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Gesundheit
50 Plus
Ein Stethoskop liegt auf dem Tisch

Ob eine Vorsorgeuntersuchung sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Foto: Pixabay

Verlagsbeilage «50 Plus – Mitten im Leben»

Wann es Zeit ist für eine Vorsorgeuntersuchung

Je älter der Körper wird, desto besser muss man auf ihn achten. Dafür gibt es medizinische Vorsorgeuntersuchungen. Doch nicht alle sind sinnvoll.

Ob eine Vorsorgeuntersuchung sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Foto: Pixabay

Veröffentlicht am: 04.04.2023 – 23.01 Uhr

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Dieser Beitrag wurde in der Verlagsbeilage «50Plus» veröffentlicht, die am 5. April mit dem «Zürcher Oberländer» und dem «Anzeiger von Uster» erschienen ist.

Man kennt es aus der Familie, von Freunden und Bekannten oder auch von sich selbst. Wenn man Geburtstag feiert und älter als 30 oder 40 wird, kommt es vor, dass man auf sein nun «höheres» Alter angesprochen wird. Das Sprichwort «Man ist nur so alt, wie man sich fühlt» wird dann häufig benutzt – eine gesunde Einstellung zum Älterwerden.

Doch spätestens mit 50 Jahren sollte man sich trotz jugendlichem Wohlbefinden und frischem Kopf ernsthaft mit seinem Körper auseinandersetzen. Dass wir älter werden, ist unumgänglich, und immerhin setzen wir unseren Körper und unsere Organe im Lauf des Lebens den unterschiedlichsten Belastungen aus. Sei es durch Sport, Alkohol oder auch einfach durch unseren manchmal stressigen Alltag.

Nicht jeder muss zur Vorsorgeuntersuchung

Um zu kontrollieren, ob es unserem Körper gut geht und man wirklich nur so alt ist, «wie man sich fühlt», gibt es verschiedene medizinische Check-ups. Doch wem bringen solche Vorsorgeuntersuchungen am Ende wirklich etwas? Der Ustermer Hausarzt Dr. med. Res Kielholz sagt klar: «Es gibt auch Vorsorgeuntersuchungen, die einen relativ geringen Nutzen bringen.» Als Beispiel nennt er die Mammografie zur Brustkrebs-Früherkennung. «Das Problem ist hier, dass oft trotz Untersuchung ein Krebs verpasst wird (falsch negatives Ergebnis), oder es findet sich eine Veränderung, die zunächst bösartig aussieht, sich dann im Nachhinein aber als gutartig herausstellt (falsch positives Ergebnis).»

Er rät deshalb nur Personen zu einer Vorsorgeuntersuchung, «die ein erhöhtes Risiko haben, wie zum Beispiel vererbbare Krankheiten in der Familie». Denn für Kielholz ist klar: «Der Nutzen solcher Vorsorgeuntersuchungen wird allgemein überschätzt.»

Hausarzt als erster Ansprechpartner für einen Check-up

Wenn jemand unsicher sei, obwohl er keine Beschwerden habe, könne er sich trotzdem einer Vorsorgeuntersuchung unterziehen, so Kielholz. Wichtig sei dabei das Vorgehen des Patienten. «Die beste Ansprechperson für eine allfällige Vorsorgeuntersuchung ist der eigene Hausarzt oder die eigene Hausärztin. Sie kennen die Krankheitsgeschichten ihrer Patientinnen und Patienten und sind geschult, individuell diejenigen Vorsorgeuntersuchungen auszuwählen, die einen wissenschaftlich erwiesenen Nutzen haben», rät er.

Dr. med. Res Kielholz in seiner Praxis in Uster
Dr. Med Res Kielholz rät nur Personen mit einem erhöhten Risiko zu einer Vorsorgeuntersuchung. Foto: Christian Merz

Wichtig zu wissen sei dabei, dass jede Untersuchung auch gefährliche Nebenwirkungen mit sich bringen könne, erklärt Kielholz. «Wird zum Beispiel mit der Computertomografie in der Bauchspeicheldrüse als Zufallsbefund ein kleiner Tumor gefunden, braucht es viele weitere Folgeuntersuchungen, um auszuschliessen, dass es sich nicht um ein gefährliches Pankreaskarzinom handelt. Schlimmstenfalls kann das mit einer grossen, überflüssigen Operation enden – und letztlich stellt sich dann heraus, dass der Tumor gutartig ist», erklärt Kielholz. Die Folgen einer solchen Untersuchung und der damit verbundenen Eingriffe könnten für einen eigentlich gesunden Menschen einschneidend sein und hohe Kosten verursachen, betont der Hausarzt.

Regelmässige Präventivmassnahmen mit grossem Nutzen

Trotz aller Vorsicht bezüglich einer Vorsorgeuntersuchung gebe es gezielte Präventivmassnahmen, die für alle Menschen sinnvoll seien.

So solle man zum Beispiel mit 50 und 60 Jahren eine Darmspiegelung durchführen, seine Haut regelmässig auf Hautkrebs untersuchen und seinen Impfausweis auf mögliche Auffrischungen kontrollieren lassen. Frauen empfiehlt der Hausarzt, ab dem 21. Altersjahr alle drei Jahre einen Gebärmutterkrebs-Abstrich vornehmen zu lassen.

«Auch die Politik hat oft unrealistische Vorstellungen»

Am Umstand, dass Vorsorgeuntersuchungen allgemein überschätzt und zu häufig fälschlicherweise auch gesunden Menschen empfohlen werden, gibt Kielholz interessegeleiteten Werbekampagnen Schuld: «Auch in der Politik hört man oft, dass durch vermehrte Prävention weitere Kosten im Gesundheitswesen gespart werden könnten.» Seiner Erfahrung nach ist das Gegenteil der Fall: «Wissenschaftlich unbelegte Präventivmassnahmen können erst recht zu hohen und nutzlosen Kosten führen und das ohnehin bereits überlastete Gesundheitswesen noch zusätzlich strapazieren.»

Für ihn ist klar, dass der Nutzen einer Vorsorgeuntersuchung bestimmte Bedingungen erfüllen muss. «Es muss sich um eine häufig vorkommende Krankheit handeln, die nur langsam fortschreitet. Eine frühe Therapie muss einen klaren Vorteil gegenüber einer späteren Therapie haben. Die Untersuchungsmethode muss effizient und ungefährlich sein und wenige falsche oder falsch negative Resultate erbringen. Nicht zuletzt muss die Untersuchung auch kosteneffizient sein.»

Welcher Check-Up ist ab wann sinnvoll?

Auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen kann zwischen
sinnvollen, mässig sinnvollen und Untersuchungen mit geringem
Nutzen unterschieden werden:

Sinnvolle Untersuchungen:

Blutdruckmessung ab 40 Jahren einmal pro Jahr

Darmspiegelung mit 50 und 60 Jahren, um Darmkrebsvorstufen
ausschliessen zu können

Gebärmutterhalskrebs-Untersuchungen ab 20 Jahren
alle drei Jahre

Hautkontrolle zur Untersuchung betreffend Hautkrebs

Auffrischung aller Impfungen

Mässig sinnvolle Untersuchungen:

Lebensstilberatung

Kontrolle des Cholesterinspiegels alle fünf Jahre (ab 40 Jahren)

Kontrolle des Blutzuckers alle drei Jahre (ab 40 Jahren)

Untersuchung nach möglichen Geschlechtskrankheiten

Bei Rauchern: ab 65 Jahren einmaliger Ultraschall der Aorta
(Hauptschlagader im Bauch)

Untersuchungen mit geringem Nutzen(empfohlen nur für Risikopersonen):

Mammografie bei Frauen ab 50 Jahren

Prostata-Bluttest (PSA) bei Männern von 50 bis 70 Jahren

Knochendichtemessung bei Frauen ab 50 Jahren

Grundsätzlich sei es wichtig, so Kielholz, dass Vorsorgeuntersuchungen
gezielt und individuell angepasst durchgeführt würden.

Sinnvolle Untersuchungen für gesunde Menschen

Ähnlich wie Res Kielholz sieht auch Dr. med. Mathias Zeller, Hausarzt in der Praxis im Zentrum in Gossau, das Thema Vorsorgeuntersuchungen. «Für gesunde Patientinnen und Patienten ohne medizinische Risiken sind meines Erachtens jährliche Voruntersuchungen nicht sinnvoll, weil sie keinen Mehrwert mit sich bringen. Besser und auch einfacher ist es für sie, auf eine gesunde Ernährung und genügend Bewegung zu achten.»

Portraitfoto von Dr. med. Mathias Zeller
Dr. med. Mathias Zeller rät gesunden Menschen von jährlichen Vorsorgeuntersuchungen ab. Foto: Dr. Mathias Zeller

Für gesunde Menschen ab 50 Jahren hat er betreffend Vorsorgeuntersuchungen eine gute Alternative: «Ab 50 empfehle ich alle fünf Jahre eine neue, kleinere Voruntersuchung, bei der man den Körper grundsätzlich untersucht, inklusive Hautveränderungen.»

Bei familiär bekannten Erkrankungen empfiehlt er frühere beziehungsweise häufigere Abklärungen: «Wenn man Familienmitglieder hat, die an einer Zuckerkrankheit leiden, sollte man das häufiger kontrollieren lassen. Auch bei Herzerkrankungen in der Familie, oder wenn es bei einem Familienmitglied vor dem 60. Lebensjahr zu einem Herzinfarkt gekommen ist, sollte man bereits ab 40 mit dem Hausarzt sprechen und individuell weitere Kontrollen durchführen lassen.»

Dazu rät Zeller bei bestimmten Krebserkrankungen in der Familie: «Wenn ein Familienmitglied beispielsweise mit 50 Jahren Darmkrebs hatte, sollten sich die Angehörigen ab 40 Jahren einer Darmspiegelung unterziehen.»

Autor: Mirko Wirch

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