Für 90 Prozent der Eltern in der Schweiz ist die Finanz-Erziehung ihrer Kinder wichtig oder sehr wichtig. Dass ihre Kinder den Umgang mit Geld lernen, liegt einer Mehrheit der befragten Eltern sogar mehr am Herzen als Stichworte wie «Kreativität», «Leistungsorientierung» oder «gesunde Lebensweise».
Der Umgang mit Taschengeld, einem wichtigen Mittel zur Finanz-Erziehung, unterscheidet sich regional allerdings stark, wie eine am Mittwoch publizierte Studie der Credit Suisse zeigt. So geben Eltern in der Westschweiz und im Tessin ihren Kindern viel später und weniger Taschengeld als jene in der Deutschschweiz.
Bei den Siebenjährigen beispielsweise erhalten nur 18 Prozent der Westschweizer Kinder Sackgeld. In der Deutschschweiz sind es 63 Prozent. Im Tessin ist der Unterschied noch deutlicher: Hier finden viele Eltern, dass das Verständnis für Geld als Zahlungsmittel erst ab acht Jahren vorhanden ist. Sackgeld gibt es davor deshalb keines.
Eltern geben Kredite
Die Unterschiede in den Regionen passen sich mit zunehmendem Alter zwar etwas an, sie halten sich jedoch bis in die Oberstufe. Dann verfügen immer noch 30 Prozent der Westschweizer Kinder über kein Sackgeld. In der Deutschschweiz sind es nur 10 Prozent, die ohne regelmässigen Batzen der Eltern auskommen müssen.
«Deutschsprachige Eltern machen sich generell mehr Gedanken über das Thema», sagte Michael Hermann, der die Studie im Auftrag der CS durchführte. Sie würden die Kinder früher an das Thema heranführen als Westschweizer und Tessiner Eltern und auch mehr Sackgeld geben.
Konsequentere Deutschschweizer
Gleichzeitig sind Deutschschweizer Eltern etwas konsequenter: Ist das Geld mal ausgegeben, muss ein grosser Teil der Kinder bis zur nächsten Woche warten. Zusätzliches Geld ist dann oft an Bedingungen geknüpft, etwa an Fensterputzen oder Rasenmähen.
In der Westschweiz und im Tessin hingegen gibt es öfters einen Überbrückungs-Zustupf. Auch dass Eltern ihren Kindern einen Kredit geben, kommt im Tessin und in der Westschweiz etwas häufiger vor als in der Deutschschweiz. «Damit werden bereits Kinder in das Prinzip des Schuldenmachens eingeweiht», sagte Hermann.
Eltern-Informationen anpassen
Für Katja Wiesendanger, Direktorin von Pro Juventute, sind die Ergebnisse eine Überraschung. Dass die regionalen Unterschiede so gross seien, habe man nicht erwartet.
Man werde die Ergebnisse noch genau analysieren. Möglicherweise müsse man aber die Unterlagen zur Finanz-Erziehung überarbeiten und den Landesteilen anpassen. Pro Juventute informiert Eltern unter anderem in einem Elternbrief über Geld und Konsum.
5 Franken für Fünfjährige
Die Höhe des durchschnittlichen Taschengeldes gestaltet sich in der Schweiz - alle Landesteile einbezogen - folgendermassen: Fünf- und Sechsjährige erhalten pro Monat bei einer Mehrheit der Befragten 5 Franken. Siebenjährige erhalten 6 Franken, Achtjährige 7 Franken.
Einen grösseren Sprung macht das Sackgeld bei den 12- und 13-Jährigen: 12-Jährige müssen sich noch mit 23 Franken begnügen, die 13-Jährigen erhalten bereits 39 Franken. 14-Jährige schliesslich haben 48 Franken pro Monat zur Verfügung.
Die Höhe des Sackgeldes ist nicht nur von der Region abhängig, sondern auch vom Wohlstand der Eltern. Wenig überraschend erhalten Kinder von ärmeren Eltern weniger Geld als jene von wohlhabenden. Ärmeren Eltern ist es dafür besonders wichtig, dass ihre Kinder gut mit Geld umgehen lernen. Reicheren ist dies weniger wichtig.
Sackgeld ist kein Druckmittel
Als Druckmittel wird das Sackgeld bei einer Mehrheit der Befragten nicht eingesetzt. Es ist nicht an Bedingungen geknüpft, wird also auch nicht gestrichen, wenn die Kinder etwa ihre Ämtli vernachlässigen oder eine schlechte Note nach Hause bringen.
Dies entspricht auch der Empfehlung von Pro Juventute. Sackgeld solle keine Belohnung oder Bestrafung sein, sagte Wiesendanger. Sonst würden Kinder irgendwann nur noch etwas helfen oder leisten, wenn sie dafür Geld erhielten.
Pro Juventute empfiehlt Eltern zudem, mit den Kindern zusammen Sparziele festzulegen. Wichtig sei dabei, dass die Kinder lernten zu warten. Kredite zu vergeben, sei daher keine gute Idee.
Für die repräsentative Taschengeld-Studie wurden insgesamt 14'000 Personen online befragt. Davon waren 7200 selber Mutter oder Vater, entsprachen also genau der Zielgruppe für die Datenerhebung. (sda)
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