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Popcorn schmeckt besser alleine. pixabay

Im Kino will ich keine Begleitung

Die Mehrheit betrachtet Alleingänger im Kino mit Stirnrunzeln. Die Mehrheit liegt falsch.

Popcorn schmeckt besser alleine. pixabay

Veröffentlicht am: 05.12.2018 – 13.58 Uhr

Winterzeit ist Kinozeit. Der neue Blockbuster ist eine willkommene Gelegenheit, sich für zwei Stunden aus der grau-nassen Welt zu verabschieden und in die farbig-warme Phantasie des neuesten Starregisseurs abzutauchen. Ich tue das gerne alleine. Andere nicht, und das halten sie mir gerne vor.

Das ist sträflich ignorant. In der Gruppe ins Kino gehen, nervt. Abgesehen davon, dass Spontaneität dadurch absolut unmöglich wird, habe ich überhaupt nichts davon, nicht alleine in einem dunklen Saal zu sitzen. Während des Films wird, hoffentlich, eh geschwiegen und lachen kann ich ohne freundschaftliche Bestätigung aus den Nachbarsitzen. Ich treffe mich gerne nach der Vorstellung mit jemandem auf ein Bier, keine Frage. Da sozialisiere, unterhalte und plaudere ich und beschäftige mich mit der Welt meiner Freunde. Aber wenn der Film anläuft, will ich abtauchen. Auf das Werweissen im Duett über die Snackauswahl vor Vorstellungsbeginn kann ich sowieso verzichten.

Trotzdem leidet der Solo-Kinogang unter dem Stigma der Einsamkeit. Kann jemand, der nur mit sich selbst ins Kino geht, überhaupt glücklich sein? Ist der nicht völlig verloren in der Welt? Kann der überhaupt mit Menschen? Das klingt vordergründig nach Besorgnis, einem Ausdruck menschlichen Mitgefühls, der fast von Sozialromantik träumen lässt und bei dem eigentlich das Herz aufblühen müsste: Der gesellschaftliche Zusammenhalt, er funktioniert eben doch.

Aber eigentlich, eben, doch nicht. Der Alleingänger im Kino ist suspekt, er ist personifizierter gesellschaftlicher Dünkel. Ein Paria der Lichtspiel-Welt. Nicht die Besorgnis über einen Mitmenschen lässt die Augenbrauen in die Höhen schnellen, sondern eine diffuse Angst des Kritikers davor, selbst zur Zielgruppe der eigenen Krittelei zu verkommen.

Diffus, weil die Frotzler nicht wirklich wissen, was sie denn bemängeln. Das scheint sie aber nicht zu stören. Es ist schliesslich einfacher, blind einem gesellschaftlichen Reflex zu folgen, anstatt sich reflektiert mit dem eigenen Verhalten auseinanderzusetzen. Die Ursache dafür ist schnell gefunden: Dass man mindestens zu zweit einen Film anschauen geht, gehört zum sozio-kulturellen Erbgut, das nicht explizit, sondern nur latent durch die Generationen weitergegeben wird. Und was in unserer gesellschaftlichen DNA festgeschrieben ist, das hinterfragen wir nicht.

Zuweilen täte es uns aber gut, diese «das tut man nicht»-Mentalität abzustreifen, sei es nur zur Horizonterweiterung. Ich sage das nicht nur als Betroffener. Denn die vollkommene Freiheit des begleitfreien Filmbesuchs ist absolut unangefochten: Ich geh ins Kino, wann ich will, sehe mir an, was ich will und sitze, wo ich will. Keine Diskussionen, keine Terminabsagen oder Meinungsänderungen in letzter Sekunde. Nur ich und der Film. So soll’s sein.


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