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Gesellschaft
50 Plus
Ein gebrochenes Guetzli-Herz auf rotem Grund.

Romance Scam ist eine Betrugsart, bei der übers Internet Verliebtheit vorgespielt wird, um an Geld zu kommen. Freepik

Verlagsbeilage «50 Plus – Mitten im Leben»

Sie sprechen von Liebe – und fordern Geld

Soziale Netzwerke eignen sich heutzutage perfekt, um sich zu verlieben. Leider nutzen das Betrügerinnen und Betrüger gekonnt aus und bereichern sich mit gefälschten Profilen an ihren Opfern.

Romance Scam ist eine Betrugsart, bei der übers Internet Verliebtheit vorgespielt wird, um an Geld zu kommen. Freepik

Veröffentlicht am: 07.04.2023 – 08.03 Uhr

Eine 53-jährige Frau lernt in einem sozialen Netzwerk einen Mann kennen. Sie verliebt sich und lässt sich auf die Internetbeziehung ein. Der Mann baut Vertrauen zu der Frau auf, bezirzt sie mit Liebesschwüren. So bringt er sie dazu, ihm wegen einer angeblichen Notlage immer wieder Geld zu überweisen. Rund 180’000 Franken wandern von Konto zu Konto. Aber nicht etwa von Geliebter zu Geliebtem, wie
die Frau annimmt, sondern von Opfer zu Betrüger.

Dieser von der Kantonspolizei Zürich geschilderte Fall beschreibt exemplarisch, wie mithilfe von sozialen Netzwerken oder Dating-Portalen nach Liebe Suchende bewusst getäuscht werden, um an Geld oder Wertsachen zu gelangen. Romance Scam, Love Scam oder Liebesbetrug nennt sich diese moderne Form des Heiratsschwindels.

Das Vorgehen der Betrügerinnen und Betrüger ist dabei immer ähnlich. Über ein gefälschtes Profil, mit fremden Fotos und erfundenen Namen, nehmen sie mit dem späteren Opfer Kontakt auf, und es entsteht ein reger Nachrichtenaustausch. Schon bald geben sie vor, sich verliebt zu haben, und decken die Zielperson so lange mit Liebesbekundungen ein, bis das Opfer sich tatsächlich in das erfundene Profil verliebt. Das Trugbild kann ein erfolgreicher Manager, ein im Ausland stationierter Soldat oder eine attraktive junge Frau sein – je nach Geschlecht, Alter und sexueller Orientierung des Opfers.

Die angebliche Liebesbeziehung wird über Wochen und Monate aufgebaut, mit unzähligen Nachrichten und teils auch Telefonaten verfestigt, sodass man sich nun endlich auch im realen Leben treffen will. Der Termin ist vereinbart, und die Vorfreude auf das erste richtige Zusammentreffen steigt. Zu einem Treffen kommt es aber nie.

Kurz davor geben die Betrügerinnen oder die Betrüger vor, einen schrecklichen Unfall gehabt zu haben, schwer erkrankt zu sein oder an der Ausreise gehindert zu werden. Und damit erfolgt auch die erste Geldforderung. Das Opfer wird gebeten, die Behandlungskosten, die Reisekosten oder sonstige ausstehende Beträge zu begleichen und das Geld zu überweisen. In der Folge entstehen immer wieder neue Hindernisse, die nur mit einer Zahlung aus dem Weg geräumt werden können.

Eine Frau sitz angezogen am Meer und blickt traurig auf ihr Handy.
Eine besonders fiese Art des Betrugs: Die Gefühle der Opfer werden hemmungslos ausgenutzt. Unsplash

Sollte in diesem Punkt bei den Opfern Misstrauen aufkommen, wechseln die Betrügerinnen und Betrüger oft die Strategie. Der Ton in den Mitteilungen wird fordernder, das Opfer in die Enge getrieben. Kam es im Vorfeld zum Austausch intimer Bilder, wird meist damit gedroht, diese zu veröffentlichen, falls man nicht zahlt. Mit verschiedenen Methoden werden die Geschädigten dazu gedrängt, immer mehr Geld zu überweisen.

Der Schaden, den solche Love oder Romance Scammers anrichten, ist immens. 2022 wurden allein in einem halben Jahr über vier Millionen Franken ergaunert. Mit anderthalb Millionen Franken entfiel der grösste Teil davon auf den Kanton Zürich. Diese Zahlen sind womöglich aber nur die Spitze des Eisbergs, da man davon ausgeht, dass sich viele Opfer aus Scham gar nicht erst melden. Denn beim Romance Scam handelt es sich um eine besonders fiese Art des Betrugs, da die Gefühle des Opfers hemmungslos ausgenutzt werden.

Zusätzlich zum finanziellen Schaden leiden daher viele Betroffene unter den emotionalen und psychischen Folgen des Vorfalls. Umso wichtiger ist es, die Leute in diesem Bereich zu sensibilisieren und ihnen aufzuzeigen, wie man sich möglichst gut vor einem Liebesbetrug schützen kann und welche Möglichkeiten es gibt, falls man selbst oder eine Person aus dem Umfeld Opfer der Betrüger wird. Die Schweizerische Kriminalprävention informiert deshalb auf ihrer Website und mit Broschüren detailliert zu dieser Betrugsform.

  • Nehmen Sie auf Facebook oder ähnlichen Plattformen keine Freundschaftsanfragen von Menschen an, die Sie nicht aus dem realen Leben kennen.
  • Fragen Sie sich, weshalb ein gut situierter, attraktiver Mensch aus einem fernen Land ohne irgendeinen Bezug zu Ihrem Leben plötzlich eine Fernbeziehung mit Ihnen beginnen möchte.
  • Werden Sie misstrauisch, wenn das Gegenüber auf einer Partnerbörse vor einem ersten Treffen von der grossen Liebe spricht.
  • Brechen Sie den Kontakt sofort ab, wenn Geld von Ihnen gefordert wird oder Sie gebeten werden, Güter (zum Beispiel Mobiltelefone, iTunes-Karten usw.) zu verschicken oder Pakete entgegenzunehmen.
  • Stellen Sie nie Ihr Konto für fremde Finanztransaktionen zur Verfügung. Sie könnten sich strafbar machen (Geldwäsche).
  • Verschicken Sie niemals heikle oder intime Bilder von sich, die Sie nicht auch selbst veröffentlichen würden.
  • Schicken Sie kein weiteres Geld respektive keine anderen Güter.
  • Erstatten Sie bei Ihrer Polizei Anzeige.
  • Brechen Sie danach den Kontakt mit dem Betrüger oder der Betrügerin vollständig ab und blockieren Sie die Person auf allen Kanälen.
  • Werden Sie von weiteren vermeintlichen Unterstützern (zum Beispiel Interpol, einer ausländischen Polizeibehörde, Opferanwälten usw.) kontaktiert, reagieren Sie nicht darauf.
  • Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson über den Vorfall und suchen Sie sich psychologische Hilfe, falls Sie die ganze Sache zu sehr belastet.
  • Bei finanziellen Problemen wenden Sie sich an die Schuldenberatungsstelle in Ihrem Kanton.

Weitere Informationen: www.skppsc.ch/romance-scam

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