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Vielerorts werden Klimaforscher als Verschwörungstheoretiker abgetan. Symbolbild: Pixabay

Forschung – hoch gelobt und schnell verhallt

Im Klartext widmet sich Redaktorin Deborah von Wartburg der Wissenschaft und warum diese so oft von der Politik ignoriert wird.

Vielerorts werden Klimaforscher als Verschwörungstheoretiker abgetan. Symbolbild: Pixabay

Veröffentlicht am: 04.09.2018 – 19.05 Uhr

Am Montag erhielt der ETH- Forscher für internationale Konflikte Lars-Eric Cedermann den Wissenschaftspreis «Marc Benoist». Es ist ihm gelungen aufzuzeigen, dass man gewaltsame Konflikte in Krisenregionen verhindern kann, indem man Minderheiten in Regierung und Politik miteinbezieht. Bisher sind Konfliktforscher davon ausgegangen, dass vor allem militärische und wirtschaftliche Hilfe an die entsprechenden Staaten Konflikte eindämmen.

Cedermanns Inklusionsstrategie sollte schleunigst seinen Weg in die nationale und internationale Politik finden. Als Kind war ich davon überzeugt, dass zumindest die unabhängige Forschung, weil von öffentlichen Geldern finanziert, auch im Auftrag des Staates und damit der Politik durchgeführt werden müsste. Für mich war klar: Die Politik sollte die gewonnenen Erkenntnisse dann auch nutzen und ihre Handlungen darauf aufbauen.

Mit den Jahren wurde ich desillusioniert. Die Politik richtet sich nur zu oft überhaupt nicht nach den Erkenntnissen der Forschung. Im Gegenteil: Klimaforscher, die wegen schmelzenden Polkappen und Artenvielfalt Alarm schlagen, werden von einem Entertainer, Unternehmer und momentanen Staatsoberhaupt der USA als Verschwörungstheoretiker abgetan. Trotz positiven Ergebnissen eines kantonalen Pilotprojekts zur Sans-Papier-Legalisierung in Genf werden in der Schweiz die Bestimmungen für diese Menschen verschärft. Obwohl Forscher den Elternurlaub als Mittel gegen Lohnungleichheit empfehlen, wird solch ein System vom Bundesrat abgelehnt. Beispiele für ignorierte Wissenschaft in der Politik gibt es unzählige und aus fast allen Forschungsbereichen. 

Scheinbar wiegen Interessen, seien es die eigenen oder die der Lobby, stärker als wissenschaftliche Erkenntnisse. Wobei man bei der Argumentation trotzdem nicht auf die Glaubwürdigkeit verzichten will, die mit dem Wort «Studie» mitschwingt. Will man eine Meinung mit Fakten untermauern, findet man schon ein Ergebnis, das zur eigenen Position passt. Ob die Methode sinnvoll, die Finanzierung dubios oder die Testgruppe repräsentativ ist, wird zur Nebensache. Und genau, weil so das Verständnis von Fakten und Wissenschaft immer schwammiger wird, ist es umso wichtiger, dass Preise wie der Marc Benoist vergeben werden, denn sie ordnen die Forschung ein.

Cedermanns Ergebnisse wurden übrigens so hoch bewertet, weil sie nicht wie sonst oft auf Statistiken und Befragungen beruhen, sondern auch auf Big-Data-Analysen von Satelliten-Daten. 

Schön und gut. Nur beendet die Preisvergabe leider noch keinen einzigen bewaffneten Konflikt. Das optimistische Kind in mir wartet nun trotz allem ungeduldig auf die politische Implementierung der Erkenntnisse.
 


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