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Skirennfahrerin Allegra Frei vor ihrem Zuhause in Gockhausen. Foto: David Marti.

Teenager will die Ski-Nation glücklich machen

Die Dübendorferin Allegra Frei möchte als Skirennfahrerin gross rauskommen. Schon als Kind hat sie anstelle eines Plüschtieres ihre Ski ins Bett genommen.

Skirennfahrerin Allegra Frei vor ihrem Zuhause in Gockhausen. Foto: David Marti.

Veröffentlicht am: 21.11.2022 – 12.55 Uhr

Allegra Frei trifft man in Gockhausen kaum ohne Sportbekleidung an. Auch zum vereinbarten Treffen am Siedlungsrand kommt sie mit Bike und entsprechender Ausrüstung von Kopf bis Fuss.

«Gehört zu meinem Konditionstraining für den Skirennsport», sagt sie. Auf einem Spaziergang auf dem Waldweg Richtung Dübendorf spricht die 16-Jährige über ihren Wunsch, Profiathletin zu werden. Man merkt ihr an, dass sie das eigentlich nicht gerne macht – also spazieren.

Für die gebürtige Gockhauserin gehört Tempo zum Leben. «Skifahren ist für mich Schnelligkeit und Adrenalin.» Auch Vielfalt gehöre zu dem Sport, sagt sie. Deswegen hat sie sich auch noch nicht entschieden, auf welche Disziplin sie sich fokussieren will.

Im Slalom, Riesenslalom und Super-G fährt sie national im Juniorenbereich Spitzenplätze ein. Seit Anfang Jahr ist sie Schweizer Meisterin im Riesenslalom.

Das Gockhauser Terrain, wo Mitte November weit und breit kein Schnee zu sehen ist und das Gelände eher für Langlauf denn für eine temporauschende Abfahrt geschaffen ist, weiss sie trotzdem zu nutzen.

So joggt sie öfters nach Dübendorf und zurück oder fährt mit ihrem Bike durch die Wälder. «Ich gönn mir aber auch einen Ruhetag pro Woche. Das ist im Trainingsplan so vorgesehen.»

Ausgang mit Partys ist aber nicht ihr Ding. Mit Freunden und Freundinnen treffe sie sich lieber zum Film schauen oder zum Backen. 

Ein bisschen Spott

Obwohl sie im Flachland lebt, kommt das Schneetraining bei ihr trotzdem nicht zu kurz. Seit Oktober ist sie in Diavolezza GR und Engelberg OW im Training. Im Obwaldner Ort besucht sie zudem das Nationale Leistungszentrum.

Dort ist sie als Zürcherin eine Exotin. Ein paar neckische Sprüche musste sie sich von den Zentralschweizern deshalb zu Beginn schon gefallen lassen, etwa: «Aha, eine Zürcherin, hast du denn überhaupt schon mal Schnee gesehen?»

Allegra Frei nimmt’s gelassen und zeigte letztes Wochenende, wie vertraut sie mit der weissen Unterlage ist. So wurde sie im Juniorenrennen des internationalen Skiverbandes in Kitzbühel als jüngste der Teilnehmerinnen 17. und damit viertbeste Schweizerin.

Anfang Jahr feierte Allegra Frei mit anderen Swiss-Ski-Athleten ihren Schweizermeistertitel im Riesenslalom.  

Auf dem Weg zu ihrem Zuhause sagt Frei, wie wichtig ihr neben dem Sport die Familie ist. Deswegen verbringt sie möglichst viel Zeit im Kreis der kleinen Schwester, dem jüngeren Bruder oder den Eltern.

Mit der sportlichen Familie werden selbst vermeintlich harmlose Velotouren zu Wettkämpfen. Auf der Skipiste kommt ihr allerdings niemand mehr nach. Auch ihr Vater nicht, ihr bisher grösster Konkurrent.

Sie verscherzt es sich damit auch ein bisschen mit ihrem Chef, denn sie absolviert ihre Lehre als Metallbaukonstrukteurin im elterlichen Familienunternehmen. So kann sie auch gut viel Zeit in den Sport investieren, was aber ihre Lehrzeit im Betrieb um ein Jahr verlängert.

Eine Garage wie ein Skiraum

Wie sehr der Sport das Leben der Familie prägt, zeigt ein Blick in die Garage des elterlichen Heims. Auf den Regalen liegen Sportausrüstungen, mehrere Bikes sind hier abgestellt und mindestens ein Dutzend Paar Ski, die meisten davon gehören Allegra Frei. Allein ihr Skiausrüster hat ihr für diese Saison zehn Paar zur Verfügung gestellt.

Im Wohnhaus wird sie sogleich von Hund Romeo und der kleinen Katze Amar, dem jüngsten Familienmitglied, begrüsst. Auch zugegen sind Schwester Stella und Mutter Aline Steinbrecher.

Sie amüsieren sich köstlich, als sich die Athletin fürs Pressefoto ins Skirenndress wirft und im Wohnzimmer ihre fehlenden Stücke zusammensucht.

Auf die junge Frau werden immer mehr Sponsoren aufmerksam, dennoch tragen die Eltern noch einen gewichtigen Teil der Kosten, wie Aline Steinbrecher in der Stube sagt. 18'000 Franken würden all die Skitage im In- und Ausland samt Unterkunft und Verpflegung kosten. Deswegen versuche Allegra die Kosten derzeit über ein Crowdfunding zu decken.

Aber natürlich werden sie ihre Tochter weiterhin unterstützen, sagt Steinbrecher. Die Tochter dankt es mit Skilektionen für die Mutter, die sie ihr als Gutscheine schenkt. «Dass Allegra im Skifahren überhaupt so weit gekommen, ist allein ihr eigener Verdienst.»

Ski im Kinderbett

Mit der ersten Anmeldung in die Skischule im Alter von drei Jahren hat ihre Karriere eine Eigendynamik entwickelt. Der Skilehrer habe sie als aussergewöhnliches Talent eingestuft und empfohlen, dass sie einem Skiclub beitritt. Von dort wurde sie dann ins Regionale Leistungszentrum Hoch-Ybrig und nun seit kurzem ins Nationale Leistungszentrum Mitte aufgenommen.

Unvergessen bleibt für die Mutter, wie Allegra ihre ersten Ski zu Ostern bekommen hat. «Sie hat die Ski ins Bett genommen und wollte sie partout nicht mehr hergeben. Wir hatten Angst, dass sie sich an den scharfen Kanten schneidet und haben sie ihr nach dem Einschlafen wieder weggenommen.»

Auch an ihre ersten Versuche auf den Ski kann sich die Mutter noch gut erinnern. «Allegra ist mit dem Nuggi im Mund die Piste hinuntergefahren. Auch vor schwarzen Pisten hatte sie keine Angst, geweint hat sie nur, wenn wir ihr den Nuggi wegnehmen wollten.» Und schon bald habe sie die Pistenmarkierungen als Torstangen entdeckt, um damit Slalom zu fahren.

 «Ein bisschen Angst um meine Tochter habe ich auch heute noch», sagt Steinbrecher, «Skirennfahren ist ja nicht ungefährlich.»

Allegra Frei blieb aber bislang zumindest auf der Skipiste von Verletzungen verschont. «Ein paar Gehirnerschütterungen nach Stürzen, mehr war es nicht. Gehört zum Skirennsport dazu», sagt der Teenager.

Sie glaubt fest an ihre Zukunft im Skizirkus. Und was, wenn es dafür nicht reicht? «Das will ich mir lieber nicht vorstellen.»


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