Betritt man den Eingangsbereich der Schreinerei Lohrer in Bäretswil, steigt einem sofort der herbe Duft von bearbeitetem Holz in die Nase. Der von Norbert Lohrer gegründete Betrieb stellt seit bald 30 Jahren hochwertige Holzmöbel her und bietet den Innenausbau sowie Komplettsanierungen von Häusern an. Im grosszügigen Showroom sind neben verschiedensten Stühlen, Tischen oder Spielzeugen aus Holz auch zwei ganz besondere Stücke ausgestellt: die «Gondola» und der «Nautilus», zwei handgefertigte Holzbadewannen.
Seit gut fünf Jahren verkauft die Firma Traumbad GmbH von Norbert Lohrer und seinem Geschäftspartner Hansruedi Büchler Badewannen aus Holz. «Wir konnten zu Beginn die Holzbadewannen der Schreinerei Wetli aus Tann übernehmen und haben die Produkte anfänglich auch so verkauft», erklärt Lohrer. Doch das Geschäft mit den geschichteten, mit einer computergesteuerten Maschine ausgefrästen Wannen lief nicht wirklich gut. «In dieser Art werden auch in Deutschland und Österreich Holzbadewannen produziert. Mit unseren Herstellungskosten waren wir so überhaupt nicht konkurrenzfähig.»
Ein Meerestier als Inspiration
Deshalb tüftelten Lohrer und Büchler daran, wie sie die Holzbadewannen so verändern können, damit sie einzigartig werden. Den beiden schwebte eine Symbiose aus Kunstwerk und Handwerk vor. «Eine Skulptur, in der man auch baden kann», sagt Lohrer. Die Inspiration für die Form fanden sie in der Schale des Nautilus, eines Meerestiers mit einem spiralförmigen Gehäuse. Diese vereinfachten sie während des Entwicklungsprozesses zum heutigen Modell mit den Namen «Nautilus». Doch die grösste Veränderung nahmen die beiden Schreiner bei der Herstellungsweise vor. Statt Holzstücke im Segment zu verleimen und diese mit einer Maschine in Form zu fräsen, verwendeten sie ganze in Form gebogene Holzbretter.
«Durch die Verwendung von kompletten Brettern können wir den ‹Nautilus› aus nur zwölf Teilen zusammensetzen, und die ‹Gondola› besteht gar nur aus fünf Teilen», erklärt Lohrer. Aber trotz den wenigen Bauteilen gestaltet sich die Herstellung der Holzbadewannen äusserst aufwendig und komplex. Bereits die Auswahl der richtigen Bretter beim Holzlieferanten ist für das Gelingen der Wanne entscheidend und wird von den beiden Geschäftspartnern persönlich übernommen.
«Es ist wichtig, dass es darin weder einen Ast noch einen Riss oder eine andere Beschädigung hat. Am liebsten würde ich bereits im Wald den Baum auswählen, der gefällt werden soll.» Für die Holzbadewannen eignet sich zudem nur gut biegbares Hartholz wie Esche, Buche, Nussbaum, Kirschbaum oder Eiche.
Der finale Schliff ist Chefsache
Sind die richtigen Bretter gefunden, werden sie zugeschnitten und gehobelt. Das Biegen der Bretter geschieht in einem Holzbiegewerk. «In einem grossen Dampfkochtopf wird das Holz nass und biegsam gemacht, sodass man es danach in die richtige Form biegen kann. Anschliessend werden die geformten Bretter in einem Ofen schonend getrocknet», erklärt der Schreinermeister. Für die Weiterverarbeitung kommt das Holz wieder in die Schreinerei, wo es die beiden Handwerker Lohrer und Büchler fertig zuschneiden, verleimen und in Form schleifen.
«Die runden Bögen eben zu verleimen und die gewünschte Perfektion zu erreichen, ist eine echte Herausforderung. Für das braucht es extrem gute Standardmaschinen, scharfes Werkzeug und ein geübtes Handling», sagt Lohrer. Deshalb ist der Schliff für die finale Form dann wiederum Chefsache. Da braucht es das richtige Gespür für das Holz. In einem finalen Schritt wird die Wanne schichtgeölt und ist danach zur Auslieferung parat.
Insgesamt fünf Monate benötigen Lohrer und Büchler für die Herstellung einer Holzbadewanne. Der lange und umfassende Herstellungsprozess schlägt sich dann auch im Preis der «Badeskulpturen» nieder, die ab einem fünfstelligen Betrag erhältlich sind. «Bei unseren Holzbadewannen handelt es sich klar um Luxusprodukte», sagt Lohrer.
Luxusprodukte, die aber ein eimaliges, naturnahes Badeerlebnis versprechen. «Die Haptik des warmen Holzes und die natürliche Form der Wannen sind etwas wirklich Einmaliges. Beim Baden darin werden die Sinne auf eine besondere Art und Weise angeregt.» Zudem kühlt das Badewasser weniger schnell ab als in Stahlwannen.
Stresstest im Geburtshaus
Zum Baden in der Holzwanne können normale Badezusätze bedenkenlos verwendet werden, und auch die Pflege gestaltet sich im Vergleich zu herkömmlichen Badewannen nicht viel aufwendiger. Da der Kalk auf der geölten Holzoberfläche nicht haften bleibt, muss sie nach Gebrauch nur mit Wasser ausgespült und der Boden mit einem Tuch trocken gerieben werden. Einzig mit harten und spitzen Gegenständen oder aggressiven und ätzenden Flüssigkeiten ist in der Nähe der Holzbadewanne Vorsicht geboten.
«Sollte es trotzdem einmal zu einem Hick kommen, kann dieser repariert werden», sagt Lohrer. Dass die Holzbadewannen der Firma Traumbad auch einer besonders intensiven Nutzung standhalten, zeigen zwei «Nautilus»-Modelle, die im Geburtshaus Matthea in Basel im Dauereinsatz stehen. «Das war sozusagen der finale Test, um zu schauen, ob unsere Produkte marktreif sind.»
Lief das Holzbadewannengeschäft bisher bloss nebenbei, wollen Lohrer und Büchler nun vermehrt Werbung für ihre «Badeskulpturen» schalten und auch auf dem internationalen Markt Fuss fassen. Die beiden Jungunternehmer Leon Lohrer und Jan Stahel haben zu Beginn dieses Monats mit der neu gegründeten Firma Nautilus International GmbH den internationalen Vertrieb der Holzbadewannen übernommen. «Das Ziel ist, dass wir zehn bis zwölf Wannen pro Jahr verkaufen können. Mit dem ‹Nautilus ergo› haben wir dafür ein optimales Produkt, das in der Optik, von der Bequemlichkeit und der Herstellungsweise her einzigartig ist.»
Wer hierzulande mit dem Gedanken spielt, sich für das besondere Badeerlebnis eine Holzbadewanne anzuschaffen, der kann sich vielleicht schon bald vor Ort von den Vorteilen dieser Art zu entspannen überzeugen. «Wir verfolgen die Idee eines kleinen Saunabereichs, wo Interessierte Probe baden und so den Wow-Effekt erleben können, der unsere Holzbadewanne hoffentlich bei ihnen auslösen wird.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unseren alten Redaktionssystemen auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: servicedesk@zol.ch