt werden. Aus Zürich vertrieben, eilten die führenden Täufer ins Schaffhausische, in die Ostschweiz und ins Zürcher Oberland.

Das Gebiet des Grüninger Amtes entwickelte sich laut Recherchen des Bäretswiler Theologen Armin Sierszyn für kurze Zeit zu einer Hochburg täuferischer Aktivitäten. Die Pfarrer Ulrich Zingg in Dürnten, Bastian Ramsperg in Gossau, Lorenz Keller in Egg, Jakob Schörli in Hombrechtikon und ursprünglich auch Hans Brennwald in Hinwil seien nicht ohne Sympathien für die Anliegen der radikalen Reformation gewesen, schreibt er in einer Arbeit. Im Betzholz und im «Herrliberger Wald» (heute Hellberger Wald genannt in der Gemeinde Gossau) kam es zu Waldversammlungen. Auch Fischenthal und Bäretswil gewährten den Täufern Zuflucht.

Viele Täuferführer fanden beispielsweise in der Täuferhöhle Unterschlupf, die südöstlich von Bäretswil liegt und ihren Namen der Bewegung verdankt.  Dort konnten sie sich ungestört versammeln. Bei Grabungen kamen 1830 im Innern der Höhle Nischen mit Besteck und bemalten Kacheln zum Vorschein. Ob sich in der Täuferhöhle auch der im Oberland missionierende Mitbegründer der Zürcher Täufer Felix Manz versteckte, ist denkbar, aber nicht nachgewiesen. 

Streiten über die Bibel

Pfarrer Blums Kollege Kurt Stehlin wird das Gespräch im Kino Palace leiten. « Die Fragen drehen sich primär um den Film, sicher werden aber auch aktuelle Fragen eine Rolle spielen.  Je nach dem reiche die Zeit auch noch für ein paar Fragen aus dem Publikum. 

Die Reformierte Kirche Wetzikon nimmt das 500-Jahr-Jubliäum der Reformation zum Anlass einer Gottesdienstreihe. Diese widmet sich dem Buch « Lebendig! Vom Geheimnis mündigen Christseins »  des deutschen Theologen Michael Herbst. Hier sei der Zürcher Reformator ebenfalls ein Vorbild, sagt Blum. Zwingli habe bereits vor einem halben Jahrtausend dazu animiert, ein mündiger Christ zu sein. « Deswegen möchten wir, dass die Leute den Zwinglifilm schauen gehen und sich davon inspirieren lassen. »

Ein moderner Film

Im besten Fall führe dies dazu, dass auch sie sich öfter und neu mit der Bibel befassten. Blum: « Wir wünschen uns heute dasselbe wie Zwingli damals: Dass die Menschen die Bibel nicht nur lesen, sondern sich damit auseinandersetzen, darüber debattieren, ja streiten. »

Der Film zeigt aber nicht nur die Ansichten von Huldrych Zwingli selbst. Er wird aus der Sicht seiner Ehefrau Anna Reinhart erzählt. «Mir war es wichtig, nicht nur Pfarrer, Chorherren und Ratsmänner zu zeigen», sagte Produzentin Anne Walser der Filmproduktionsfirma C-Films AG (Schellenursli, Mein Name ist Eugen, Grounding)  vergangenen Februar.  Es sei ein moderner Film für die heutigen Zuschauer.

Der Film «Zwingli» ist ab Donnerstag, 17. Januar, in den Schweizer Kinos zu sehen. Die Podiumsveranstaltung der Reformierten Kirche Wetzikon findet am Sonntag, 20. Januar, im Kino Palace in Wetzikon um 17.15 Uhr statt. Der Film läuft anschliessend um 18 Uhr. An allen anderen Tagen ist der Zwinglifilm jeweils zweimal täglich um 17.30 Uhr und um 20.15 im Kino Palace zu sehen. 

Auch im Kino Oreon in Dübendorf findet am Dienstag, 22. Januar, eine Sondervorstellung statt. Ab 19.15 Uhr werden die Drehbuchautorin Simone Schmid sowie die Produzentin Anne Walser vor Ort sein und sich den Fragen der Gästen stellen.  

 


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