Erst kürzlich schockierte ein Cybermobbing-Fall in Uster. Ein 28-Jähriger drängte eine 14-Jährige aus Finnland in einem Chat zu Nacktfotos und veröffentlichte diese anschliessend im Internet (wir berichteten). Seine Tat hatte gravierende Folgen: Das Mädchen nahm sich später das Leben.
Auch in Winterthur ist Cybermobbing – das Mobbing im virtuellen Raum – keine Seltenheit. Es gehört sogar zu den Topthemen, mit welchen sich die Jugendpolizei auseinandersetzt. Die genaue Zahl der Fälle ist nicht bekannt. Man führe darüber keine Statistik, heisst es. Michael Wirz, Mediensprecher der Stadtpolizei Winterthur, bestätigt jedoch: «Cybermobbing beschäftigt uns fast täglich.»
Im Unterricht zu wenig behandelt
Präventionsarbeit ist daher wichtig. Das beurteilen auch die Lehrkräfte der Integralen Tagesschule Winterthur so. «Im Schulunterricht kommt das Thema oftmals zu kurz», findet Valerie Glauser, die seit 2016 an der privaten Oberstufenschule unterrichtet. Sie merkt an: «Das Leben der Schüler spielt sich zu einem Grossteil in den sozialen Medien ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit Cybermobbing in Kontakt kommen, ist daher sehr gross.»
Um die Jugendlichen für Themen wie Gewalt, Sucht oder Gefahren in den sozialen Netzwerken zu sensibilisieren, führt die Integrale Tagesschule alle drei Jahre Projektwochen durch. Seit Montag werden diese Woche unter anderem in Zusammenarbeit mit Urs Allemann von der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention Winterthur (siehe hier) Cybermobbing, Zivilcourage, Hate Speech und Fake News behandelt.
Lehrer und Eltern in der Pflicht
Wie gefährlich Cybermobbing ist, welche Folgen es für Betroffene haben kann und welche Verantwortungen Täter und Angehörige tragen, zeigte Urs Allemann letzten Montag an einem Beispiel auf. Schüler und Lehrer sprachen erst in Kleingruppen, später im Plenum über die Frage nach der Verantwortung. Wer muss eingreifen? Wie sollen Lehrkräfte und Mobbing-Betroffene reagieren? Wo gibt es Hilfe?
«Ich denke, jedem von uns ist es schon passiert, dass wir online von jemandem beleidigt wurden oder unschöne Meldungen erhalten haben», sagte der 13-jährige Joseph Jaada. Er habe in solchen Situationen jeweils entweder mit Beschimpfungen reagiert oder die Absender blockiert. «Wahrscheinlich wäre Ignorieren die beste Variante gewesen, aber das ist nicht so einfach», bemerkte er.
Rechtzeitig Hilfe holen
Grundsätzlich waren sich die Jugendlichen relativ einig: Nicht nur der Betroffene muss bei Cybermobbing handeln, auch Lehrer und Eltern stehen in der Pflicht. Ein Schüler meldete sich zu Wort: «Sie sollten die Situation beobachten, das Thema ansprechen und das Gespräch mit dem Betroffenen oder einem Sozialarbeiter suchen.»
Dem gibt nicht nur Urs Allemann, sondern auch die Stadtpolizei Winterthur recht. «Es ist wichtig, sich zu wehren und die Situation nicht als solche zu akzeptieren. Wir empfehlen mit jemandem Kontakt aufzunehmen. Auch die Jugendpolizei steht diesbezüglich zur Verfügung», so Michael Wirz.
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