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Sexualfunktionsstörungen: Weit verbreitet, aber wenig thematisiert

Über Sexualfunktionsstörungen zu sprechen ist für viele Männer immer noch ein Tabuthema. Doch genau das kann helfen, um wieder Freude an der Sexualität zu empfinden.

Veröffentlicht am: 30.08.2022 – 08.49 Uhr

Sexualprobleme sind ein sensibles Thema und stellen über eine längere Zeit nicht selten eine Belastung für Betroffene und die Partnerinnen und Partner dar. Wie viele Männer unter sexuellen Problemen leiden, kann nicht genau beziffert werden, da diese oft nicht oder nur ungern angesprochen werden.

«In der urologischen oder sexologischen Sprechstunde geht es einerseits um eine fachliche Einschätzung. Andererseits ist es wichtig, dass der Klient in Bezug auf das Problem ein konkretes Anliegen formuliert», sagt Thomas Luginbühl, Leitender Arzt Urologie und Sexologe am Spital Uster.

Oft treten Sexualfunktionsstörungen in Verbindung mit medizinischen und urologischen Leiden auf. Sie können aber auch im Rahmen sexueller Gewohnheiten vorkommen. Eine sehr häufig auftretende Störung bei jungen Männern ist zum Beispiel der vorzeitige Samenerguss. «Dabei handelt es sich um eine schlecht zu kontrollierende Erregungssteigerung. Der Mann hat seine starke Erregung nicht mehr unter Kontrolle, so dass er viel zu früh zum Orgasmus kommt. Das führt in einer Partnerschaft oft zu Frust», erklärt Luginbühl.

Die Dunkelziffer, der von vorzeitigem Samenerguss betroffenen Männer, wird auf etwa 20 bis 30 Prozent geschätzt. Die Ursache für einen vorzeitigen Samenerguss ist meist mit einer hohen Beckenbodenspannung und einer erhöhten, auf das Genitale fokussierten Aufmerksamkeit verbunden. Im Rahmen eines evaluierenden Interviews versucht der Experte herauszufinden, was der Mann auf Körperebene exakt tut, um seine sexuelle Erregung zu steigern.

«Anhand dessen kann ich ihm aufzeigen, welchen Einfluss Körperfunktionen wie Muskelspannung, Bewegung oder Atmung in der genitalen Erregungssteigerung haben. Er kann mithilfe von Körperübungen lernen, mit der Muskelspannung zu spielen, sie wahrzunehmen und in Lernschritten seine Gewohnheiten zu verändern und so die Kontrolle über seine Erregungssteigerung zurückzugewinnen.»

Auch unterschiedliche Gewohnheiten bei der Selbstbefriedigung im Vergleich zum partnerschaftlichen Geschlechtsverkehr können ein Grund für vorzeitigen Samenerguss sein. Ein erhöhter Handdruck bei der Selbststimulation auf den Penis ist bei der Penetration durch die Vagina nicht ebenso möglich.

«Salopp gesagt: Wenn der Mann Foxtrott übt und danach Tango tanzen muss, kommt kein geschmeidiger Tanz aufs Parkett», sagt Luginbühl und rät deshalb, in der Selbstbefriedigung ähnliche und wechselnde Stimulationen auf den Penis auszuüben, wie sie auch im Geschlechtsverkehr möglich sind.

Sich verändernde Sexualfunktion

Eine sehr häufig angesprochene Sexualfunktionsstörung, welche vor allem 45- bis 70-jährige Männern im Vorsorgealter betrifft, ist die erektile Dysfunktion oder chronische Erektionsstörung. «Von einer Erektionsstörung spricht man dann, wenn mindestens seit einem halben Jahr bei über der Hälfte der sexuellen Kontakte die Erektion nicht richtig aufgebaut werden kann oder aber eine Erektion zu früh zusammenfällt.»

Eine erektile Dysfunktion kann durch psychische oder kognitive Ursachen ausgelöst werden, sie kann aber auch die Folge einer Krankheit sein, wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In vielen Fällen liegen sowohl psychische als auch medizinische Ursachen vor.

«Nicht selten berate ich Männer, die auch in der Sexualfunktion ihren Alterungsprozess bemerken: Die Erektion wird etwas schwächer als in der Jugend oder den jungen Erwachsenenjahren und der Penis reagiert nicht mehr vollautomatisch auf einen sexuellen Reiz», erzählt der Urologe.

In einem Gespräch sollen die Betroffenen über die Veränderung der Sexualfunktion im Laufe des Lebens aufgeklärt, der Leidensdruck erfasst und der Bedarf einer Therapie abgeschätzt werden. Unter Umständen macht es Sinn, Potenz-Medikamente einzusetzen. «Ich rate meinen Patienten auch immer, ihren Lebensstil günstig zu beeinflussen. Das heisst, körperliches Übergewicht zu reduzieren, sich regelmässig zu bewegen und sich ausgewogen zu ernähren. Nicht zuletzt sollte in der körperlichen Aktivität Freude und Genuss gelebt werden können. Denn nur schon damit kann sich eine labile Erektion wieder verbessern.»

Offen das Gespräch suchen

Dass trotz vermehrter Präsenz von Sexualthemen in den Medien und fortgeschrittener Aufklärung Männer immer noch selten darüber sprechen, habe auch mit der gesellschaftlichen Geschichte der letzten Jahrhunderte zu tun, ist Luginbühl überzeugt. «Es herrscht immer noch ein Männlichkeitsbild, bei dem Stärken offen präsentiert und Schwächen eher verborgen werden. Besonders in der Sexualität, einem sehr intimen und verletzlichen Bereich, tritt das sehr deutlich hervor.»

Der Urologe rät Männern mit einem Leidensdruck, die Probleme in der Partnerschaft offen anzusprechen. «Wenn das nicht reichen sollte, können die Anliegen auch im Voraus in der urologischen-sexologischen Sprechstunde angesprochen und evaluiert werden.»


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