Die Ausgangslage vor der Abstimmung zum Klimaschutzgesetz (KIG) vom 18. Juni ähnelt jener vor der Abstimmung zur Energiestrategie 2050 im Jahr 2017. Die SVP bekämpfte damals ebenfalls allein die Vorlage, und grosse Differenzen bestanden in der Kostenfrage. Die damalige Bundesrätin Doris Leuthard sprach von 40 Franken für jeden Haushalt für das Energiegesetz pro Jahr, die SVP von 3200 Franken. Basis für den Bundesrat war eine Studie der ETH. Wer die Kosten zu optimistisch anzweifelte, wurde von Leuthard abgekanzelt: «Wenn Sie sich mit der ETH anlegen wollen, ist das Ihre Sache.» Wir alle wurden sträflich über den Tisch gezogen.
Auch heute liegt wieder eine ETH-Studie zur Energiewende vor. Andreas Züttel, Professor an der ETH Lausanne, wies kürzlich im Interview in einer Sonntagszeitung zur Abstimmung auf verschiedene verbreitete Illusionen der Energiebefürworter hin. Es ist doch «starker Tobak», wenn der Experte sagt: «Die Schweiz macht vieles verkehrt bei der Energiewende.» So gibt er der SVP recht, dass sich die derzeitigen Energiekosten pro Jahr und Haushalt von 3000 Franken verdreifachen, wenn die utopischen Ziele der Energielobbyisten vollständig umgesetzt werden. Das angestrebte Ziel «netto null CO2» wird unserem Land 387 Milliarden Franken bescheren, ohne die geringste Klimaverbesserung weltweit.
Unter «verkehrt» meint Züttel, dass es falsch ist, jetzt Ölheizungen und Benzinautos um jeden Preis gegen Wärmepumpen und Elektroautos auszutauschen, ohne sicher zu sein, dass wir jederzeit genug erneuerbaren Strom produzieren können. Andere Länder werden oder können uns im Bedarfsfall (vor allem im Winter) auch nicht mit Strom aushelfen.
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