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Die Stadtmusik Illnau-Effretikon im Jahr 1952. Damals noch unter dem Namen Musikverein Illnau bekannt. PD

Warum Spotify und Co. keine Bedrohung sind

Die Stadtmusik Illnau-Effretikon feiert dieses Jahr ihr 75-jähriges Bestehen. Ein Rückblick.

Die Stadtmusik Illnau-Effretikon im Jahr 1952. Damals noch unter dem Namen Musikverein Illnau bekannt. PD

Veröffentlicht am: 18.09.2018 – 15.29 Uhr

« Heterogenität » , « Geselligkeit »  und « Kameradschaft »  – es sind Stichworte, die an diesem sonnigen Herbsttag im Büro von Stefan Broger immer wieder fallen. Sie würden die Stadtmusik Illnau-Effretikon am besten charakterisieren, findet Broger, seit sechs Jahren Präsident des Vereins, der heuer sein 75-jähriges Bestehen feiert.

Die Musikformation könnte man dabei fast als kleinen Mikrokosmos ansehen, der den gesellschaftlichen Wandel, der sich in den letzten Jahrzehnten auf der Welt vollzogen hat, auch im Kleinen spiegelt. Geselligkeit  und Kameradschaft  sind dabei über die Jahrzehnte Konstanten geblieben. Die Veränderungen lassen sich viel eher im Stichwort der Heterogenität fassen.

« Heute sind wir ein ausgeglichener Verein »

Zu sehen sei die Durchmischtheit vor allem in der kulturellen und geschlechtlichen Zusammensetzung des Vereins. Noch bis in die 60er Jahre sei man eine reine Männergruppe gewesen. Oder wie es Kurt Eichenberger, ehemaliger Präsident der Stadtmusik, in der Festschrift formulierte: « Die Frauen engagierten sich vor allem zu Hause, so dass den Männern mehr Zeit für ihr Hobby blieb. »  Spätestens ab den 90ern sollte sich dies jedoch ändern. « Heute sind wir ein ausgeglichener Verein.  Wir sind eine bunte Truppe, so verschieden und trotz allem eine Einheit » , sagt Stefan Broger.  Seit zehn Jahren liegt auch die musikalische Leitung der Stadtmusik in den Händen einer Frau: Bei Monika Schütz.

Hervorgegangen ist der Verein 1943 aus der Knabenmusik. Damals noch unter dem Namen « Musikverein Illnau »  sollte die Bezeichnung 1976 im Zuge der Stadtwerdung auf « Stadtmusik Illnau-Effretikon »  geändert werden. Während der Fokus damals noch hauptsächlich auf der klassischen Blasmusik lag, begann sich das Musikrepertoire zunehmend zu modernisieren. « Nebst der klassischen Blasmusik spielen wir heute vor allem Unterhaltungsmusik aus einem breiten Spektrum » , sagt Stefan Broger. Dem sich wandelnden Geschmack des Publikums musste Rechnung getragen werden.

Doch die Art der Musik garantiert noch keine vollen Konzertsäle. So hat der Verein bisweilen mit dem Überangebot an Veranstaltungen zu kämpfen: « Es ist nicht einfach, auf unsere Darbietungen aufmerksam zu machen. »  

Youtube, Spotify und Co. sind keine Bedrohung

Zwar profitiert die Stadtmusik nach wie vor von einer regen Anhängerschaft. Aber mit dem Angebot aus dem städtischen Raum zu konkurrenzieren, bleibt eine Herausforderung. Dass die Konkurrenz nicht zuletzt auch aus der digitalen Welt kommt und man mit Youtube, Spotify oder iTunes leichten Zugang zu Musik hat, sieht Broger nicht so problematisch: « Musik hört man nicht einfach, man erlebt sie auch. Bei einem Live-Konzert kommt zur auditiven auch die visuelle Impression dazu. »

Broger zweifelt zudem daran, dass die heutige Multioptionalität langjährige Vereine wie die Stadtmusik in ihrer Bedeutung schmälern werde. So mögen sich die Freizeitaktivitäten vervielfältigt haben, das Bedürfnis der Menschen nach Geselligkeit sei aber geblieben. « Das Beisammensitzen nach den Proben ist auch heute noch ein wichtiger Bestandteil » , sagt Broger. Selbst auswärtige Mitglieder, und das seien nicht wenige, würden regelmässig auf ein Bier bleiben.

Dass mittlerweile viele der Musikanten nicht mehr aus der unmittelbaren Nähe Illnau-Effretikons stammen, wertet der Effretiker als positives Zeichen für den Bekanntheitsgrad der Stadtmusik. Befand sich der Musikverein nach seiner Gründung noch in der vierten Stärkeklasse (gemäss dem schweizerischen Blasmusikverband), konnte man unter der Leitung des damaligen Dirigenten Jakob Benz relativ schnell in die erste Klasse aufsteigen.

Im Bundeshaus aufgetreten

Die Leistungen der Stadtmusik haben den Vereinsnamen längst über die Bezirksgrenzen hinaus getragen. So sei man 2017 vom damaligen Nationalratspräsidenten Jürg Stahl angefragt worden, im Bundeshaus aufzutreten, worauf man besonders stolz sei.

Eine der heutigen Aufgaben eines Vereins sieht Broger in dessen Botschafter-Funktion. In Zeiten von zunehmender Urbanisierung zeige ein intaktes Vereinsleben, wie lebhaft ein Ort sei. « Wir sind über die Jahre zu einem kulturellen Bestandteil der Stadt und damit zu einer Art Aushängeschild geworden » , so Broger.

Er sagt, dass die Stadtmusik damit auch etwas zur Attraktivität Illnau-Effretikons als Wohnort beitragen könne. Dies freue ihn. Nicht zuletzt, weil der Verein mitunter durch die Unterstützung der Stadt nach wie vor gut aufgestellt sei. Heute zählt die Stadtmusik 44 aktive Mitglieder. Mehr als 60 Prozent davon ist jünger als 40 Jahre.

Am Samstag, 22. September, feiert die Stadtmusik Illnau-Effretikon ihren 75. Geburtstag und gleichzeitig die 10-jährige Direktion ihrer Dirigentin Monika Schütz. Das Fest findet in und um den Stadthaussaal in Effretikon statt. Ab 15.30 Uhr wird zum Apéro geladen. Um 19 Uhr beginnt der Auftakt zur langen Nacht der Musik. Weitere Informationen auf www.smie.ch


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