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Manuel Bauer begleitet den Dalai Lama auch bei seinem diesjährigen Besuch als Fotograf. Manuel Bauer

«Mit dem Dalai Lama kann ich mich selbst sein»

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Tibet-Instituts in Rikon kommt der Dalai Lama vom 21. bis 24. September in die Region Winterthur. Manuel Bauer hat eine enge Beziehung zum Tibeter. Der Winterthurer begleitet ihn seit 28 Jahren als Fotograf.

Manuel Bauer begleitet den Dalai Lama auch bei seinem diesjährigen Besuch als Fotograf. Manuel Bauer

Veröffentlicht am: 05.09.2018 – 10.47 Uhr

Kein Winterthurer kennt den Dalai Lama so gut wie Manuel Bauer. Er begleitet den Tibeter mittlerweile seit 28 Jahren als Fotograf und wird ihn auch bei seinem Besuch in der Region Winterthur wieder vor der Linse haben.

Der Anlass für seinen Besuch ist das 50-Jahr-Jubiläum des Tibet-Instituts in Rikon. Am 21. September wird er bei einer religiösen Zeremonie im Institut dabei sein. Am Folgetag findet ein grosser Festakt in der Winterthurer Eulachhalle statt. Nach einer Unterweisung am 23. September im Hallenstadion kehrt er dann am 24. September wieder in die Eulachstadt zurück für ein Symposium an der ZHAW.

Der Dalai Lama besucht die Schweiz anlässlich des 50-jährigen Bestehens des tibetischen Klosters in Rikon. Was bedeutet dieser Besuch für die Tibeter in Winterthur?

Manuel Bauer: Es ist ein absolutes Highlight. Für die Tibeter ist das der wichtigste Tag des Jahres. Auch ist es ein Privileg, dass er so oft in die Schweiz kommt. Er ist für sein Volk ein wahres Vorbild und eine aussergewöhnliche Persönlichkeit.

Was beeindruckt Sie denn am meisten am Dalai Lama?

Diese Klarheit, verstanden zu haben, dass die einzige Logik das Mitgefühl ist. Dass darauf alles basiert. Er zeigt uns, wie man es im Leben unendlich weit bringen kann, wenn man bereit ist, seinen Egoismus beiseitezulegen. Er ist tagtäglich mit sehr viel Negativität konfrontiert. Es braucht eine unglaubliche Kraft, diese nicht weiterzugeben, sondern abfangen zu können.

Wie sieht der Alltag des Dalai Lama aus?

Gigantisch. Er steht jeden Morgen um drei Uhr auf, egal wie müde er ist. Jeden Tag beginnt er höchst diszipliniert mit seinen Meditationen. Er bereitet sich auf den Tag vor und fokussiert sich auf das Wesentliche, damit er dann auch die Kraft hat, den Menschen nichts anderes als sein Mitgefühl entgegenzubringen. Diese Konzentration erarbeitet er sich jeden Morgen.

Wie wird man zum persönlichen Fotografen des Dalai Lama?

In den ersten elf Jahren habe ich ihn aus eigenem Interesse und Engagement fotografiert. Der Fokus lag weniger auf ihm selbst, sondern auf seinen Aufgaben. Die tragische Situation in Tibet hat mich sehr berührt. Meine Motivation war in erster Linie eine politische. Mit der Zeit habe ich gemerkt, was er für eine herausragende Persönlichkeit ist, und dass es noch kein kohärentes visuelles Dokument über ihn gibt. Als Fotograf glaube ich daran, dass ein Archiv aus Bildern von grosser Bedeutung ist, auch für die Zukunft. Ich habe ihm das in einer Sitzung als Projekt vorgeschlagen. Dank der Volkart Stiftung Winterthur konnte ich dieses Vorhaben dann auch finanzieren.

Wie nah sind Sie dem Dalai Lama in dieser Zeit gekommen?

Er war von Anfang an extrem offen. Wir haben uns sehr gut kennengelernt. Der Dalai Lama ist ein guter Beobachter und dadurch hat sich dann irgendwann auch ein Vertrauen aufgebaut. Er sagte sogar, ich könne 24 Stunden bei ihm sein, sogar im selben Raum schlafen. Das habe ich aber natürlich nie gemacht. Auf ein paar Bildern von mir ist dennoch eine Nähe zu sehen, die sonst wohl kaum jemand je auf einem Bild festgehalten hat, aber man darf das nicht überbewerten. Schliesslich war das meine Aufgabe und es waren kurze Momente, auf die ich teilweise jahrelang gewartet habe.

Welche Beziehung haben Sie zu ihm?

Wir stehen uns nah. Aber viele Menschen haben eine enge Beziehung zu ihm. Er ist für sie wie ein Vater oder eine Person, an der man sich orientiert. Schön ist, dass ich mit ihm ausserhalb der Öffentlichkeit auch mich selbst sein kann. Ich bin weder Buddhist noch Tibeter, dadurch bin ich nicht direkt in dieses Gefüge integriert, darf aber trotzdem alles nah miterleben. Als Fotograf ist das bestimmt ein Vorteil.

Gibt es eine eindrückliche Anekdote, die Sie erzählen können?

Auf einer Japanreise haben wir in einem hübschen Restaurant Halt gemacht. Alle waren sehr müde, aber ich wollte diese Räumlichkeiten fotografieren, da sie ein traditionelles japanisches Flair versprühen. Der Dalai Lama sass dann in diesem Restaurant ganz alleine auf dem Boden und eine Mitarbeiterin hat ihm, aus Ehrfurcht beinahe kriechend, eine Suppe gebracht. Es war mucksmäuschenstill, nur er ass seine Suppe. Er hat an die Decke und aus dem Fenster geschaut, bis er dann irgendwann gesagt hat, dass die Suppe schon äusserst fein gewesen sei, aber er hoffe, dass da noch mehr käme. Da habe ich ihm gesagt, dass ich ihm ausser einem Kaugummi leider nichts anbieten könne. Daraufhin hat er in seiner Tasche gekramt und mir ein Ricola und irgendein koreanisches Toffee zum Tausch angeboten. Er hat einen sehr feinen Humor. Und es zeigt auch, wie international er tätig ist.

Gab es auch negative Erfahrungen?

Nein, gar keine. Auch Mitarbeiter, die teilweise schon 30 oder 40 Jahre für ihn arbeiten, sind immer noch überrascht von ihm. Der Respekt ihm gegenüber wächst nach all den Jahren immer noch weiter. Das ist sehr faszinierend.

 

Wietere Informationen finden Sie hier.


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