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Das Seniorenzentrum Wiesengrund möchte das Leben für die Bewohner mit diversen Aktivitäten so angenehm wie möglich gestalten. , Maja Rhyner, Leiterin des Seniorenzentrums Wiesengrund, mit ihrem Kollegen Thomas Kodiyan. Symboldbild: PD

«Hier findet das Leben statt, auch wenn der Tod nah ist»

Im Hospiz des Seniorenzentrums Wiesengrund ist der Tod allgegenwärtig. Die Sterbebegleitung ist nicht nur für die Angehörigen eine Belastung, sondern auch für die Mitarbeiter keine leichte Aufgabe. Am Welthospiztag wird dieser Arbeit besondere Beachtung geschenkt.

Das Seniorenzentrum Wiesengrund möchte das Leben für die Bewohner mit diversen Aktivitäten so angenehm wie möglich gestalten. , Maja Rhyner, Leiterin des Seniorenzentrums Wiesengrund, mit ihrem Kollegen Thomas Kodiyan. Symboldbild: PD

Veröffentlicht am: 10.10.2018 – 07.00 Uhr

Mitarbeiter in einem Hospiz – einer Einrichtung für Sterbebegleitung – sind tagtäglich mit dem Tod konfrontiert. Am 13. Oktober findet der Welthospiztag statt, der an diese Arbeit erinnern soll. Im Winterthurer Seniorenzentrum Wiesengrund wird für Menschen mit einer schweren unheilbaren Krankheit eine solche palliative Betreuung angeboten. Maja Rhyner ist die Leiterin des Zentrums und erklärt mit ihrem Kollegen Thomas Kodiyan, Stellvertretender Leiter Betreuung und Pflege, wie die Mitarbeiter mit diesen Situationen umgehen.

Was bedeutet palliative Betreuung für Sie?

Thomas Kodiyan: Palliative Betreuung bedeutet für uns die bestmögliche Lebensqualität bis ans Lebensende zu wahren, wenn eine Krankheit nicht mehr heilbar ist. Bewohner sollen in Würde gehen können und sich wohlfühlen. Es ist unsere Aufgabe, das zu ermöglichen.

Wie wird das ermöglicht?

Thomas Kodiyan: Das ist individuell. Wir orientieren uns an der persönlichen Lebenseinstellung, den Bedürfnissen und Wünschen der Person. Durch eine bereichsübergreifende Zusammenarbeit mit den Angehörigen, Ärzten oder Physiotherapeuten können wir eine entsprechende Betreuung und Pflege ermöglichen. Ganz wichtig ist, dass der Mensch selbst mitbestimmen kann, was mit ihm passiert.

Maja Rhyner: Für uns ist es von Bedeutung, dass wir normal mit diesen Bewohnern und den Angehörigen umgehen. Das heisst mit ihnen reden und ab und an ein «Gspässli» einfliessen lassen. Es ist nicht einfach nur Pflege. Hier findet das Leben statt, auch wenn der Tod nah ist.

Wie wird dieses Leben im Hospiz so angenehm wie möglich gestaltet?

Thomas Kodiyan: Wir möchten den Bewohnern die Möglichkeit bieten, ihr Leben mit gewohnten Aktivitäten weiterzuführen. Das wird zum Beispiel mit Jassgruppen oder Tiertherapien ermöglicht. In der Nacht gibt es das Angebot, unseren ergänzenden Begleitdienst (PACE) zu nutzen. Dadurch werden Personen in einer Sterbesituation einfühlsam begleitet, wenn Angehörige und Freunde dies nicht übernehmen können oder wollen. Zusätzlich wird auf Ess- und Trinkwünsche speziell eingegangen.

Der Welthospiztag soll dazu dienen, um auf oft tabuisierte Themen wie Tod, Sterben und Trauer aufmerksam zu machen. Wie wird diesen Inhalten in Ihrem Hospiz begegnet?

Maja Rhyner: Das Thema Sterben ist hier drin kein Tabuthema. Der Tod ist nah und es wird offen darüber geredet.

Thomas Kodiyan: Viele Bewohner in den Hospizzimmern wissen, dass ihr Leben begrenzt ist und können dies akzeptieren. Was mich immer wieder beeindruckt ist, dass viele Menschen eine gewisse Ruhe ausstrahlen in dieser Situation. Das Sterben muss nicht unbedingt mit Angst und Sorgen verbunden sein.

Es muss trotzdem schwer sein, täglich mit dem Tod konfrontiert zu werden. Wie geht man als Mitarbeiter damit um?

Thomas Kodiyan: Man muss eine professionelle Haltung bewahren. Einfach ist das nicht. Es kann vorkommen, dass ein Bewohner im selben Alter ist wie das Kind einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters.

Maja Rhyner: Im Schnitt sind die Bewohner 60 Jahre alt. Die drei Hospizzimmer sind in eine Wohngruppe integriert, in der vier Personen mit einer speziellen palliativen Ausbildung arbeiten. Sie können Einzelsituationen im Team reflektieren und andere Teammitglieder befähigen und unterstützen. Dabei kann es um die Bewohner selbst, Therapien, die Zusammenarbeit mit Ärzten oder die Angehörigen gehen.

Für die Angehörigen muss diese Situation besonders belastend sein. Wie werden Freunde und Familie in diesem Prozess unterstützt?

Thomas Kodiyan: In einer palliativen Situation ist die Zusammenarbeit mit den Angehörigen sehr intensiv. Das kann ganz unterschiedlich sein. Es werden Gespräche geführt und Wünsche berücksichtigt, beispielsweise wie viel medizinisch und therapeutisch noch eingegriffen wird. In Familien kann es zu Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Behandlungsmöglichkeiten kommen. Da sind wir dazu verpflichtet, die Angehörigen mittels Gesprächen in der Entscheidungsfindung zu unterstützen. 

Wie sehen die einzelnen Schritte aus, wenn ein Patient in die palliative Betreuung aufgenommen wird?

Thomas Kodiyan: Meistens kommen unsere Bewohner aus dem Kantonsspital Winterthur. Nach der Diagnose werden sie zunächst in einer palliativen Abteilung im Spital betreut, bis die medikamentöse Behandlung einigermassen abgeschlossen ist. Vor dem Eintritt wird die Behandlungssituation mit dem Team abgeklärt und notwendige Vorbereitungen getroffen. Anschliessend können sie zu uns kommen.

Maja Rhyner: Es gab schon Personen, die sich nicht mit dem Gedanken anfreunden konnten, dass zuvor jemand in ihrem Hospizzimmer verstorben war. Diese Zimmer werden von einigen mit etwas Endgültigem verbunden, das kann unbehaglich sein. Daher gibt es auch die Möglichkeit, in ein normales Pflegezimmer mit palliativen Massnahmen einzuziehen.


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