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Von Träumen und Ideen

Gioia Porlezza macht sich in ihrem Standpunkt Gedanken zum Thema Träume. Erwachsene könnten diesbezüglich noch viel von Kindern lernen, ist sie überzeugt.

Veröffentlicht am: 28.08.2022 – 09.15 Uhr

In diesen Sommerferien durfte ich einmal mehr ein Jugend & Sport-Lager begleiten, in dem ich selbst viel gelernt habe. Das muss man sich auch als Erwachsener immer wieder in Erinnerung rufen: Wir «allwissenden Erwachsenen» können von Kindern noch immer eine ganze Menge lernen.

So zum Beispiel, wie man mit Träumen umgeht, allen voran Berufswünsche. Bei Kindern klingt das meist ähnlich: Niemand will Juristin, Marketingleiter oder Sachbearbeiterin Finanzen werden.

In Berufswünschen von Kindern schwingen immer Träume mit. Tierärztinnen haben gerne Tiere, Zugführer («Lokiführer») verbringen den ganzen Tag mit Zügen und Astronauten entdecken das unergründliche All – und sind schwerelos.

Wenn Kinder über ihre Berufswünsche reden, tut man das meist mit einem Lächeln ab. Weil es eben doch mehr nach Traum als nach Beruf klingt.

Aber warum? Ich habe mich gefragt, was an meinem Beruf eigentlich noch einem Traum gleicht. Was bringt mich dazu, jeden Morgen aufzustehen und gerne zu arbeiten?  Für mich sind es die Menschen aus meinem Team und dass ich in meinem Job meine Kreativität und Eigenständigkeit leben kann.

Ich habe aber auch mit vielen Freunden darüber gesprochen, was sich verändert hat vom kindlichen Berufswunsch bis heute. Und viele wurden genauso nachdenklich wie ich.

Dem Berufswunsch, den man bereits als Kind hatte, liegt vermutlich in vielen Fällen ein Traum zu Grunde, den man noch heute hat. Ich wollte zum Beispiel immer Tierärztin werden, weil ich Pferde liebe.

Ich habe diesen Beruf aber verworfen, weil ich kein Blut sehen kann und Angst vor Nadeln habe. Keine wirklich guten Voraussetzungen für einen medizinischen Berufszweig. Aber anstatt dem Traum nachzugehen und eine Alternative zu finden, habe ich einen völlig anderen Weg eingeschlagen.

Nicht, dass das falsch wäre. Aber: Machen wir nicht zu viele Berufswünsche unserer Kinder kaputt, indem wir sie als reine Träumereien abtun?

Soll jemand, der Astronaut werden will, wirklich « zuerst etwas Richtiges lernen», oder sollten wir nicht eher fragen, was denn dem Berufswunsch für ein Traum zugrunde liegt? W er fliegen will, kann auch Pilot werden – falls es mit dem Astronauten nicht klappen sollte.

Ich habe mich zurückerinnert, was ich jeweils gesagt habe, wenn Kinder mir völlig «utopische» Berufswünsche erzählt haben. Ich habe sicher gesagt «das sehen wir dann». Was ja eigentlich auch stimmt. Aber irgendwie eben doch nicht.

Wer für grosse Träume keinen grossen Support erhält, verfolgt sie gar nicht erst. Ich habe mir deshalb nun fest vorgenommen, mich selbst mehr zu fragen, was für Träume ich eigentlich habe – und wie mein Leben dazu passt.

Und auch, dass ich Ideen,  so abwegig ich sie auch finden mag ,  ob von Kindern oder Erwachsenen , anhöre und versuche, eine bessere Unterstützung zu sein. Denn sind wir mal ehrlich: Eigentlich wäre es ja schon sehr cool, jemanden zu kennen, der tatsächlich Astronaut geworden ist.

Dasselbe gilt für mich für Ideen im Erwachsenenalter: Ob Geschäftsideen, Sabbaticals oder Jobwechsel  –  es braucht Mut, eine Idee, die verrückt klingt, in die Tat umzusetzen. Doch genau dafür braucht man Menschen, die hinter einem stehen, und in guten wie in schlechten Zeiten die guten und die schlechten Ideen unterstützen.

Mehr ermöglichen, weniger bremsen – das wünscht man sich von seinem Umfeld. Und ich glaube hier können wir von Kindern noch besonders viel lernen.

(Gioia Porlezza)

Gioia Porlezza ist in Schlatt aufgewachsen und schreibt neben Standpunkten auch ab und zu Artikel für den «Tößthaler». Als Jungfreisinnige engagiert sie sich für die Anliegen der Jungen, damit Politik nicht nur der Politik willen, sondern für die nächste Generation gemacht wird.


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