Ein veganer Lebensmittelladen in Winterthur wurde von der Polizei geschlossen, da sich die Betreiberin nicht an die Maskenpflicht hielt. Diese blieb standhaft. «Ich werde mich den Forderungen für eine Wiedereröffnung nicht beugen», schrieb sie auf ihrer Website. Zu einer Verhaftung wollte sie es aber nicht kommen lassen, sagte sie gegenüber dem Landboten. «Im Gefängnis gibt es wohl kein veganes Essen.»
Diese Befürchtung war nicht unbegründet. Denn in allen Gefängnissen des Kantons Zürich werden keine eigentlichen veganen Menüs angeboten. Jedoch werde das Möglichste unternommen, um die Gerichte mit veganen Zutaten zuzubereiten. «Wir bieten fleischlose Kost an, berücksichtigen Allergien sowie religiöse Ernährungsvorschriften, was bereits zu einem äusserst differenzierten Essensangebot führt», sagt Elena Tankovski, stellvertretende Leiterin Kommunikation bei der kantonalen Direktion der Justiz und des Inneren.
Für Insassen, die sich vegan ernähren wollen, stehe ein vegetarisches Menü zum Angebot. «Auf die tierischen Komponenten kann verzichtet werden, zum Beispiel Reibkäse auf den Spaghetti al Pomodoro, dafür können bei Bedarf mehr Teigwaren, Reis oder Kartoffeln bezogen werden.» Die Inhaftierten hätten zudem die Möglichkeit, zum Abendessen anstelle des normalen Menüs einen Rohkostteller zu bestellen.
Zutaten aus der Region
Im Gefängnis Pfäffikon gibt es jeweils drei Menüs zur Auswahl: Normal, ohne Schweinefleisch und vegetarisch. «Auf Insassen, die an einer Unverträglichkeit von Gluten leiden, wird ebenfalls Rücksicht genommen», sagt Tankovski. Dasselbe gilt für Diabetiker oder Allergiker. Auf Einzelfälle werde eingegangen, aber es herrsche kein generelles Lebensmittel-Verbot.
« Vegane Insassen werden durch den Arzt auf Mangelerscheinung überprüft und kriegen allenfalls Vitamintabletten verschrieben.» Zusätzlich gewünschte Vitamine, Proteine und Spurenelemente, die nicht vom Arzt verschrieben werden, müssen die Insassen am anstaltsinternen Kiosk beziehen und somit selber finanzieren.
2020 wurden die Sicherheitsanlagen in Pfäffikon erneuert, nun können zwei Drittel der rund 80 Insassen ihre Mahlzeiten im neu geschaffenen Speisesaal einnehmen.
«Jene, die nicht dort essen wollen, haben die Möglichkeit, ihr Essen auf der Zelle einzunehmen», sagt Elena Tankovski. Das andere Drittel hat keinen Zugang zum Speisesaal. «Jedoch steht es diesen Insassen frei, mit befreundeten Insassen in anderen Hafträumen zu essen.»
Die Mahlzeiten werden im Vollzugszentrum Bachtel in Ringwil zubereitet und täglich angeliefert. Die Zutaten stammen dabei zu einem grossen Teil aus der dort betriebenen Bio-Gärtnerei, wo neben Gemüse wie Kartoffeln, Gurken, Zucchetti oder Kürbis auch Früchte wie Äpfel, Kirschen oder Zwetschgen angebaut werden. «Fleisch wird aus der Schweiz bezogen und auch sonst werden regionale Lieferanten bevorzugt.»
Halal-Fleisch «nicht zwingend erforderlich»
Im Rahmen der Religionsfreiheit sind zudem alle Gefängnisse im Kanton Zürich generell dazu verpflichtet, in Sachen Essen Rücksicht auf Insassen verschiedenen Glaubens zu nehmen. «Dazu gehören schweinefleischfreie Kost, Fastenkost für Ramadan oder orthodoxes Fasten. Bei Bedarf werden koscher hergestellte Einzelportionen tiefgekühlt bei authorisierten Herstellern bestellt.» Halal-Fleisch sei jedoch nicht im Angebot. Elena Tankovski: «Dieses ist nach Rücksprache mit den Imamen auch nicht zwingend erforderlich für eine religiös bedingte Kostform bei Muslimen.»
Einblick in das harte Leben hinter Gittern
15.09.2019

Das Gefängnis Pfäffikon ist ein Untersuchungs- und Sicherheitsgefängnis mit einer Sicherheitsabte Beitrag in Merkliste speichern In allen Institutionen bilden Ernährungskonzepte die Grundlage. Die Menü-Gestaltung richtet sich auf acht Wochen aus. «Danach wiederholt sich der Plan, der laufend an saisonale Angebote und Abverkäufe der Anbieter angepasst wird.
Der Kalorienwert von zirka 2200 Kalorien pro Person und die ausreichende Versorgung von Nährstoffen und Vitaminen ist gewährleistet.»
Für die Menü-Planung stehen pro Person und Tag acht Franken zur Verfügung. Kritik am Essensangebot richte sich meist nur auf die Menge der Mahlzeiten, nicht die Qualität. «Dabei bewegen wir uns bei rund 450 bis 550 Gramm pro Person gegenüber der empfohlenen Menge von 380 Gramm», sagt Tankovski.
Soweit möglich würden auch an Feiertage angepasste Menüs und Desserts serviert. Als Beispiele nennt sie Osterlamm, Osterhasen, 1.-August-Weggen, Schoggi-Samichläuse oder Berliner an Silvester.
Trotz möglichst feierlicher Stimmung – Alkohol bleibt Tabu. «In den meisten Gefängnissen wird auch auf das Kochen mit Alkohol verzichtet, da der Missbrauch durch mitarbeitende Insassen in der Küche nicht völlig verhindert werden kann und zudem in manchen Religionen gänzlich verboten ist.»
In allen Gefängnissen des Kantons können die Insassen an einem internen Kiosk Artikel des täglichen Gebrauchs wie Lebensmittel, Toilettenartikel, Raucher- oder Papeteriewaren kaufen.
Lebensmittel, welche Gefangene per Post erhalten, sind im Gefängnis Pfäffikon allerdings nicht erlaubt. «Es handelt sich dabei um eine Sicherheitsmassnahme, die auch dem Schutz der Insassen dient, da bei einem externen Paket der Absender nicht überprüft werden kann.»
Anders sieht es aus, wenn Besucher Geschenke persönlich mitbringen. Doch auch hier gibt es Einschränkungen. Zu den Gaben, die unzulässig sind, zählen unter anderem Produkte, die sich nicht in der ungeöffneten Packung befinden, leicht verderbliche Lebensmittel sowie Waren, die übermässigen Kontrollaufwand verlangen wie Trockenobst.
Die Feile im Kuchen
Selbst hergestellte Produkte dürfen ebenfalls nicht übergeben werden. Überwiegt hier die Angst vor der berühmt-berüchtigten eingebackenen Feile im Kuchen oder doch vor Drogen?
«Sowohl als auch», sagt Elena Tankovski. «Es geht darum, die Einführung von Gegenständen oder Substanzen, welche die Ordnung, Sicherheit oder Gesundheit gefährden, zu verhindern.»
Auch wenn auf die verschiedenen Ernährungsweisen geachtet wird, sei es wegen religiöser und gesundheitlichen Gründen oder aus reiner Überzeugung – ein Ausbau des veganen Angebotes lohnt sich laut Tankovski nicht: «Bei den fast 400 Insassen in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies und den fünf zu beliefernden Aussengefängnissen gibt es im Schnitt nur zwei bis drei Anfragen pro Jahr.»
Dieser Artikel erschien ursprünglich im Oktober 2020. Im Rahmen unseres Essen&Trinken-Specials veröffentlichen wir ihn nun erneut.
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