«Bloss ein Bedienungsfehler?» Die Kundin kanns kaum glauben. Freudestrahlend packt sie ihren vermeintlich kaputten Handmixer wieder ein. Gerade mal einen Fünfliber kostet sie die Erkenntnis. Eine gute Investition, wollte sie das Küchengerät doch bereits entsorgen.
Auch Repair-Shop-Leiter Daniel Nufer freuts. Zum einen, weil das Problem so rasch behoben werden konnte. Zum anderen, weil die Kundin ihren Mixer nun gleich wieder mitnehmen kann. Denn im Gegensatz zur Arbeit ist in der knapp 24 Quadratmeter grossen Werkstatt im Jugendhaus Platz Mangelware.
Das bestätigen auch die Senioren, die sich an diesem Mittwochnachmittag den grossen Arbeitstisch teilen. «Wenn alle den Bauch einziehen, gehts grad so knapp.»
Wir sagen nie, dass wir etwas nicht können, sondern immer, wir schauen es uns mal an.
Daniel Nufer
Leiter Repair-Shop
Der Repair-Shop wurde vor bald zehn Jahren vom Seniorennetzwerk Lebensphase 3 aus Illnau und Lindau lanciert. Seither reparieren fachkundige Senioren einmal die Woche im Jugi alles, was bei ihnen auf dem Tisch landet.
Erfolgsquote von über 80 Prozent
Zurzeit zählt das Repair-Team fünf Männer. Alle längst im AHV-Alter und alle gern am «Chlütere». Während Daniel Nufer die ersten fünf verdienten Franken notiert, beugt sich Werner Wirz, Elektroingenieur von Haus aus, über eine mechanische Schreibmaschine. Gegenüber zerlegt Beat Richli einen Teleskop-Wanderstock. «Asbach uralt», murmelt der pensionierte Elektromechaniker, «alles total ausgeleiert.»
«Versuchs mal mit Holzdübeln», schlägt Daniel Nufer vor, als ehemaliger Sekundar- und Werklehrer geübt im Umgang mit Holz wie Metall. Knackpunkt seien oftmals die Ersatzteile. «Kollega Wirz hat für uns sogar schon Teile auf seinem 3-D-Drucker hergestellt.»
Die grösste Herausforderung ist und bleibt für die Repair-Senioren aber der begrenzte Platz. Sie könnten sehr viel mehr reparieren, die Nachfrage sei da: «Was soll ich aber weitere Freiwillige akquirieren, wenn ich keine Arbeitsplätze anbieten kann?» Dazu hätten sie auch keine Lagermöglichkeiten. «Das Ganze beisst sich in den Schwanz.»
Die jetzige Werkstatt stellt ihnen die Stadt gratis zur Verfügung. Daniel Nufer hat schon manchen Anlauf genommen, einen grösseren Raum zu finden. Zwei Räume wären sogar noch besser, wie er sagt: «Elektronische Bauteile vertragen sich nicht mit dem Staub, der bei Holzarbeiten anfällt.»
Die Lage am Märtplatz ist ideal, viele unserer Kunden kommen auf dem Weg zum Posten vorbei.
Daniel Nufer
Leiter Repair-Shop
Bei der Stadt habe man für den Moment abgewinkt, im benachbarten Alters- und Pflegezentrum Bruggwiesen, wo die Lebensphase 3 ihr Büro habe, ebenfalls. Und die kürzlich im Oberkempttal eröffnete Co-Working-Space-Werkstatt, in der man sich stundenweise für wenig Geld einmieten könne, sei zwar ein Traum, für sie leider aber zu weit weg vom Schuss.
Guter Draht zur Jugendhausklientel
«Die jetzige Lage am Märtplatz ist ideal, viele unserer Kunden kommen auf dem Weg zum Posten vorbei.» Am liebsten würden die Repair-Senioren daher der Jugendhausleitung einen weiteren Raum abluchsen. Die Chance sei aber gleich null – kein Platz!
Der Austausch mit den Jugendlichen im Haus sei übrigens rege. Erst kürzlich wieder sei ein Trüppchen mit E-Scootern in der Werkstatt aufgetaucht. «Die Jungs wollten wissen, ob wir die Trottis – natürlich rein theoretisch – tunen könnten.» Und? Daniel Nufer lacht. «Können könnten wir das auf jeden Fall. Der Knackpunkt ist, dass es nicht erlaubt ist.»
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