Es gibt Winter wie diesen, da sind Dübendorf und Uster in Eis und Schnee gehüllt. Wenig repräsentative Umfragen auf der Strasse zeigen, dass die Einwohner mit dem festen Aggregatzustand nicht allzu viel anfangen können. Einzelne behaupten, dass den Dübendorfern die Fallgeschwindigkeit der Schneeflocken von nur vier Stundenkilometern zu langsam sei. Auf der anderen Seite heisst es, dass sich die Ustermer immer noch schwer mit dem Eis tun, solange es nicht in ihren Cocktailgläsern schwimmt.
«Uster on ice» mit Eishockey «light»
Tatsächlich stossen sich immer noch viele Ur-Ustermer an Eisfeldbanden die pedikürten Zehen blutig, weil sie sich immer noch nicht daran gewöhnt haben, dass ihr Spazierweg durch den Park seit zwei Jahren von einem temporären Eisfeld versperrt ist. Denn dort findet von Dezember bis Januar «Uster on ice» statt. Dann können Besucher neben der Randsportart Eisstockschieben auch Eishockey spielen. Allerdings wird dafür nur zweimal in der Woche das komplette 600 Quadratmeter grosse Feld für das Spielen mit dem Puck gesperrt. An zwei Tagen ist Eishockey nur auf einem Teil des Feldes möglich.
Ganz anders in Dübendorf. Dort steht den Eishockeyspielern an zwei Tagen pro Woche ein 1800 Quadratmeter grosses Feld zur Verfügung. An weiteren drei Tagen teilen sie sich das Eis mit anderen Schlittschuhläufern. Von Oktober bis März dauert die Saison und ist damit länger als in Uster. Die Wortwahl verspricht zudem harten Wintersport pur: «Chneble» heisst das Eishockeyspielen auf der Webseite der Kunsteisbahn. Währenddessen vertröstet man die Ustermer Kinder mit Plastikkuscheltieren, die sie auf dem Eis hin- und herschieben; und mit der Wertung «Uster on ice» zeigt die Stadt, dass sie in der Disziplin nicht «on fire» ist. Weil Wintersport hart und eiskalt sein muss, verliert Uster mit dem knapperen Angebot für harte Eishockeyspieler, damit geht der Punkt an Dübendorf.
Eine wichtige soziale Wintersportart ist Schlitteln. Nur mit dem Schlitten kann man ohne viele Aufhebens Menschen über den Haufen fahren und mit einem knappen «sorry, gäll» vertrösten. Für solche Aktionen sind die topografischen Verhältnisse von Dübendorf durchaus geeignet. Das Terrain zieht sich im Ortsteil Gockhausen bis fast 630 Meter über Meer. In Uster wirkten die geologischen Kräfte weniger stark und liessen der Stadt gerademal ein Top of Uster von 590 Meter über Meer bei Wermatswil.
«Cooler» Schlittelweg in Dübendorf
Doch offiziell zählen die höchsten Erhebungen nicht als Startpunkte für ein Schlittelabenteuer. Sonya Bieder, Präsidentin der Elterngruppe Dübendorf, empfiehlt die Strecke mit Start ab Gockhausen Dorf neben dem Schulhaus entlang des Tüfwegs durch den Wald nach Dübendorf. «Die Strecke ist cool. Durch das Gefälle gewinnt man rasch an Tempo.»
Bei der Stadt Dübendorf heisst es, dass es innerhalb der Gemeinde keinen offiziellen Schlittelweg gebe.
Fragt man in Uster beim Familienzentrum nach Schlittelwegen, verweist man schüchtern an die Stadtverwaltung. Marco Saxer, Leiter des Strasseninspektorats Uster, sagt: «Als besonders beliebt gilt der Hügel beim Aussichtspunkt Neubühl neben der Wannen- und Wildsbergstrasse.» Bei den Ustermern ist die Erhebung auch als sogenannter Stopperhügel bekannt. Auch beim Tämbrig-Areal werde den Hügel hinuntergeschlittelt. An beiden Orten stellt die Stadt jeweils Fangnetze an den gefährlichen Stellen entlang der Strassen auf. Liegt besonders viel Schnee, wurde auch schon die Brunnenwiesenstrasse offiziell für den Fahrverkehr gesperrt oder Fangnetze aufgestellt. «Dies ist aber seit 2012 nicht mehr vorgekommen», so Saxer.
Der Spassfaktor ist eindeutig auf Seiten der Dübendorfer. Allein der Name Stopperhügel sorgt für ein Ausbremsen der Ustermer Schlittler. Die sachverständige und sicherheitsbedachte Stadtverwaltung lässt aber das hohe Potential erkennen, das in Uster schlummert. Selbst als Austragungsort für eine Schlittel-WM käme die Gemeinde in Frage, wenn man sich in den vergangenen Jahren ein bisschen besser um eine wohlgeformte Hügellandschaft gesorgt hätte. Zum Beispiel würde ein Atomendlager neben dem «Stopperhügel» eine nachhaltige Erdreichmutation mit sich ziehen und einen strahlend schönen Schlittelabhang modellieren. Für sowas sind die Ustermer aber zu wenig aufgeschlossen. Beim Schlitteln gibt es deswegen ein unentschieden.
Alles fährt Ski – ausser Uster und Dübendorf
Wegen der übersichtlichen Gefälle der beiden Städte erübrigt sich die Frage nach Skipisten. Doch auch Ustermer und Dübendorfer prahlen gerne mit ihren an die Wand genagelten Ski in der heimischen Wohnstube. Deswegen gibt es auch Skigeschäfte, die diese Dekorationsartikel für die Bewohner der Städte verkaufen. In Google Maps erhält man mit der Suche «Ski kaufen» auf dem Gemeindegebiet von Dübendorf ein einziges Geschäft angezeigt.
In Uster bieten hingegen gleich fünf Läden Ski zum Verkauf an. Wie gut sich diese Bretter tatsächlich verkaufen lassen, lässt sich nicht ausmachen. Dennoch muss der Punkt hier an Uster gehen, weil das flächendeckende Angebot erahnen lässt, wie sehr sich das Gewerbe in der Stadt um eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Ski bemüht.
Das Duell endet 2:2. Selbst mit massig Glühwein intus muss man ernüchtert feststellen, dass sich die beiden Städte nicht mal für Holländer als Wintersportdestinationen eignen. Dübendorf und Uster sind als Wintersportorte wie zwei schusselige Touristen, die mit ihren Zungen an einer metallenen Pistentafel festgefroren sind. Ohne grosse Schmerzen kann sich keiner der beiden aus der misslichen Lage befreien, um anschliessend lustvoll auf dem Pulverschneehang hinunterzuwedeln. Und so warten beide auf den Frühling. Besser so.
Uster - Dübendorf 6:4
bisher erschienen:
Der bessere Wintersportort: unentschieden
Das bessere WC-Angebot: Uster
Das beste Stadthaus: Dübendorf
Die schönste Badi: unentschieden
Statistisch am attraktivsten: Uster
Bester Döner: Uster
Fussballverrücktere Stadt: Dübendorf
Angesagtere Partnerstadt: Uster
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