In Filmaufnahmen der Sechziger und Siebziger sah man sie in Bewegung mit ihrem Lachen und Rufen, ihren lasziven Bewegungen mit langen Beinen im kurzen Kleid. Wie sie tänzelte, tanzte, stampfte, wie sie ihren Körper schwang und schüttelte und ihre Hüften kreisen liess, wie sie dazu sang mit ihrer kraftvollen, am Gospel und am schwarzen Rhythm ’n’ Blues geschulten Stimme, die sich mühelos über fünf Oktaven steigern konnte vom Groll zum Schrei, vom Blues zum Rock ’n’ Roll, wobei die Sängerin nie ausser Atem geriet.
Und im Hintergrund nahm man den schlanken, grossen Mann wahr, der mit der Zurückhaltung des Virtuosen seine Gitarre bediente und seine Frau beobachtete mit wachsamen Blick – wer hätte aus ihrer Ekstase und seiner Stille, ihrer Freude und seiner Verschlossenheit schliessen können, dass Ike Turner seine Frau Tina vor und nach den Konzerten und auch sonst bei jeder Gelegenheit ins Gesicht schlug oder zwischen die Beine, sie mit heissem Kaffee verbrühte, würgte, traktierte, aufs Bett warf und vergewaltigte, sie vor anderen blossstellte und verhöhnte?
Sie war der Star, er ihr Gebieter
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Ihr Michael Kaspar, Chefredaktor
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