Beim Leserbrief der Familie Vollenweider aus Wangen über die angeblich unerträgliche Situation der Älpler habe ich mich doch glattwegs in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt, als meine Mutter mir das Märchen «Rotkäppchen» vorgelesen hat.
Würden die Älpler ihre Tiere wirklich so lieben wie dargestellt, würden sie sie nicht in den Schlachthof bringen, sondern würden sie lieben bis ans Ende ihrer Tage. Beim erwähnten Kalb (nicht Rind) im Glarnerland stand kein Älpler dabei, der zusehen musste, wie die Wölfe es gerissen haben, und es dabei nicht verteidigen durfte. Im Gegenteil, ob die Schutzmassnahmen umgesetzt wurden, war nirgends zu lesen, deshalb ist es auch nicht auszuschliessen, dass das nicht der Fall war. Zudem weiss man bei diesem Kalb auch nicht, ob es tatsächlich von den Wölfen gerissen oder einfach nur genutzt wurde, weil es schon tot war. Die aktuellen Zahlen belegen, dass es dort, wo die Herdenschutzmassnahmen umgesetzt wurden, massiv weniger Wolfsrisse gab.
Auch wird es von der Familie Vollenweider als ultimative Katastrophe angesehen, wenn die Älpler ihre Alpweiden nicht mehr bewirtschaften würden. Aktuelle Studien belegen aber, dass teilweise in der Zwischenzeit auch die Alpwiesen schon zu stark genutzt werden. Weniger wäre hier also mehr.
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