Jetzt soll also Uster das imperiale Rom sein, das Greifensee übernehmen will. Wer das so verstehen will, sieht nicht, dass die Ortsparteien von Uster mit ihrem gemeinsamen Vorstoss der Nachbargemeinde Greifensee einfach den Spiegel hinhalten. Vorab hatte der Greifenseer Gemeinderat die Übernahme der Ustermer Ortsteile Nänikon und Werrikon in sein Legislaturziel geschrieben. Das ist ein unfreundlicher Akt, nur gestützt auf eine konsultative Abstimmung, in welcher der Preis der Übernahme kein Thema war. Vielmehr ging und geht es in erster Linie um die Zukunft der gemeinsamen Oberstufenschule von Greifensee und Nänikon. Ein Sache, die vom Kanton ausgelöst wurde und nur mit- und nicht gegeneinander gelöst werden kann.
Es sollte auch klar sein, dass Uster sein vom Steueraufkommen her relativ wichtiges Nänikon sicher nicht gratis hergibt. Ein daraus resultierender Steuergeldverlust müsste über lange Zeit hinweg entschädigt werden. Anders würde eine Mehrheit in Uster sicher nicht Ja sagen zu dieser Gebietsabtretung. Die Greifenseer müssten also für ihre Braut Nänikon jahrelang deutlich höhere Steuern bezahlen. Wollen sie das wirklich?
Die Abstimmung zu gewinnen, dürfte für Nänikon und Werrikon sowieso sehr schwer sein: Uster hat über zehnmal mehr Einwohner als die beiden Ortsteile zusammen. Und es geht nicht nur ums Steuergeld. Es gibt noch andere gute Gründe, um gegen eine Abtretung an Greifensee zu sein. Ohne die sechs Dörfer Freudwil, Nänikon, Riedikon, Sulzbach, Wermatswil und Werrikon hätte Uster nicht mehr diesen speziellen, ländlich-urbanen Charme, der die bevölkerungsmässig drittgrösste Gemeinde im Kanton zum Juwel im Zürcher Oberland macht.
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