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Die Ateliers im alten Spital in Rüti gibt es seit 2008. Fotos: Seraina Boner

Die Künstlerinnen aus der alten Arztwohnung

Einst hantierten im alten Spital Ärzte mit Skalpell und Stethoskop, heute bannen dort Künstlerinnen und Künstler mit Pinsel und Farbe ihre Visionen auf die Leinwand.

Die Ateliers im alten Spital in Rüti gibt es seit 2008. Fotos: Seraina Boner

Veröffentlicht am: 16.10.2018 – 14.48 Uhr

Das alte Spital in Rüti, das vor 18 Jahren seine Türen schloss, wird heute vielfältig genutzt: So finden dort etwa das Rekrutierungszentrum der Armee, der Regio-144-Stützpunkt, ein Kinderhort oder ein Radiotherapie-Zentrum Unterschlupf. Auch die ehemalige Arztwohnung hat seit gut zwölf Jahren neue Bewohner. Die Räume dienen fünf Malerinnen und einem Maler als Schaffensort. Ein Atelierbesuch.

Regula Schenk

Regula Schenk benötigte 2008 einen Ort, um ihre Abschlussarbeit zur Kunsttherapeutin zu verwirklichen. In der leerstehenden ehemaligen Arztwohnung fand sie ideale Bedingungen für ihre Malerei. «Zu meinem Atelier gehört nicht nur mein Zimmer», sagt Schenk, «es erweitert sich hinaus in den Spitalgarten.» Die Natur mit ihren verschiedenen Jahreszeiten, die Bäume im Garten, seien ihre massgebliche Inspirationsquelle. Kleinste Naturobjekte, die ihr zufallen, malt sie erst in Tagebücher und auf Leinwände, löst sich dann aber von konkreten Formen, um diese grossformatig zu vertiefen. Ihre Arbeiten stehen aber immer in Verbindung mit Erlebtem aus der Natur.

Margrit Brunner

Margrit Brunner absolvierte eine langjährige Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung in Zürich und an der Schweizerischen Malschule Bern. Seit 2008 hat sie ihr eigenes Atelier im Alten Spital Rüti. Dort beschäftigt sie sich unter anderem mit der Umsetzung von Farbkombinationen. Inspiriert wird sie von der Natur, etwa von Wasserlandschaften mit Spiegelungen auf der Wasseroberfläche, Berglandschaften oder Blumen. Als Ausgangspunkt für ihre Arbeit wählt sie oft Eindrücke und Fotos aus den Ferien oder vom Wandern, wobei sie die konkreten Formen rasch hinter sich lässt. «Die Bilder oder Fotografien sind mein Einstieg, aber ich vergesse sie meist schnell wieder und male, was die Bilder in mir ausgelöst haben», sagt Brunner. Oft ist bei ihren Bildern noch zu erkennen, was als konkrete Vorlage diente. Manchmal habe sie aber auch nur eine bestimmte Farbkombination im Kopf, die sie umsetzen möchte – «immer verbunden mit der Idee der Natur», so die Malerin. «Diese Freude an den Farben und an der Natur sind mein Motor zu malen.» Trotzdem arbeite sie gerne drinnen, in ihrem Atelier, wo sie die Ruhe geniesse, sagt Brunner.

Ursula Baumann

Ursula Baumann interessiert sich für Malerei im ursprünglichen Sinn. Sie malt Alltägliches und immer wieder Stillleben, die sie in einen fremden Kontext setzt. Baumann beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit der bildlichen Raumgestaltung. Sie fasziniert auch das Verhältnis der Farben zueinander, die Farbwahrnehmung werde dabei subjektiv erlebbar. Farbe sei nie absolut, so die Malerin, sondern werde durch ihr farbiges Umfeld beeinflusst. «Malen ist eine Sehschule», sagt Baumann. Ein Schneeball etwa könne für sie plötzlich in verschiedenen Farben aufleuchten, wenn sie ihn lange genug betrachte. «Manchmal kann ich mich bei solchen Arbeiten richtiggehend ‹ausschauen›», so Baumann. Daneben beschäftigt sie sich mit dreidimensionalem Gestalten. So fertigte sie etwa mehrere Modell-Fahrräder aus einem einzigen Draht. Später versuchte sie anhand der Velos neue Bildwelten auf Holz zu malen.

Roma Messmer und Walter Lüönd

Das Künstlerpaar Roma Messmer und Walter Lüönd, die ihre Arbeiten national wie international ausstellen, teilen sich ein Atelier im alten Spital. Sie arbeiten immer mal wieder zusammen an einer Serie, einer Installation oder einer Performance. Früher führten sie das Atelier 5 in Bubikon, wo sie Kurse für gestalterische Kunst leiteten. «Mich beschäftigen Ur-Formen, archaische Strukturen», sagt Messmer. «Die finde ich in mir, als Teil von mir, aber auch im Alltag». So widmet sie sich vor allem kleinformatigen Serien. Eine davon, die sich mit konkreten Formen beschäftigt, zeigt hellgrün grundierte Panels, die sie so grau übermalt hat, dass sich durch den Farbkontrast erst in diesem zweiten Schritt Formen herausbildeten. «Schattenbilder» nennt sie Messmer und fügt an: «Mir gefallen unübliche Farbkombinationen.»

Ihr Partner Walter Lüönd malt im Rütner Atelier vornehmlich kleinformatige Serien. «Für grossformatige Arbeiten fehlt mir in meinem Lager zu Hause der Platz», sagt Lüönd. So nimmt er sich etwa seit einiger Zeit einer Lampen-Serie an. 30 Bilder sind bereits entstanden. «Dazu hat mich eine österreichische Krimiserie inspiriert», entsinnt sich Lüönd. Darin seien in den Requisiten ausserordentlich viele Typen von Lichtquellen verwendet worden. Mit seinen Bildern von Alltagsgegenständen erheitert er auch immer wieder die anderen Atelierbewohnerinnen. Etwa, wenn er das Bild einer Seife über das Lavabo im Bad hängt, oder jenes einer Klingel über die Tür. Neben Installationen und kleinformatigen Serien beschäftigt er sich immer wieder mit dem Holzschnitt, in einem Nebenzimmer steht eigens dafür eine alte Walzendruckpresse.

Verena Marti

Verena Marti beschäftigen Linien und Formen. «Freihandgeometrie» nennt sie ihre Kunst. Ihre Sujets sind mal sphärisch und sanft, mal prägnant geformt. «Diese Bilder kommen von innen», sagt Marti. Inhaltlich behandelt sie die Thematik von Perspektive und Gegenperspektive. Die Werke sind also immer Teil eines Duetts oder eines Trios. «Meine Bilder haben mir in meinem persönlichen Veränderungsprozess geholfen», so die Künstlerin. Sie zeigen Veränderung und den Übergang von einer Phase in eine andere. Manifestierte «Kipperlebnisse» seien sie, eine eigene Art der Meditation. «Eigentlich sind es ganze Welten», sagt Marti. Dabei arbeitet sie je nach Werk beinahe monochrom, kommt eine zweite Farbe hinzu, dann als Kontrast. «Die Bilder behalten aber immer ihren polarhaften Charakter», so Marti.


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