Fast jeder hat schon Erfahrungen mit Hörproblemen gemacht. Sei dies nun, weil man selber nicht mehr gut hört, oder weil man lauter sprechen musste, weil die Person gegenüber einen Hörverlust hat. Das führt unweigerlich zu Missverständnissen und erschwert oder verunmöglicht gerade in lauter Umgebung teilweise eine Unterhaltung. Doch das muss nicht sein. Mit gezielten Massnahmen können Betroffene ihre Lebensqualität wieder deutlich steigern. Entscheidend ist dabei, bei Anzeichen eines Hörverlusts rechtzeitig zu reagieren.
Herr Wolff, was sind die ersten Anzeichen eines Hörverlustes?
Tobias Wolff: Die ersten Anzeichen werden oft nicht mit sich selbst in Verbindung gebracht. «Ich glaube der nuschelt» oder «Im Restaurant sind die Geräusche so laut, dass ich nichts verstehen kann» sind die häufigsten Aussagen von Personen, die sich im frühen Stadium eines Hörverlustes befinden. Geräusche im Ohr, wie zum Beispiel ein Pfeifen oder Rauschen, können Anzeichen dafür sein, dass ein Hörverlust besteht. In diesem Fall spricht man dann von einem Tinnitus.
Wo sind die Zusammenhänge zwischen Tinnitus und Hörverlust?
Manchmal produziert das Gehirn eine Art Phantomgeräusch, wenn das Ohr in bestimmten Bereichen einen Hörverlust hat. Das nehmen wir dann als Tinnitus war.
Und wie entsteht ein Hörverlust?
Ganz einfach ausgedrückt entsteht ein Hörverlust durch die Benutzung der Ohren. Die Hörleistung nimmt im Laufe der Zeit und mit steigendem Alter ab. Dieser Prozess wird bei intensiver Nutzung der Ohren, beispielsweise durch zu laute Musik oder Lärm, beschleunigt .
Ab welchem Alter beginnt das Ohr schwächer zu werden?
Die Frage kann man nicht pauschal beantworten. Der Alterungs- oder Abnutzungsprozess beginnt schleichend. Ab 60 Jahren macht es Sinn, auch ohne spürbare Einschränkungen die Ohren regelmässig testen zu lassen. Durch intensive Belastung der Ohren kann eine Hörschädigung auch schon viel früher eintreten.
Was passiert im Ohr bei einem Hörverlust?
Einfach erklärt: Die «Empfangshärchen» der Haarsinneszellen im Innenohr stumpfen im Laufe der Zeit ab. Dadurch verlieren diese Zellen an Empfindlichkeit und nehmen nicht mehr alle Signale vollständig auf.
Kann man die verlorene Hörstärke auf natürlichem Weg wiederherstellen?
In dem Bereich wird zurzeit viel geforscht. Leider sind wir noch nicht so weit, dass sich die Abnutzung der «Empfangshärchen» rückgängig machen lässt.
Wie beugt man einen Hörverlust am besten vor?
Um einen Hörverlust am besten vorzubeugen, trägt man in lauten Umgebungen, wie zum Beispiel auf Konzerten, in Werkstätten oder Baustellen einen Gehörschutz. Zudem sollte laute Musik über einen längeren Zeitraum vermieden werden. Wie bei jeder Gesundheitsfrage gilt: Eine ausgewogene und gesunde Ernährung kann Gold wert sein.
Trotz Vorsichtsmassnahmen kann sich das Hörvermögen im Verlauf der Zeit verschlechtern. Dann stellt sich die Frage nach der Anschaffung eines Hörgeräts. Die Weiterentwicklung der kleinen Helfer im Ohr war in den vergangenen Jahren gross. So nahm nicht nur die Qualität der Gehörunterstützung zu, sondern auch die Grösse der Geräte ab, wie Tobias Wolff weiss.
Tobias Wolff, wie gross ist die Preisspanne bei Hörgeräten?
Die Preisspanne ist sehr gross. Eine einfache und zweckmässige Hörgeräteversorgung gibt es nach Abzügen des IV- & AHV Beitrages bereits kostenlos. Die neusten und besten Hörgeräte liegen pro Gerät bei etwa 3000 Franken.
Welches sind die beliebtesten Hörgerätformen?
Aktuell ist die Nachfrage nach Im-Ohr-Geräten sehr gross. Diese sind sehr klein und fast nicht sichtbar. Letztendlich sollte jeder Interessent verschiedene Geräte und Bauformen testen, um das passende Gerät für seine Ohren zu finden.
Wie haben sich Hörgeräte in den letzten Jahren entwickelt?
Am beeindruckendsten finde ich, wie natürlich Hörgeräte heutzutage klingen. Aussagen wie: «Haben Sie das Gerät schon eingeschaltet?» oder «Ich bin positiv überrascht» höre ich im Alltag sehr oft von meinen Kunden. Weiter hat sich die Akkutechnologie etabliert. Es entscheiden sich immer mehr Kunden für aufladbare Hörgeräte, anstatt für die Batteriebetriebenen. Insgesamt ist der Tragekomfort viel besser geworden. Man könnte aber noch viel mehr Punkte aufzählen.
Wie sieht die Zukunft des Hörgeräts aus?
Hörgeräte können jetzt schon sehr viel. Zu den neusten Eigenschaften gehören zum Beispiel die Fähigkeit, Sprache in geräuschvoller Umgebung erkennen und verstärken zu können, die Reduktion von lauten Geräuschen oder dass man direkt über das Hörgerät Musik hören und telefonieren kann. Ich denke, diese Technologien werden in den nächsten Jahren noch verfeinert.
Wie hat sich das Hörvermögen von Herr und Frau Schweizer in den vergangenen Jahren entwickelt?
Ich stelle in Bezug auf das heutige Hörvermögen kaum Unterschiede zu früher fest. Viel mehr hat sich das Klientel verändert. Die Kundschaft ist technisch versiert und interessiert. Fast jeder hat ein Smartphone und kommuniziert über E-Mail oder WhatsApp. Die Kunden informieren sich oft im Vorfeld schon im Internet und stellen spezifische Fragen. Sie wollen beispielsweise wissen, ob es für die Hörgeräte eine Smartphone-App gibt.
Muss man mit einer Zunahme von Hörproblemen rechnen?
Arbeitsbedingte Hörschädigungen durch Lärm treten aufgrund von strengeren Schutzmassnahmen immer weniger auf. Aber die Generation der Babyboomer kommt langsam in ein Alter, bei dem eine Hörschädigung messbar wird. Die Bereitschaft, ein Hörgerät zu tragen, steigt. Das sind Tendenzen, die ich im Alltag wahrnehme. Ich gehe aber nicht davon aus, dass Hörschädigungen prozentual zunehmen werden.
Tobias Wolff ist Betriebsleiter des Wolff Hörcenters in Wetzikon. Das Interview wurde schriftlich durchgeführt.
Mehr Informationen zu Hörverlust und Hörproblemen sind auf wolff-hoercenter.ch zu finden.
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