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Mit solchen «Zap TV»-Intstallationen beleuchtete Rico Weber unser Verhältnis zum Fernsehen. , «Mauern sind wie Landschaften und Landschaften kann man gestalten, also gestalte ich meine eigenen Mauern», sagte Rico Weber. Foto: Seraina Boner

Der Hinwiler, der mit Tinguely gearbeitet hat

Aus Hinwil zog es ihn hinaus in die Welt: Der 2004 verstorbene Nouveau-Realisme-Künstler Rico Weber arbeitete eng mit Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely zusammen, erschuf mit seinen «Energiestilleben» aber eine ganz eigene Kunst. Ein Freund aus Kindertagen erinnert sich an ihn.

Mit solchen «Zap TV»-Intstallationen beleuchtete Rico Weber unser Verhältnis zum Fernsehen. , «Mauern sind wie Landschaften und Landschaften kann man gestalten, also gestalte ich meine eigenen Mauern», sagte Rico Weber. Foto: Seraina Boner

Veröffentlicht am: 20.09.2018 – 09.58 Uhr

An insgesamt vier Tagen zeigt das Ortsmuseum Hinwil Ende September eine Ausstellung zum Schaffen von Rico Weber, dessen Werke dort auch erstanden werden können.

Der gebürtige Hinwiler arbeitet im Spannungsfeld zwischen Realität und Illusion, wie er es seinerzeit selbst ausdrückte. Mit seinen «Energiestilleben» – mit Grafitstaub überzogene Kunststoffreliefs – erlangte Weber internationale Anerkennung als Vertreter des Nouveau Realisme.

«Manchmal haben wir Kühe gehütet»

Max Brunner, ein Freund aus Kindertagen, erinnert sich noch an Weber: «Als Buben haben wir viel Zeit miteinander verbracht, wir waren auch zusammen in der Pfadi.» Weber wohnte damals im Haus «zum Tobelegge» an der Oberdorfstrasse, an der auch das Ortsmuseum liegt.

Schon als Junge in der Grundschulzeit sei der Künstler Rico Weber ein wenig anders gewesen. «Er war schon immer ein Ausreisser, man wusste nie genau, woran man bei ihm war», entsinnt sich Brunner. Weber sei immer gut aufgelegt gewesen und habe oft Witze erzählt.

Brunners wohnten vis-à-vis Webers, gleich neben dem Bauernhof, der dort damals anstelle der jetzigen Autowerkstatt stand. «Manchmal haben wir auf der Tobelwiese die Bauernhof-Kühe gehütet oder mit anderen Nachbarskindern Spiele gespielt», erzählt Brunner. Dazu kommen ihm Pfeilbogenschiessen in den Sinn, Räuber und Poli oder Bächestauen.

Im Mühliweiher, den es mittlerweile nicht mehr gibt, hätten sie Flösse gebaut und schwimmen gelernt. «Und wir haben Stelzen gebaut und waren damit die Grössten im Oberdorf. Rico war allzeit bereit, mit ihm und den anderen Nachbarskindern wurde es einfach nie langeweilig.», sagt Brunner. «Für uns Kinder war das Tobel mit Wildbach und Mühleweiher ein Paradies.»

1963, nach einer Lehre als Tapezier-Dekorateur in Zürich, wollte Weber aber die Welt sehen. Es zog ihn nach Frankreich, Österreich, Deutschland, Holland, Belgien und die skandinavischen Länder. Dort, in Stockholm, lernte er drei Jahre später das Künstlerpaar Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely kennen.

Von da an arbeitete er eng mit den beiden zusammen. So war er etwa dafür verantwortlich, die Figuren de Saint Phalles, die sie stets als kleine Modelle schuf, auf das x-fache zu vergrössern. Gleichzeitig arbeitete er auch mit anderen Künstlern, etwa Samuel Buri oder Bernhard Luginbühl und realisierte so zahlreiche Projekte.

Entwicklung einer «eigenen» Kunst

Ab 1979 schliesslich arbeitete Weber intensiv an seinen eigenen Werken, die er in Ausstellungen in der Schweiz und dem Ausland zeigte. Dabei sei es ihm wichtig gewesen, eine eigene Kunst zu entwickeln, der man den Einfluss seiner berühmten Künstler-Freunde nicht ansah, sagt sein Freund und Nachlassverwalter René Progin im Dokumentarfilm «Rico Weber – Spurensuche im magischen Kabinett».

Der Film beleuchtet das Leben des Künstlers und ist im Museum während der Ausstellung zu sehen. Progin selbst wird an der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 23. September, anwesend sein, um Fragen zum Künstler zu beantworten.

Zeigen vermeintlicher Realität

Auf der Suche nach «seiner» Kunst ist Weber schliesslich beim Gipsabguss angekommen. Er rekreierte mit seinen «Energiestilleben» Wände und Mauern aus der vermeintlichen Realität. Es sei aber eine Pseudorealität, beschrieb Weber seine Werke selbst, «ich baue das Zeugs, damit man meint, es sein ein Abguss einer Mauer, die existiert, aber das stimmt überhaupt nicht.»

2004 verstarb Rico Weber in Bern infolge einer Krebserkrankung. Zuhause auf seinem Bett liess er damals eine Notiz zurück: «Ich komme bestimmt OK zurück, ich habe noch einiges zu erledigen!». Mit der Ausstellung im Ortsmuseum Hinwil ist der Künstler nun wenigstens im Geiste wieder da, wo für ihn alles angefangen hat: An der Oberdorfstrasse, gleich beim «Tobelegge», wo ihn sein alter Freund Max Brunner ein letztes Mal besuchen kann.

Ausstellung Rico Weber «Eine Hommage»: Sonntag, 23. September, 12-17 Uhr, Freitag, 28.September, 18-21 Uhr, Samstag/Sonntag, 29./30. September, 14-17 Uhr , Ortsmuseum Hinwil, Walderstrasse 37M, Hinwil. Der Dokumentarfilm wird nur am Sonntag, 23. September, um 14 und 16 Uhr gezeigt. Mehr Informationen unter: www.ortsmuseum.ch.


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