Im eher konservativen Zürcher Oberland sind die alten Rollenbilder noch stärker verankert, als anderswo: die Ehefrau bleibt daheim und schmeisst den Haushalt, der Mann geht arbeiten und bringt Geld nach Hause. Das unterstreichen die Zahlen des Einwohnerdienstes der Stadt Wetzikon. Etwa 2500 Mütter leben in Wetzikon und davon sind bloss rund 500 Frauen erwerbstätig. „Während vielen Jahren stellen Mütter ihre eigenen Bedürfnisse hinter denen der Familie an“, sagt Eve Danuser, Erwachsenenbildnerin und Kinesiologin.
Doch was, wenn die Kinder das Nest verliessen, selbstständig würden und sich der Tagesrhythmus der Familienfrauen stark verändert? „Es ist wichtig, sich mit dieser Frage auseinander zu setzten und damit, was das für die Mütter bedeutet“, so die Erwachsenenbildnerin.
Für viele Frauen sei der Lebensabschnitt als Familienfrau sehr vielfältig und fordernd. „Helfen, unterstützen und gebraucht werden ist ein wichtiger Teil des Mutterseins. Wenn dieser wegfällt und es vermehrt zu Auseinandersetzungen mit den Jugendlichen kommt, geht das nicht spurlos an der Frau vorbei“, sagt Danuser. Das Selbstwertgefühl finge dann oft leise an zu bröckeln.
„Viele Frauen möchten nach der Phase als Familienfrau in der Berufswelt wieder Fuss fassen“, so Danuser. Nach einer längeren Unterbrechung im Berufsleben könne einem das nötige Selbstbewusstsein dafür fehlen. Auch weil es neben dem Familienalltag schwierig sei, Zeit für Weiterbildungen zu finden.
An der Situation könnten nur die Frauen selbst etwas verändern. In ihrem Pilotprojekt will die Erwachsenenbildnerin darum Müttern zeigen, dass es in Ordnung sei, auch mal nur an sich selbst zu denken und sich vom Dienstleistungsgedanken zu lösen, wenn die Kinder älter werden.
Pilotprojekt mit vier Modulen
Danuser selbst hat ihre heute 36-jährige Tochter alleine erzogen, was nicht immer ganz einfach gewesen sei. „Ich wäre extrem froh gewesen, wenn es dazumal einen Kurs gegeben hätte, der mir zeigt, wie ich mit einer pubertierende Tochter umgehen soll“, sagt die Erwachsenenbildnerin. Sie möchte den Frauen in vier Modulen im November vermitteln, dass sie nicht gleich nutzlos seien, nur weil einen die Kinder nicht mehr tagtäglich bräuchten.
Vielmehr sollen sie sich ihren Fähigkeiten bewusst werden und für sich neue Perspektiven entdecken. Ziel sei auch, dass sich Familienfrauen mit anderen Müttern austauschen und voneinander lernen könnten. „In dieser Zeit, in der sich viel verändert, ist es wichtig, dass die Frauen sich mit sich selbst befassen. Was will ich, was sind meine Bedürfnisse und wo will ich hin?“, so Danuser.
Seit 25 Jahren arbeitet sie als selbstständige Kinesiologin und hat sich auf Anliegen für Frauen spezialisiert. Mit ihrer Erfahrung als Mutter, Grossmutter und Life-Coach könne sie den Frauen in diesem Pilotprojekt viele Tipps mitgeben. Zum Beispiel, dass man seinen eigenen Projekten ruhig höhere Priorität geben könne.
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